Schulsport: Amstetten bald Pilotbezirk?

Erstellt am 13. April 2022 | 03:20
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Bernd Keller (stehend 3. von links) und Schüler und Lehrer von Rats kennen die Vorteile von ausreichender Bewegung und Sport für das körperliche und geistige Wohl.
Foto: Führer
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Schulsport-Angebot soll im Bezirk ausgebaut werden. Bedarf nach mehr Bewegung ist vorhanden.

Dass Bewegung neben sinnvoller Ernährung der wirksamste Hebel ist, um Übergewicht, Fettleibigkeit bis hin zu Adipositas vorzubeugen, weiß der Leiter der Außenstelle der NÖ Bildungsdirektion für das Mostviertel, Josef Hörndler. Er hat eine überraschende Ankündigung parat: „Amstetten soll einer von zwei Pilotbezirken in Niederösterreich für mehr Schulsport werden. Derzeit werden die Möglichkeiten und Details überlegt“, sagt er. Pandemie, Lockdowns und Distance-Learning hätten viele Jugendliche in eine körperliche Lethargie sinken lassen. Körperliche Aktivitäten seien oft weggefallen, der Weg vom Frühstückstisch ins Kinderzimmer und zurück zum Kühlschrank war sehr kurz, das Junkfood-Sackerl oft während des Online-Unterrichts ständiger Begleiter. Hörndler analysiert: „Da haben sich über die beiden Corona-Jahre Gewöhnungseffekte eingestellt, die nicht so einfach rückgängig gemacht werden können.“

Sogar der Schulweg ist oft über Monate als Bewegungsansporn weggefallen und die Sportvereine, die mit ihrem Angebot viel zur Bewegung der Jugend beitragen, waren in ihrer Arbeit weitgehend eingeschränkt. Schule und Sportvereine sollen nach dem Vorhaben von Hörndler vermehrt zusammenarbeiten, wie es mit den Musikschulen schon oft gut funktioniert. Vereinstrainer könnten unter anderem auch als Coaches in Unterrichtsstunden eingesetzt werden. „Die Freude an Bewegung und Sport, die Freude an Musik und Kreativität werden für die Jugend ein wichtiger Zukunftsfaktor sein, um den Herausforderungen der Welt besser begegnen zu können“, ist Hörndler überzeugt.

Bewegung schon in jungen Jahren entscheidend

Wie wichtig Bewegung gerade in jungen Jahren ist, weiß Bernhard Keller, Fitness- und Sportcoach vom Schwimm- und Triathlonverein „Rats“ in Amstetten. „Bewegungen, die man als Kind nicht lernt, lernt man als Erwachsener nicht mehr. In der Pubertät fangen die Muskeln zu wachsen an. Ab da wird es motorisch irrsinnig schwer. Umso wichtiger ist es, dass Kinder multisportiv ausgebildet werden. Dazu gehören etwa Ballspiele, Laufen, Schwimmen oder Radfahren“, erklärt er. So hätten sie später ein großes Bewegungsspektrum, auf das sie ein Leben lang zugreifen können und das sie auch nicht mehr verlernen. Beim Schwimmen komme dabei noch der Sicherheitsaspekt dazu. „Ertrinken ist bei kleinen Kindern der häufigste Tod. Mittlerweile verbringen viele Kinder ihr Leben großteils zuhause und verbringen weniger Zeit mit Sport und gehen seltener ins Schwimmbad“, sagt Keller weiters. Dabei gebe es auch viele Schwimmkurs-Angebote, etwa von den Rats. Diese seien regelmäßig rasch ausgebucht. Problem dabei: Die große Nachfrage können die Rats bald nicht mehr bedienen. Für die Mai-Kurse weicht man ins LH Univital aus. „Leider wird das Amstettner Bad gesperrt, ohne dass es für uns eine Alternative gibt. So werden wir für das Training künftig nach St. Pölten, Wallsee oder Linz ausweichen müssen. Das trifft uns hart, auch wenn wir finanzielle Unterstützung bekommen“, schildert Keller. Es werde beim Anfängerschwimmen daher zu einem Rückstau kommen, der sich schlimmer auswirken werde als Corona.

Hoffnung setzt Keller übrigens auf die neue Sportstrategie der Stadt Amstetten. „Es ist gut, dass das ausgearbeitet wird. Wir hoffen, dass die Randsportarten nicht übersehen werden“, sagt Keller.

Als langjähriger Schularzt hat Karl Freynhofer aus Neu-stadtl einen guten Überblick über die Fitness der Kinder und Jugendlichen. „Wichtig ist die Unterstützung der Eltern und das Nützen der Möglichkeiten, die von Vereinen angeboten werden. Sport fördert nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch die mentale. Man wird aktiver, interessierter und leistungsfähiger“, weiß der Arzt. In den Schulen hänge viel vom Engagement der Lehrer ab, da gäbe es auch gute Beispiele. Er plädiert einmal mehr für die Umsetzung der täglichen Turnstunde, über die ja bereits seit Jahrzehnten diskutiert werde. Corona habe die Lage aus seiner Sicht jedenfalls noch einmal verschärft. „Probleme hat es vorher schon gegeben, jetzt hat sich das Ganze noch dramatisch verschlimmert. Das sehen wir bei den Untersuchungen“, berichtet er. Man erkenne bei jenen, die aktive Sportler sind, dass diese weniger träge, dafür energievoller seien.

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