Polit-Zank um Sportstrategie in Amstetten
„Als Obmann des Leichtathletikvereins befürworte ich die geplante Sportstrategie und halte es für gut, wenn diese möglichst unpolitisch erarbeitet wird. Es gibt in den nächsten Jahren sowohl Investitionsbedarf im Stadion als auch in der Eishalle und uns fehlt in Amstetten ein Kunstrasenplatz. Auch in den letzten 15 Jahren haben zwar SPÖ und ÖVP im Sportbereich die Politik hintangestellt, dennoch finde ich den Blick von außen durch die Agentur für wichtig. Die Frage, die es zu klären gilt, ist, wo der Sport in Amstetten in 20 oder 30 Jahren sein soll und auch, welche Struktur dafür geschaffen werden muss.“ Michael Hofer, Obmann LCA Umdasch Amstetten
„Ich halte eine Gesamtstrategie für sinnvoll, denn wir brauchen eine gute Infrastruktur für den Sport. Ob sie dafür eine Agentur beauftragt, muss die Politik entscheiden. Wichtig ist, dass möglichst viele Vereine davon profitieren.“ Harald Vetter, sportlicher Leiter des SKU Amstetten
„Grundsätzlich ist eine Sportstrategie extrem wichtig und gehört natürlich professionell gemacht, daher hat es wohl auch Sinn eine Agentur damit zu beauftragen. Der Blick über den Tellerrand ist aber sicher sinnvoll. Man muss überlegen, in welche Richtung der Spitzen-, aber auch der Hobby- und Freizeitsport in den nächsten Jahren geht und was man den Bürgern anbieten will, um ihre Gesundheit zu fördern. Zu so einer Strategie gehört dann natürlich auch ein Infrastrukturprojekt. Wichtig ist in erster Linie eine Bedarfserhebung und dass auch alle Vereine wirklich eingebunden werden.“ Bernhard Keller, Leiter des Schwimm- und Triathlon-Vereins RATS Amstetten
„Ich sehe die Entwicklung sehr positiv. Eine Erfassung des Ist-Zustandes ist dringend notwendig. So waren die Vereine bisher alleine, nun soll alles koordiniert werden. Mit dem Engagement einer Agentur kommt nun ein realistischer Blick von außen.“Michael Henschke, Sportdirektor VCA Amstetten NÖ
Heiß diskutiert wurde im Gemeinderat die geplante Sportstrategie für Amstetten. Die Stadtregierung will eine Wiener Agentur mit der Erstellung eines Konzepts beauftragen. In einem ersten Schritt soll eine Bedarfsanalyse durchgeführt werden. Aus den Ergebnissen soll dann ein kurz-, mittel- und langfristiger Maßnahmenplan erarbeitet werden. Die Kosten hat die Agentur mit 24.000 Euro veranschlagt.
Die SPÖ kann diesem Vorhaben nichts abgewinnen. „Das ist hinausgeworfenes Geld. Wir brauchen keine Agentur, die von Wien kommt und den Vereinsfunktionären erklären will, wie sich Sport in Amstetten entwickeln soll. Die wissen selbst genau, was sie wollen“, erklärte Stadtrat Bernhard Wagner. Sportstadtrat Pfaffeneder habe sich die Zeit zu nehmen, mit den Vereinsvorständen zu sprechen und abzuklären, wo Bedarf an Maßnahmen bestehe. „Dazu braucht es keine Strategie einer Agentur, die uns, wie ich mutmaße, in einem zweiten Schritt noch eine weitere erhebliche Summe kosten wird.“
ÖVP-Sportstadtrat Peter Pfaffeneder betonte, dass die Idee, eine Agentur mit der Entwicklung der Strategie zu beauftragen, nicht von ihm stammt, sondern von den rund 70 Sportvereinen, mit deren Vertretern es darüber eine Besprechung gegeben habe. „Für mich ist der Sport unpolitisch. Und ich halte es daher für gut, wenn wir auch bei der Entwicklung der Sportstrategie die Politik heraushalten und das in erster Linie den Vereinen und einer Agentur überlassen“, betonte der ÖVP-Politiker.
Neos-Mandatar Christopher Hager konnte er mit diesem Argument allerdings nicht überzeugen: „Für mich klingt das, als hätten wir noch kein Ziel, sondern würden erst danach suchen. Dafür sind mir 24.000 Euro zuviel. Das Geld wäre vor Ort besser aufgehoben.“
Grünen-Vize Dominic Hörlezeder sieht das anders. „Es macht schon Sinn, zuerst möglichst professionell zu erheben, was der Bedarf ist und dann festzulegen, was zu tun ist. Ich halte es auch für richtig, dabei möglichst unparteiisch vorzugehen. Und die 70 Vereine empfinden das offenbar ja auch für gut und sind mit dabei.“
„Vereine wissen, was sie brauchen“
SPÖ-Stadtrat Helfried Blutsch, selbst Obmann des ESV Amstetten Tischtennis, mahnte, dass man neben den zehn Vereinen, die in Amstetten Spitzensport betreiben, nicht auf die vielen anderen vergessen dürfe, die für den Breitensport und somit auch für die Gesundheit der Bevölkerung eine wichtige Rolle spielen. „Und wenn man mit diesen Vereinen spricht und sie fragt, was habt ihr in Zukunft vor, dann weiß man auch, was man braucht. Ich bezweifle, dass eine Wiener Agentur weiß, was die Mostviertler wollen und was sie brauchen.“
ÖVP-Bürgermeister Christian Haberhauer betonte, dass die Stadt gerade nach Corona die Sportvereine unterstützen wolle, denn viele seien durch die Pandemie auch mit einem Mitgliederschwund konfrontiert − vor allem im Jugendbereich. „Und der Wunsch, dass eine Agentur die Ausarbeitung der Sportstrategie übernimmt, ist bei unserer Besprechung ja von den Vereinen gekommen. Aber natürlich lassen wir diese nicht im freien Flug zu Werke gehen, sondern der Sportstadtrat wird bei allen Meetings dabei sein“, erklärte der Stadtchef. Es gehe bei der Strategie auch nicht nur um den Spitzensport, sondern natürlich um den Breitensport. „Und wenn man die 24.000 Euro auf alle Vereine umrechnet, dann ist die Summe, die wir dafür ausgeben, eigentlich sehr klein“, sagte Haberhauer.
ÖVP, Grüne und FPÖ stimmten für den Auftrag an die Agentur, SPÖ und NEOS waren dagegen.