Bezirksärztevertreter: „Versorgung nicht mehr optimal“

Erstellt am 07. Dezember 2022 | 04:29
Lesezeit: 3 Min
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Bezirksärztevertreter Christian Eglseer betont: Krankenkasse und Politik sind gefordert, die offenen Stellen zu besetzen.
Foto: privat
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Amstettens Bezirksärztevertreter Christian Eglseer über die medizinische Versorgung und was einen guten Arzt, eine gute Ärztin ausmacht.

NÖN: Viele Facharztstellen sind unbesetzt. Im Bezirk sind zwei freie Kassenplanstellen für Fachärzte ausgeschrieben. Eine Stelle für einen Hautarzt, eine für den Bereich Kinder- und Jugendheilkunde. Wird aus Ihrer Sicht genug getan, diese Stellen zu besetzen?

Christian Eglseer: Eindeutig nein. Das Problem liegt in erster Linie bei der Politik und den Krankenkassen, hier vor allem bei der Österreichischen Gebietskrankenkasse. Fälschlicherweise wird von manchen behauptet, die Ärztekammer sei mit Schuld an der Misere. Die Aufgabe der Ärztekammer ist, ihre Mitglieder, also die Ärzteschaft, zu vertreten. Sie ist primär nicht zuständig für die Vergabe von Arztstellen. Natürlich weist sie die Entscheidungsträger hin, wieso es oft unattraktiv ist, eine Arztstelle zu besetzen.

Wie sehen Sie generell die ärztliche, medizinische Versorgung im Bezirk Amstetten aufgestellt? Wie in den kommenden Jahren?

Eglseer: Hier muss man zwischen dem stationären und dem niedergelassenen Bereich unterscheiden. Im niedergelassenen Bereich ist die Versorgung nicht mehr optimal. Lange Wartezeiten auf einen Arzttermin, aufgrund von überbordender Bürokratie kaum mehr Zeit für den Patienten. Aufgrund der Überlastungen der Ärzte während der Woche können immer wieder Wochenenddienste nicht besetzt werden. Auch haben wir mehrere Ärzte, die – weil ihre Stellen nicht nachbesetzt werden können – in Pension sein könnten, jedoch noch weiter arbeiten.

Wie sehen Sie die Modelle Gemeinschaftspraxen und Primärversorgungszentrum? Gibt es hier Vorteile oder Nachteile?

Eglseer: Gruppenpraxen und Primärversorgungszentren sind für die Patienten oft von Vorteil: längere Öffnungszeiten, Vorteile durch ärztliche Teambildung und vieles andere mehr. Nachteil ist, dass man eventuell immer wieder von einem anderen Arzt betreut wird. Aber insgesamt sind die Strukturen zukünftig sehr wichtig. Ob sie jedoch überall von Vorteil sind, ist zu bezweifeln.

NÖN: Ist der Beruf als Allgemeinmediziner noch attraktiv genug? Wie sehen Sie die Ausbildung und gibt es genug „Nachwuchs“?

Eglseer: Im Prinzip ist der umfassende Allgemeinmediziner der klassische Arzt und nicht der „Überdrüberspezialist“. Der Allgemeinmediziner wurde aufgewertet, er wird zukünftig der Facharzt für Allgemein- und Familienmedizin. Er hat auch eine längere Ausbildung zu absolvieren. Wir glauben, dass es mit der Aufwertung wieder mehr Nachwuchs geben wird.

NÖN: Was macht einen guten Arzt, eine gute Ärztin aus?

Eglseer: Eine gute Ausbildung mit fachübergreifendem Wissen und Empathie. Es nutzt der beste Arzt nichts, wenn er mit dem Patienten nicht kann, beziehungsweise der freundlichste Arzt nichts, wenn er ein eingeschränktes Wissen besitzt.

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