Historiker fordert: Brunnen muss am Amstettner Hauptplatz bleiben


Im Sommer werden die Bauarbeiten zur Umgestaltung des Hauptplatzes starten. In deren Zuge wird auch der Sparkassenbrunnen aus dem Zentrum weichen müssen. Künftig soll es am Hauptplatz eine begehbare, ebene Wasserfläche geben. Schon im Vorjahr haben Historiker der Stadt darauf hingewiesen, dass sie die Verlegung des Brunnens für ein falsches Signal halten und Gerhard Ziskovsky bekräftigt jetzt seine Bedenken und untermauert sie mit einer historischen Betrachtung über das Stadtzentrum, den Brunnen und den Wolf. „Da bereits wertvolle historische Gebäude, Gedenkstätten unwiederbringlich verloren sind (Antifaschismus-Denkmal auf dem Neuen Friedhof, Remise, Cafe Zentral), muss um den Restbestand des Visuellen gekämpft werden, will Amstetten vor seiner Vergangenheit bestehen und Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen übernehmen“, sagtZiskovsky.
Die geplante Verlegung des Brunnens und des Stadtwolfes würde aus seiner Sicht einer lebendigen Gedenkkultur schweren Schaden zufügen. Da die Zeitzeugen immer weniger würden, komme den historischen stummen Zeugen noch größere Bedeutung zu. „Da jede Geschichtsaufarbeitung immer im Kontext der Zeit steht, hat jede Generation andere Fragen an die Geschichte. So spiegelt der Ort des Brunnens und der Wolfskulptur nicht nur Geschichte selbst wider, sondern auch das Umgehen mit ihr, ihren Stellenwert im Gedächtnis der Stadt, der Stadtregierung, der Stadtbevölkerung, auch dem individuellen Gedächtnis, weil jeder seinen eigenen persönlichen Zugang hat.“
Die Stadtregierung sei für die Geschichte der Erinnerung verantwortlich. „Die geplante Verlegung ins unhistorische Abseits (Bereich Stadtpfarrkirche und Kreisverkehr Linzerstraße) wäre ein nicht wieder gut zu machender Eingriff in eine lebendig vermittelbare Amstettner Lokalgeschichte (sowohl inhaltlich als die Erinnerungskultur betreffend), würde der bereits deutlich sichtbaren Enthistorisierung der Stadt weiter Vorschub leisten, sie ihrer sichtbaren Geschichte entkleiden und die Stadt aus dem historischen Kontext herauskatapultieren. Das würden nachfolgende Generationen nicht verstehen“, sagt Ziskovsky.
Identitätsstiftende Symbole
Brunnen und Wolf seien immer ein identitätsstiftendes Symbol gewesen, daher sei ihnen Denkmalcharakter zuzuschreiben. „Sie haben als Impulsstation des Erinnerns und des Nachdenkens ihren Platz erhalten, mit entsprechenden Informationen versehen, dann würde der Platz seinen Anspruch auf Historizität nicht verlieren. Der Vorschlag einer Wiederbelebung wäre folgender: diesen Platz als Ort der Ruhe, der Information (Infotafel), der offenen Kommunikation, der Kühle angesichts zunehmend heißer Sommer als kleine Grünanlage mit Sitzgelegenheiten neu zu gestalten. Vielleicht wirkt doch die Zauberformel: sinnvolle Integration in den neugestalteten Platz“, plädiert der Historiker.
Stellungnahme von Vizebürgermeister Markus Brandstetter
„Der Amstettner Hauptplatz ist Teil des Netzwerks der besonderen Plätze. Wir gestalten damit einen begrünten schattigen Platz der Begegnung, der zum Verweilen einlädt und gerade in Hitzesommern schattige Bereiche mit einem zeitgemäßen Wasserspiel anbietet. Jung und Alt können sich so erfrischen und zu gemeinsamen Gesprächen treffen. Im Rahmen der Umgestaltung wird der sanierungsbedürftige Sparkassenbrunnen abgebaut und im Rahmen eines weiteren Innenstadtprojektes wieder aufgebaut. Mit der Neuaufstellung soll dann auch die historische Geschichte aufgearbeitet und vor Ort präsentiert werden. Der beliebte Stadtwolf wird als zentrales Objekt auch in Zukunft Teil der Hauptplatzgestaltung bleiben. Eine Stadt ist stets ein Ort des Wandels und der Veränderung. Mit der Neugestaltung der Innenstadt sind parallel auch Projekte zur Präsentation der eigenen Geschichte Amstettens in Umsetzung. So arbeiten ehrenamtliche Teams an den Topotheken der Ortsteile. Mehr als 800 Fotos wurden so bereits online gestellt und laden ein, Amstetten virtuell zu erkunden. Unter dem Stichwort Topothek sind diese auf der Homepage der Stadtgemeinde Amstetten zu finden. In der Innenstadt werden zusätzlich die aus Stahlblech bestehenden Tafeln mit historischen Bildern gestaltet, um an die Vergangenheit zu erinnern und einen Vergleich mit der Gegenwart zu ermöglichen. Aber auch ein Projekt mit Studenten der TU Wien erweckte die Geschichte Amstettens zu neuem Leben. Es wurden Häuser in der Innenstadt erfasst, wie das Bezirksgericht, die Pölz-Halle oder der Wasserturm. Hierzu gibt es ein besonderes Highlight, der Wasserturm kann ausgedruckt und als Papierscherenschnitt anschließend gebastelt werden. Als besonderes Service liegen Gratis-Ausdrucke des Wasserturms im Bürgerservice des Amstettner Rathauses auf.“
