28 Frauen suchten mit 34 Kindern Schutz im Frauenhaus

Erstellt am 25. März 2023 | 07:30
Lesezeit: 3 Min
Frauenhaus zieht Bilanz
Anita Buder, Marlene Schagerl und Margit Kneil sind froh, dass die meisten der 28 Frauen, die im Vorjahr im Frauenhaus Zuflucht suchten, inzwischen ein Leben ohne Gewalt führen können. Gewaltprävention ist für sie aber unabdingbar.
Foto: Schleifer-Höderl
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Im vergangenen Jahr verzeichnete das Frauenhaus Amstetten 5.078 Nächtigungen – um 154 mehr als 2021. Für den notwendigen Neubau fehlen noch die finanziellen Mittel. Spenden sind erbeten.

„Vor allem im Frühjahr, Frühsommer und Winter war unser Haus immer voll belegt“, sagt Frauenhaus-Mitarbeiterin Margit Kneil. „Wir mussten sogar Frauen abweisen oder an andere Frauenhäuser weitervermitteln, weil wir keinen Platz mehr hatten und auch schon unser Spielzimmer sowie das Souterrainzimmer als Wohnräume vergeben waren.“

Insgesamt haben im Vorjahr 28 Frauen mit ihren 34 Kindern – davon 19 Mädchen und 15 Buben – Zuflucht im Amstettner Frauenhaus gesucht. Die Mehrzahl der Frauen war im Alter von 20 bis 40 Jahren, die Kinder von zwei bis acht Jahren. Die Verweildauer betrug durchschnittlich zwischen sechs Monaten und einem Jahr. Erziehungswissenschaftlerin Margit Kneil ortet aber beim Anstieg der Nächtigungen nicht automatisch auch einen Anstieg der Gewaltopfer. „Viel mehr ist anzunehmen, dass Frauen immer besser darüber informiert sind, wo sie sich hinwenden können, wenn sie von Gewalt betroffen sind. Doch obwohl wir bemüht sind, das Thema Gewalt aus der Tabuzone zu holen, gibt es leider noch immer Betroffene, die wir nicht erreichen.“

Informationen sollen sensibilisieren

Das Frauenhaus Amstetten setzt daher auf Information an Schulen, um damit nicht nur Mädchen, sondern auch Burschen zu sensibilisieren. „Gewalt darf keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Ein gewaltfreies Leben muss es für alle von uns geben – egal ob für Frauen oder für Männer“, sagt Kneil. Besonders auffallend war für das Frauenhausteam im Vorjahr, dass sich einige „Hochrisiko-Frauen“ unter den Schutzsuchenden befanden, also Frauen, denen die Tötung angedroht wurde. „Auch war ein Teil der Frauen bereits jahrelanger Gewalt ausgesetzt“, sagt Kneil. Neben der verbalen und physischen Gewalt spielten dabei auch die physische und sexualisierte Gewalt eine Rolle. Die Frauen wurden von ihren Gefährdern nicht nur vom sozialen Umfeld isoliert, sondern auch kontrolliert. Das ging bis hin zu Überwachungsapps am Handy.“

Erfreuliches gibt es aber auch zu berichten. Ein Drittel der 28 Frauenhaus-Bewohnerinnen des vergangenen Jahres haben bereits eine eigene Wohnung und somit einen Neustart ohne Gewalt geschafft. Gut zwei Drittel der Frauen sind bei Freunden oder Verwandten untergekommen und nur zwei Frauen sind zum Misshandler zurückgekehrt.

Neubau des Frauenhauses: Spenden erbeten

Was den geplanten Neubau des in die Jahre gekommenen Frauenhauses betrifft, so ist das Team zuversichtlich. „Es fehlen uns allerdings noch die ausreichenden finanziellen Mittel dazu. Wir sind aber weiterhin mit dem Land Niederösterreich im Gespräch und hoffen außerdem weiterhin auf Spenderinnen und Spender, die uns bei unserem Vorhaben unterstützen.“

Und noch ein Anliegen hat das Frauenhausteam: „Viele unserer Bewohnerinnen haben im Vorjahr keine Arbeit annehmen oder keinen Deutschkurs besuchen können, weil sie für ihre Kinder keinen Betreuungsplatz gefunden haben. Zwar wird ab 2024 hier eine Verbesserung der Situation seitens der Politik versprochen, aber hoffentlich gelingt das auch!“

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