„Mangel im Pflegebereich wird sich zuspitzen“

Wie der aktuelle NÖ Altersalmanach zeigt, wird der Pflegebedarf in den nächsten Jahren ansteigen. Das betrifft Pflegeeinrichtungen, 24-Stunden-Betreuer und mobile Dienste. Die Gründe dafür sind – wie etwa das Hilfswerk betont – vielfältig: weniger innerfamiliäre Pflege durch kleinere Haushalte, steigende Berufstätigkeit der Frauen und besseren Gesundheitszustand älterer Menschen.
Mit über 2.000 Mitarbeitern und einem Marktanteil von über 47 Prozent liegt das Hilfswerk Niederösterreich bei der mobilen Pflege an erster Stelle. Dort rechnet man damit, dass die Nachfrage nach Pflegepersonal in den nächsten drei Jahrzehnten massiv zunimmt. „2050 werden wir dreieinhalb mal so viel Pflegepersonal brauchen wie jetzt. Es sind dringend Maßnahmen nötig, denn der Personalmangel wird sich in Zukunft noch weiter zuspitzen“, unterstreicht Landtagsabgeordnete Michaela Hinterholzer, Präsidentin des Hilfswerks Niederösterreich.
Um dem steigenden Pflegebedarf Herr zu werden, brauche es mehr Mittel für die Pflege im Allgemeinen, flexiblere Angebote, einen Ausbau der mobilen Dienste und die Stärkung von pflegenden Angehörigen. Die kürzlich beschlossene Pflegegeldvalorisierung sei ein wichtiger Schritt und ein zukunftsweisendes Signal gewesen.

Dass die Abschaffung des Pflegeregresses ein richtiger Schritt war, davon ist Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig, Regionalvereinsvorsitzende der Volkshilfe Amstetten, überzeugt. „Unabhängig davon zeigen uns die Prognosen, dass die Zahl der zu Pflegenden weiter steigen wird und wir dafür Rahmenbedingungen schaffen müssen“, betont sie. Man setze daher auf eine staatlich finanzierte Pflege und auf eine Pflegeservicestelle wo es gebündelt alle Informationen rund um das Thema Pflege gibt und fordert bundesweit einheitliche Qualitätskriterien.
Sehr erfreut zeigt sich Königsberger-Ludwig über den Beschluss der jährlichen Valorisierung des Pflegegeldes. Die würde dazu führen, dass Pflege und Betreuung zu Hause leistbarer wird. „Für die Angehörigen – vielfach trifft es Frauen – braucht es Unterstützung, damit sie ihr Leben gut weiterführen können.“
Als Volkshilfe stehe man – wie der gesamte Pflegebereich – vor der Herausforderung, ausreichend Personal zu finden. „Unsere Aufgabe wird es daher auch künftigsein, uns als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren“, weiß Königsberger-Ludwig.
Einsatzstunden stiegen um zehn Prozent
Die Nachfrage nach Dienstleistungen in der Betreuung und Pflege zu Hause ist auch bei der Caritas ungebrochen hoch. „Wir hatten im letzten Jahr im Bezirk eine Steigerung an Einsatzstunden von zehn Prozent zu bewältigen. Dies war eine gewaltige Herausforderung und konnte nur durch den Einsatz unserer rund 230 Mitarbeiter in den Sozialstationen des Bezirks bewältigt werden“, berichtet Markus Lurger, Caritas-Regionalleiter Mostviertel West. Manchmal müsse man durch die große Nachfrage leider auch Kundenanfragen ganz ablehnen, wenn nicht ausreichend Personal zur Verfügung steht. „Unsere Einsatzleiterinnen sind allerdings immer sehr bemüht, mit den Angehörigen Lösungen zu finden“, betont Lurger. Auch bei der Caritas sucht man laufend Personal in allen Berufsgruppen und freut sich über Anfragen.
Neben den mobilen Diensten wird auch die stationäre Langzeitpflege stärker nachgefragt. Das NÖ Pflege- und Betreuungszentrum Amstetten hat einen fast 100-prozentigen Auslastungsgrad. „Die Abschaffung des Pflegeregresses hat auch bei uns eine erhöhte Nachfrage nach dem Angebot der Langzeitpflege ausgelöst. Trotz der gestiegenen Nachfrage gibt es in den meisten Fällen eine Aufnahme bei uns als Wunschhaus“, sagt Direktorin Sabine Weidinger.
Auch bei der stationären Pflege zeichnet sich ein Mehrbedarf an Personal ab. „Ich begrüße die Ausbildungsoffensive des Landes NÖ. Im NÖ Pflege- und Betreuungszentrum Amstetten sind alle Dienstposten besetzt und uns liegen auch für künftige Nachbesetzungen Bewerbungen vor. Nichtsdestotrotz freuen wir uns über Bewerbungen im Bereich der Diplomkrankenpflege, der Pflegeassistenz und der Heimhilfe“, so Weidinger.