Gutes Jahr für den Wald

Erstellt am 02. Oktober 2021 | 04:25
Lesezeit: 3 Min
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr
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Eichen und andere Laubbäume sind in den heimischen Wäldern im Vormarsch. Sie können der Trockenheit besser standhalten, berichtet Bezirksförster Friedrich Hinterleitner.
Foto: v
Die feuchte Witterung hat vor allem den Fichten gutgetan. Sie haben sich von der Trockenheit erholt und auch die Borkenkäferplage hielt sich heuer in Grenzen.
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 Waldbesitzer im Bezirk Amstetten  sind dankbar für den feuchten Sommer, weil dadurch die Borkenkäferplage eingedämmt wurde. „Wenn man sich die Statistik anschaut, war es gar nicht so kühl, aber der Niederschlag war auf jeden Fall über dem Durchschnitt“, sagt Bezirksförster Friedrich Hinterleitner. In den niedrigen Lagen hatte das zur Folge, dass der Borkenkäfer in viel geringerem Umfang auftrat, als in den Jahren 2018 und 2019, in denen es sehr trocken war. „Seltsam ist allerdings, dass es dafür in den Bergen, also im inneren Ybbstal und auch auf Scheibbser Seite, die sonst eher verschont blieben, heuer mehr Käfer gab. Den Grund wissen wir nicht, vielleicht hat es sich über die letzten Jahre hin aufgebaut“, sagt der Forstexperte.
Insgesamt, so seine Diagnose, gehe es dem Wald jetzt sehr gut. Der viele Regen sei fast für alle Baumarten in Mitteleuropa von Vorteil gewesen und auch der Grundwasserspiegel habe sich erholt. „Das sieht man auch daran, dass heuer im Sommer in fast allen Waldbächen Wasser floss. Und auch am kräftigen und saftig grünen Unterwuchse kann man es erkennen“, sagt Hinterleitner.

Laubbäume und Tannen bevorzugt

Dort, wo aufgrund der Käferplage Fichtenbestände gefällt werden mussten, ist inzwischen großteils aufgeforstet worden, auch wenn das im Vorjahr oft schwierig war, weil ausländische Helfer aus Tschechien, der Slowakei und Polen aufgrund der Corona-Krise nur in geringerer Zahl ins Land kommen konnten. „Gerade im Gebirge braucht man die Leute aber, denn dort kann man nur händisch setzen und sie sind auch gut geschult“, erklärt der Bezirksförster.

Was die Baumarten betrifft, so sind eindeutig die Laubbäume im Vormarsch, weil sie standorttypischer sind – Eichen vor allem. Bei den Nadelhölzern wird anstatt der Fichte nun die Tanne bevorzugt. Beide Baumarten wurzeln eher tief und das ist in trockenen Sommern, wenn der Grundwasserspiegel sinkt, natürlich wichtig. Die Fichten, die eher flach wurzeln, haben dann hingegen mit der Trockenheit zu kämpfen und werden dadurch noch anfälliger für den Borkenkäfer. Der Preis für Holz ist derzeit hoch, weil die Nachfrage am Bausektor kaum gestillt werden kann. Eine Folge davon ist, dass die Waldbesitzer motiviert sind, mehr Pflegemaßnahmen zu setzen. „Wir merken es daran, dass der Bedarf an kleinen Forststraßen gewachsen ist. Wenn der Preis schlecht ist, rührt sich da viel weniger“, sagt Hinterleitner.

Die Hoffnung, dass der Borkenkäfer längerfristig aus den Wäldern verschwindet, wäre trügerisch. „Denn einen eisernen Bestand gibt es immer“, sagt der Bezirksförster. Zwar seien die Bäume jetzt gestärkt, aber wenn es zwei Jahre hintereinander trocken sein sollte, dann werde die Lage rasch wieder gefährlich. Der Klimawandel bringe auch mit sich, dass der Käfer in höhere Lagen wandere. „Vor dreißig Jahren, als ich studiert habe, hat es geheißen, der Borkenkäfer ist über 1.000 Meter Seehöhe kein Thema. Jetzt gibt es ihn aber schon in 1.400 Metern in problematischer Menge“, berichtet Hinterleitner. Heuer hat die Witterung den Fichten aber zumindest
eine Atempause verschafft.

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