Im Westen nichts Neues

Doch wo viel Licht ist, da ist auch Schatten: Nirgendswo sonst in Niederösterreich klafft die Schere zwischen den Geschlechtern so weit auseinander wie in der Region.
„Liegt am hohen Lohnniveau in der Metallindustrie“
Das Medianeinkommen der Frauen war im Jahr 2013 um 43,4 Prozent geringer als jenes der Männer und lag mit mageren 1.423 Euro auch 6,4 Prozent unter dem Landesschnitt. Da hat sich gegenüber dem Jahr 2012 also nichts zum Besseren gewendet.
Für Arbeiterkammer-Bezirksstellenleiter Robert Schuster (Foto links, li.) bietet die Einkommensanalyse wenig neue Erkenntnisse. „Dass wir wieder an der Spitze der Reihung sind, liegt am hohen Lohnniveau in der Metallindustrie. Zudem profitiert der Bezirk von der Nähe zum oberösterreichischen Zentralraum“, analysiert er.
Dort sei das Einkommen sehr hoch und die Betriebe im Bezirk müssten mitziehen, wollten sie nicht riskieren, dass ihnen Fachkräfte abwandern.
Den geringen Verdienst der Frauen erklärt sich Schuster daher, dass diese eben oft in Branchen mit niedrigen Kollektivverträgen tätig seien – wie zum Beispiel dem Handel. „Natürlich spielt auch die Teilzeitarbeit mit, die bei Frauen häufiger ist, sie ist aber sicher nicht der Hauptgrund.“
Interessantes Detail im Bezirk: Das Einkommen der Arbeiter stieg im Vorjahr mit 1,71 Prozent deutlich stärker, als jenes der Angestellten mit 0,25 Prozent.
Niederösterreich bundesweit nur an fünfter Stelle
Insgesamt gesehen liegt das Land Niederösterreich bei der Einkommensanalyse in der Bundesländerwertung übrigens nur an fünfter Stelle.

Auch für Wirtschaftsbundobfrau Michaela Hinterholzer hängt das hohe Lohnniveau im Bezirk klar mit den vielen Beschäftigten in der Metallindustrie zusammen.
„Die Entwicklung der Fraueneinkommen ist natürlich alles andere als erfreulich. Ich kann nur wieder einen Appell an die Frauen richten, bei der Berufswahl zwar auf die eigenen Neigungen zu schauen, aber auch Wert auf eine gute Ausbildung zu legen. Denn je besser Frauen ausgebildet sind, desto besser ist auch ihr Gehalt“, so Hinterholzer.
Sie stimmt mit Schuster überein, dass der Bezirk bei den Gehältern von der Nähe zum oberösterreichischen Zentralraum profitiere. „Denn 25 Prozent der österreichischen Exporte kommen aus dem Eck Linz, Steyr, Amstetten.“
„Von globalen Entwicklungen stärker abhängig als früher“
Dem kommenden Jahr sieht Hinterholzer mit ambivalenten Gefühlen entgegen. Es gäbe im Bezirk zwar Betriebe mit guter Auftragslage, wie Lisec oder Doka, aber auch Firmen, die sich schwer täten.
„Tatsache ist, dass die Welt klein geworden ist und wir, da sechs von zehn Euros im Export verdient werden, von globalen Entwicklungen viel stärker abhängig sind, als früher.“ Sehr begrüßen würde Hinterholzer eine Entlastung der Einkommen auf dem Wege einer Steuerreform. „Denn das würde auch den privaten Konsum wieder anregen.“
Waidhofen: „Im Wirtschaftspark hat sich einiges getan“
Waidhofen/Ybbs liegt nach wie vor mit einem hohen Medianeinkommen von durchschnittlich 2.093 Euro auf Platz drei hinter Amstetten und St. Pölten Stadt und somit 5,8 Prozent über dem NÖ Einkommensniveau. VP-Wirtschaftsstadtrat Kurt Hraby erklärt das hohe Einkommen im Bezirk mit den gut laufenden Betrieben. „Alleine im Wirtschaftspark hat sich einiges getan. Diese großen Firmen stabilisieren die Einkommenshöhe“.
Dennoch sieht Hraby Handlungsbedarf: „Man muss unbedingt danach trachten, die großen Betriebe in der Region zu halten. Daher lautet mein Appell an die Landes- und Bundespolitik immer wieder, die Verkehrsinfrastruktur weiter auszubauen.“ Er höre diese Forderung auch vielfach von regionalen Betrieben.
Die Einkommensschere fällt in Waidhofen zwischen Männern und Frauen im Vergleich zum Bezirk Amstetten zwar etwas geringer aus, dennoch ist diese nach wie vor sehr hoch. Frauen verdienen insgesamt durchschnittlich 1.488 Euro, die Männer liegen mit 2.445 Euro massiv darüber.
Einkommen 2013
BEZIRK AMSTETTEN
Arbeiter:
Frauen..........................1.279 Euro
Männer........................ 2.345 Euro
Angestellte:
Frauen.........................1.596 Euro
Männer........................3.382 Euro
Alle:
Frauen......................... 1.423 Euro
Männer.........................2.514 Euro
Gesamt.........................2.163 Euro
WAIDHOFEN/YBBS
Arbeiter:
Frauen.........................1.364 Euro
Männer........................2.350 Euro
Angestellte:
Frauen......................... 1.674 Euro
Männer........................ 3.357 Euro
Alle:
Frauen......................... 1.510 Euro
Männer........................ 2.481 Euro
Gesamt........................ 2.093 Euro
NÖ-Schnitt gesamt........1.979 Euro