SPÖ fordert Geld für Sanierung von Schloss Edla, ÖVP winkt ab

Im Jahr 2018 schien es so, als würde Schloss Edla aus seinem Dornröschenschlaf geweckt. Schon 2016 hatte der Gemeinderat ein entsprechendes Projekt beschlossen. 1,6 Millionen Euro wollte die Stadt investieren. 2017 wurde dann vom Bundesdenkmalamt eine bauhistorische Untersuchung vorgenommen, die ergab, dass die Decken zwischen Erdgeschoß und erstem Obergeschoß unbedingt verstärkt werden müssten, sonst käme eine Nutzung nicht infrage. 2018 wurde eine Architektin mit der Erstellung eines Konzepts beauftragt, 2019 sollte Baubeginn sein. Doch dazu kam es nicht. „Der Grund dafür war, dass beim Rathaus hoher Sanierungsbedarf auftrat und dieses Projekt einfach Vorrang hatte, darum mussten wir Schloss Edla nochmals verschieben“, sagt SPÖ-Stadträtin Lisa Asanger. Man habe aber damals Geld im mittelfristigen Finanzplan dafür vorgesehen und das Projekt für 2023 ins Auge gefasst.
„Unter Schwarz-Grün findet sich jetzt allerdings weder für eine Sanierung noch für eine zukünftige Nutzungsmöglichkeit Geld im Finanzplan. Das macht uns natürlich Sorgen. Wir sind der Meinung, dass so rasch wie möglich das Konzept zum Erhalt und der Nutzung des Schlosses adaptiert werden muss. Gerade die Landesausstellung 2026 bietet die Chance, dieses Juwel am Rande des Edla-Parks zu sanieren und so zu nutzen, dass es für die Menschen einen echten Mehrwert bietet. Für uns ist klar: Die Stadtregierung darf das Schloss Edla nicht verfallen lassen“, stellt SP-Stadträtin Elisabeth Asanger klar.
Ideen für das Schloss erarbeiten
Gemeinsam mit Vizebürgermeister Gerhard Riegler will sie alle Fraktionen und die Bevölkerung dazu einladen, an Ideen für das Schloss mitzuarbeiten. Die Bausubstanz sei nicht schlecht und biete nach einer Sanierung verschiedene Nutzungsmöglichkeiten. „Ein Generationenhaus oder ein Familienbegegnungshaus ließe sich dort sicher realisieren. Man könnte die Familienberatung dort ansiedeln und Angebote für Seniorinnen und Senioren. Der Park ist ja für alle Altersklassen eine grüne Oase“, sagt Asanger.
Die SPÖ fordert die Stadtregierung auf, rasch die Mittel bereitzustellen, um das Gebäude aus seinem Dornröschenschlaf wachzuküssen. „Für Werbung, Inszenierung und Prestigeprojekte scheint viel Geld vorhanden zu sein. Da sollten auch für ein historisches Schmuckstück wie das Schloss Edla genug Mittel da sein“, kritisieren Asanger und Riegler.
„Verspreche nichts, was ich nicht halten kann“
Bürgermeister Christian Haberhauer betont, dass er das Schloss durchaus im Blick habe. „Wir haben ja grobe Sanierungsarbeiten gemacht und das Schloss mit dem Hochzeitsgarten attraktiviert. Bevor wir uns weitere Gedanken über die Sanierung und Nutzung machen, müssen wir nun die laufenden Großprojekte abarbeiten, dann können wir über weitere Vorhaben reden. Ich werde der Bevölkerung keine Versprechungen machen, die wir dann nicht halten können“, betont der Stadtchef.
Schärfer fällt die Replik von ÖVP-Vizebürgermeister Markus Brandstetter aus. „Es ist erfreulich, wenn sich die SPÖ nun ihren politischen Versäumnissen der Vergangenheit, wie dem Schloss Edla, widmen möchte“, sagt er. Die damalige SPÖ-Kulturstadträtin Elisabeth Asanger und die SPÖ-Stadtführung hätten es verabsäumt, das schon vorliegende Projekt zu finalisieren. „Der SPÖ selbst und insbesondere dem Führungsduo Gerhard Riegler und Elisabeth Asanger kann ich nur ins Stammbuch schreiben, den seit 2020 laufenden ,Wahlk(r)ampf' zu beenden und endlich eine sachorientierte Arbeit für Amstetten zu beginnen. Denn dies hätten sich die Amstettnerinnen und Amstettner in Wahrheit erwartet und verdient!“

Schloss Edla: Wechselhafte Geschichte
Sylvester Allinger erbaute 1534 das Neue Schlössl und übersiedelte vom Freisitz Amstetten nach Edla. Es folgten danach wechselnde Besitzer.
Als die Nazis an die Macht kamen, gehörte das Schloss Richard Warton, der es 1932 erworben hatte. Er war ehemaliger Ortskommandant der Amstettner Heimwehr und Anhänger des Dolfußregimes – was ihn natürlich zu einem Gegner der Nationalsozialisten machte. In der Nacht auf den 11. April 1938 wurde er von einem Schlägertrupp in einem Wald verprügelt. Schwer verletzt schleppte er sich nach Hause. In der Folge übte die Stadtregierung Druck auf die Wartons auf, das Schloss zu verkaufen, bis diese einwilligten. Als Verkaufspreis wurden 100.000 Reichsmark festgelegt. Wenig später flohen Richard Warton und seine Frau – eine Amerikanerin – schließlich in die USA. Vom vereinbarten Betrag bekamen sie nur die erste Rate. Die Nazis richteten im Schloss eine Bibliothek, eine „ideologisch gesäuberte“ Volksbücherei, ein.
Nach dem Krieg kam es zu einem längeren Rechtsstreit zwischen den Wartons und der Stadtgemeinde Amstetten um den Besitz des Schlosses. Schließlich einigte man sich 1949 auf einen Vergleich. Das Schloss ging an die Stadtgemeinde, Grundstücke im Umfang von 15 Hektar an die Wartons, die diese in den folgenden Jahren sukzessive als Baugründe verkauften.
Im Schloss Edla war später die Waffensammlung Urschitz ausgestellt. 1998 wurde sie von der Musikschule Amstetten genutzt. Seit deren Übersiedelung im Jahr 2014 in die Pestalozzistraße steht das Schloss leer.