Engpässe bei Medikamenten im Bezirk Amstetten

Erstellt am 28. Dezember 2022 | 05:02
Lesezeit: 4 Min
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Eine Infektionswelle überzieht derzeit das Land. In den Apotheken sind manche Medikamente gar nicht mehr erhältlich. Nureflex-Saft zum Beispiel.
Foto: König
Zahlreiche Menschen kämpfen derzeit mit Erkältungen. Manche Arzneien sind rar.
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Unterschiedliche Infektionswellen ziehen momentan durch’s Land. Das Ergebnis ist eine Erkältungssaison, die es nach langen Kontaktbeschränkungen und Maskenpflicht in sich hat. Und gerade jetzt sind gar nicht alle Medikamente erhältlich: Ein namhaftes Beispiel ist etwa der Nureflex-Saft, dessen Wirkstoff Ibuprofen in Europa aktuell nicht im ausreichenden Maß verfügbar ist.

Andreas Hoyer, Vizepräsident des Österreichischen Apothekerverbands und Apotheker in St. Valentin, berichtet, dass das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen eine Liste über jene Arzneien führt, die nur eingeschränkt oder gar nicht verfügbar sind. „In diesem Register der Vertriebseinschränkungen finden sich aktuell mehr als 400 Präparate.“

Hoher Bedarf, Probleme bei den Lieferketten

Als Gründe für den Engpass nennt Hoyer zwei Faktoren. Einerseits sei der Bedarf an Arzneimitteln aufgrund vieler Infektionen sehr hoch. „Andererseits funktionierten momentan aus diversen Gründen die Lieferketten nicht einwandfrei.“

Diese Einschätzung teilt auch Werner Saxinger, Arzt, ÖVP-Nationalrat und Mitglied im Gesundheitsausschuss des Parlaments, auf den ÖVP-Bezirksparteiobmann Andreas Hanger auf Anfrage der NÖN als Auskunftsperson verweist. Nach der langen Phase der Maßnahmen, die gegen die Ausbreitung von SARS-CoV-2 getroffen worden seien, seien es die Immunsysteme nicht mehr gewohnt, mit Erregern in Berührung zu kommen, befindet der Mediziner. Die Medikamentenknappheit habe natürlich mit China zu tun. „Wenn dort zum Beispiel ganze Hafenterminals gesperrt werden, weil die Arbeiter wegen Covid in Quarantäne sind, dann schlägt sich das auch auf die Verfügbarkeit der Medikamente in Europa nieder“, sagt Saxinger.

Die gute Nachricht: Gesundheitliche Risiken ob der Medikamentenknappheit sieht Apotheker Hoyer für seine Kunden nicht. „Die Situation erschwert zwar die Abläufe in den Apotheken, aber negative Auswirkungen auf Bürgerinnen und Bürger sind uns bis dato keine bekannt“, berichtet er. „Wenn ein Präparat nicht lieferbar ist, suchen wir in einem ersten Schritt eine Alternative mit demselben Wirkstoff.“ Gäbe es die auch nicht, dann werde mit dem behandelnden Arzt Rücksprache gehalten, um herauszufinden, welcher der verfügbaren Wirkstoffe für den jeweiligen Erreger verwendet werden könne.

Wirtschaftlichkeit ist entscheidender Faktor

Dass sich die Situation am Medikamentenmarkt rasch entspannt, glaubt Hoyer nicht. „In nächster Zeit ist keine Änderung in Aussicht. Die Konzentration auf dem Gesundheitsmarkt schreitet voran. Es gibt immer weniger, dafür immer größere Firmen. Die Wirtschaftlichkeit ist ein wichtiger Faktor. Ein Medikament, das sich nicht rentiert, wird aufgelassen. Es scheitert auch nicht ausschließlich an den Wirkstoffen. Es kann auch am Verpackungsmaterial, etwa den Blisterfolien, liegen, dass eine Arznei nicht auf den Markt gebracht werden kann“, sagt der Apotheker.

Saxinger berichtet von den Maßnahmen der Politik zur Eindämmung der Engpässe. So dürften zum Beispiel Medikamente, die über mehrere Tage nicht erhältlich seien, nicht exportiert werden. „Unser Problem liegt darin, dass Österreich sozusagen ein Dumpingland für Medikamente ist und die Preise dafür in der Regel unter dem EU-Schnitt liegen. Deswegen könnten sich Pharmafirmen in Zukunft zunehmend überlegen, Arzneien nicht mehr nach Österreich zu liefern. Ein Medikament muss etwas wert sein“, sagt er.

Der ÖVP-Politiker ist davon überzeugt, dass sich die Medikamentenversorgung nur auf Europaebene regeln lässt: „Die Entscheidungsträger sind auch schon seit Jahren darum bemüht, Produktionsstätten wieder nach Europa zu holen. Die größte Antibiotikum-Produktion in Mitteleuropa befindet sich etwa in Kundl in Tirol und wird ausgebaut. Das dauert aber natürlich“, berichtet Saxinger.

Hoyer sieht als wichtigen Schritt in die richtige Richtung die Errichtung eines Forschungszentrums und einer Produktionsstätte von Boehringer Ingelheim für innovative Arzneimittel im niederösterreichischen Bruck an der Leitha.

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