Krimiautor Scharner: „Meine Figuren sind selten nur gut oder böse“

NÖN: Wie sind Sie auf das Thema Ihres neuen Krimis gekommen?
Helmut Scharner: Als wir vor einigen Jahren umgezogen sind, haben wir uns auch eine Alarmanlage für unser neues Heim besorgt. Ich habe mich damals intensiv mit den verfügbaren Technologien auseinandergesetzt und dachte mir, dass das ein interessantes Umfeld für eine meiner Figuren wäre. Mein Protagonist in „Die Mostviertlerin“, Harald Brunner, verkauft und wartet Alarmanlagen. Mein Ziel war es, die Figur bereits zu Beginn in eine richtig schwierige Lage zu bringen. Brunner ist viel auf Geschäftsreisen und freut sich immer darauf, zu seiner Familie zurückzukehren – als er nach so einer Reise seine Frau nicht antrifft und nirgends finden kann, wird für ihn ein Albtraum zur Realität!
Es geht im neuen Buch auch um Gewalt an Frauen. Wollen Sie bewusst auf diese Thematik aufmerksam machen?
Scharner: Mit Kriminalromanen habe ich die Möglichkeit, gesellschaftliche Themen fiktiv in Geschichten darzustellen. Leider ist Gewalt an Frauen weiterhin sehr aktuell, insofern macht es für mich Sinn, dieses sensible Thema auch in einem meiner Krimis zu behandeln. Wer meine bisherigen Romane gelesen hat, weiß, dass ich versuche, meine Figuren vielschichtig darzustellen, sie sind selten nur gut oder nur böse. Bei Harald Brunner war dies für mich als Autor nun eine Gratwanderung, denn er liebt seine Frau und versucht alles, um sie zu finden, gleichzeitig weiß die Leserin oder der Leser jedoch, dass da eine dunkle Seite in ihm schlummert, die zumindest einmal in der Vergangenheit schon die Oberhand gewonnen hat.
Der Krimi ist außerhalb Ihrer Reihe mit Ermittler Brandner angesiedelt. Warum?
Scharner: Die Reihe mit Ermittler Brandner war ursprünglich als Trilogie konzipiert, daher habe ich danach an einem Krimi ohne Brandner zu schreiben begonnen. Brandner ist allerdings bei den Leserinnen und Lesern derart gut angekommen, dass mein Verlag Gmeiner diese Reihe fortsetzen wollte und ich den Titel „Mostbarone“ geschrieben habe. Der Text zu „Die Mostviertlerin“ war aber schon so weit fortgeschritten, dass ich mich entschieden habe, diesen meiner Leserschaft nicht vorzuenthalten – und glücklicherweise wollte ihn der österreichische Krimiverlag Federfrei veröffentlichen!
Wie sind Sie auf die Auseen als Tatort gekommen?
Scharner: Ich liebe die Idylle der Blindenmarkter Auseen zu jeder Jahreszeit! Mein Protagonist Harald Brunner wohnt dort seit Kurzem mit seiner Familie an einem der Seen und gerät in einen wahren Albtraum. Dieser Kontrast von Umgebung und Handlung hat mich gereizt.
Was fasziniert Sie als Autor am Krimi-Genre?
Scharner: Ich erfinde gerne spannende Geschichten und stelle mir vor, wie meine Leserinnen und Leser auch zum Ermittler werden und versuchen, herauszufinden, wer der Verbrecher oder die Verbrecherin ist. Der Vorteil eines Krimis ist, dass man ihn in jeder Gesellschaftsschicht ansiedeln kann und so ein sehr breites Betätigungsfeld hat. Daher wird es für mich nie langweilig und es mangelt auch nicht an Ideen.
Im Frühjahr kommt dann Ihr fünfter Mostviertel-Krimi heraus. Können Sie schon ein wenig über den Inhalt verraten?
Scharner: Stimmt, voraussichtlich schon im Februar erscheint Brandners fünfter Fall wieder im Gmeiner Verlag. Im fünften Fall ermittelt nun Brandner auch in einem in unserer Heimat sehr bekannten Umfeld – und zwar in den Gemeinden der Mostviertler Eisenstraße. Mehr sei noch nicht verraten.