Wolf riss Rehbock in Gehege in Zeillern

„Man hört ja viel von Wolfsrissen, aber wenn du das dann selber siehst. Ich habe geglaubt, ich kriege einen Herzinfarkt“, sagt Rupert Schoder aus Zeillern. Noch immer steckt ihm der Schrecken in den Knochen, obwohl das Ereignis schon drei Wochen zurückliegt.
Dienstagfrüh, 16. Mai, trat er aus seinem Haus und sein Blick fiel auf ein rotes Bündel in seinem Damwildgehege, in dem sich zu diesem Zeitpunkt keine Tiere aufhielten. Zuerst meinte er, aus der Ferne eine Katze zu sehen. „Aber als ich dann hingegangen bin, habe ich einen gerissenen Rehbock gefunden. Er dürfte in der Nacht selbst in das Gatter gesprungen sein, das kommt hin und wieder einmal vor. Der Wolf hat ihn dann offenbar im Schlaf überrascht und mit einem Genickbiss getötet. Ich habe nämlich keine Kampf- oder Fluchtspuren gesehen“, erzählt der Zeillerner.
Schoder, selbst Jäger, informierte den Jagdleiter der mit Landesjägermeisterstellvertreter Franz Hochholzer kam, um das Reh zu begutachten. Anfangs wurde nicht ausgschlossen, dass ein Fuchs den Bock gerissen haben könnte, doch eine DNA-Probe brachte nach etwa zwei Wochen Gewissheit. Es war ein Wolf und er gehört offenbar zur Population die im Waldviertel beheimatet ist - im Raum um Allentsteig.
Für Schoder ist das nicht unwahrscheinlich. „Vielleicht ist er ja über eine der Donaubrücken gelaufen - wahrscheinlich in Wallsee und dann bis zu uns herunter.“ Der Zeillerner hofft, dass der Wolf weiter gezogen ist. „Denn das Gatter wo er das Reh gerissen hat, ist nur etwa hundert Meter vom Haus weg, wo öfter meine zwei kleinen Enkelkinder spielen. Das macht mich fertig, wenn ich daran denke.“
Schoder ist es wichtig, dass die Öffentlichkeit von der Wolfsichtung erfährt, darum hat er sich auch an die NÖN gewandt.
Behörde beruhigt: „Ansiedelung unwahrscheinlich“
Fritz Hinterleitner, bei der Bezirkshauptmannschaft zuständig für Jagd und Fischerei, bestätigt den Vorfall: „Wir haben eine Mitteilung über den DNA-Treffer bekommen“, berichtet er und geht davon aus, dass dies nicht die einzige Sichtung eines Wolfes im Bezirk bleiben wird. „Das wird sicher öfter stattfinden, denn Wölfe können durchaus durch die Donau schwimmen oder sie gehen in der Nacht über eine Brücke. Meistens sind es junge Tiere, die aus dem Rudel weichen müssen und dann nach einem eigenen Revier suchen.“
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Tier im Bezirk ansiedelt, hält Hinterleitner für gering. „Denn dazu ist unser Gebiet zu dicht besiedelt und die Waldgebiete sind zu klein. Zudem wandern Wölfe oft hunderte Kilometer weit.“
Grund zu großer Beunruhigung sei ob der Wolfssichtung nicht gegeben, betont der Oberförster, der auch selbst Jäger ist. „Normalerweise ist ein Wolf sehr scheu und weicht Menschen aus. Sollte man tatsächlich auf einen treffen, dann sollte man kein aggressives Verhalten an den Tag legen, sondern stehen bleiben und dann langsam zurückgehen“, rät Hinterleitner. Die Wahrscheinlichkeit für eine derartige Begegnung sei aber nicht groß.
Einfach abgeschossen werden, darf ein Wolf von Jägern übrigens nicht. Das regelt die Wolfsverordnung im NÖ Jagdgesetz. Nur Problemwölfe, die wiederholt in Siedlungsgebieten auftauchen oder immer wieder geschützte Nutztiere reißen, sollen entnommen werden können.