Kaserne als Rastplatz?


VON HERMANN KNAPP
AMSTETTEN /Immer wieder sorgten heuer Sinti- und Roma-Gruppen, die bei der Viehversteigerungshalle oder nahe der Dingfurtherstraße im Osten Amstettens campierten, für Aufregung. Anrainer beschwerten sich vor allem über die Verunreinigung der Au durch Fäkalien.
In der Vorwoche waren nun Gitta Martl und Nicole Sevik vom Verein Ketani für Sinti und Roma in Amstetten, um mit Politikern und Vertretern der Exkekutive und der Behörde über das Problem zu beraten. „Interessant war vor allem, was sie über die Mentalität ihrer Volksgruppe berichteten“, erzählt Bürgermeister Herbert Katzengruber. „So ist etwa die Verrichtung der Notdurft bei ihnen ein Tabuthema. Sie haben in ihren Wohnwägen kein WC und sie wollen auch nicht gesehen werden, wenn sie eine Toilette aufsuchen. Deshalb hilft es auch nicht, ihnen auf dem Platz ein mobiles WC hinzustellen“, berichtet der Ortschef.
Beim Linzer Pichlingersee wurde Lagerplatz geschaffen
Martl und Sevik wiesen die Amstettner darauf hin, dass es in Linz beim Pichlingersee einen eigens für Sinti und Roma geschaffenen Platz gibt - mit WCs mit Sichtschutz. „Das ist auch für die Polizei wichtig, weil sie künftig weiß, wohin sie die Sinti und Roma schicken kann. Denn bei der Viehversteigerungshalle wollen wir sie sicher nicht haben“, sagt Katzengruber. Er will bei Bund und Land nun verstärkt auf die Schaffung eines überregionalen Lagerplatzes nahe der Autobahn drängen. „Denn auf unsere diesbezügliche Resolution haben wir leider wenig konkrete Antworten bekommen.“
VP-Vizebürgermeister Dieter Funke hat dazu eine Idee. „Die Kaserne Spratzern in St. Pölten steht leer. Dort gibt es WC-Anlagen und ausreichend Platz. Beim Frequency-Festival wurde sie ja auch von Campern genutzt. Man könnte sie den Sinti und Roma sicher kurzfristig als Lagerplatz zur Verfügung stellen. Ein Käufer ist ohnehin nicht in Sicht und das wird wohl auch die nächsten Jahre so bleiben.“ Funke fordert Stadtchef Katzengruber auf, bei seinen Parteikollegen in St. Pölten und bei Verteidigungsminister Norbert Darabos für diese Lösung zu werben.
Was beim Gespräch mit den Vereinsvertretern noch klar wurde: „Die Roma und Sinti-Stämme sind untereinander nicht sehr gut vernetzt. Das heißt, dass es schwer ist, Informationen an die verschiedenen Stämme weiterzugeben“, berichtet Katzengruber. Die Zahl jener, die tatsächlich ständig unterwegs sind, nimmt ab. Viele haben einen festen Wohnsitz und sind nur in den Sommermonaten oder in den Herbstferien, die es in manchen Ländern gibt, auf Tour.