„Dürre Krot“ gegen Pest

Ardagger war im Bezirk lange Zeit der Hotspot der Ausbreitung des Coronavirus. Die Gemeinde wurde aber schon in früherer Zeit von Seuchen heimgesucht.
In den Jahren 1679 bis 1680 wütete dort etwa die Pest. Die Mittel, die zur Bekämpfung des „Schwarzen Todes“ eingesetzt wurden, waren oft wenig hilfreich. „So empfahl etwa Wolf Helmhard von Hohberg, der auf Schloss Rohrbach bei Haag ansässige Autor des damals weitverbreiten Hausbuches „Georgica Curiosa“ (von 1682), allen Ernstes: „Nimm ein dürre Krot und hänge sie über die Haus-Thür. Oder nimm die Beer und Gipffel von Wacholdern, sieds in einem grossen Kessel mit Wasser und bespreng das Haus täglich zwey oder dreymal, so treibt es allen bösen Dunst aus dem Hause.“
Sinnvoller ist da aus heutiger Sicht schon die „kaiserliche Infectionsordnung“ vom Jänner 1679, in der der verängstigen Bevölkerung zur Reinlichkeit geraten wird, da die „Erfahrenheit mit sich bringt, daß die Sauberkeit ein sonderbar nützliches und notwendiges Mittel ist, die Einreißung der Infection zu verhüten.“ Befohlen wird auch, weder „Blut, Eingeweit, Kopf und Bein von abgetödten Vieh oder anderen Unflat“ auf öffentlichen Plätzen auszugießen und auch keine toten Hunde, Katzen oder Hühner auf die Gasse zu werfen. 1680 gab es im Markt Ardagger übrigens auch schon einen „Erlaß“, keine Fremden und Durchreisenden mehr einzulassen.
Wirklich gewütet hat die Pest in Ardagger in den Jahren 1712/13. Die Kirchenmatrik registrierte 1713 170 Verstorbene. Allein in den Monaten August und September gab es 84 Opfer.
Kirtag wegen Pest auf Kollmitzberg verlegt
Übrigens: Dass der Kollmitzberger Kirtag ebendort stattfindet, ist auch der Pest geschuldet. Seine Wurzeln reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Damals fand er noch im Ardagger Stift statt und dauerte zwei Monate. Weil in den niedriger gelegenen Regionen jedoch die Pest wütete und der Kollmitzberg davon verschont blieb, wurde der Kirtag dorthin verlegt.
Natürlich wurden aber auch viele andere Gemeinden im Bezirk von der Pest heimgesucht.
1697 starben etwa in Neu-stadtl 46 Personen an der Seuche, in St. Peter in der Au wurden 1697 und auch 1713 ganze Höfe ausgerottet. In Strengberg forderte die Pest 1684/85 300 Tote. In Weistrach starben 1697 und 1730 60 Menschen.
Aber auch andere Krankheiten forderten im Bezirk viele Opfer.
In Euratsfeld raffte laut Schulchronik in den Jahren 1879 bis 1884 eine Diphtherie-Epidemie etwa 200 Kinder dahin.
In Biberbach brach 1772 eine Seuche aus, die man Faulfieber nannte – wahrscheinlich handelte es sich um Typhus. 70 Menschen starben.
1918 wütete auch im Bezirk die spanische Grippe. Ein Beispiel: Am 8. Oktober war in Strengberg die Hochzeit der Eheleute Perndl, Nöslbauer. Danach verbreitete sich die Epidemie explosionsartig. Am 10. Oktober gab es im Ort schon 100 Kranke. 20 Menschen starben.