Tony, der Bauernrebell aus Seitenstetten

Erstellt am 03. Juni 2023 | 06:45
Lesezeit: 3 Min
Tony, der Bauernrebell
Tony Schenkermayr ist gerade dabei, auch die Politik von seinen Überlegungen über Sicherung der Landwirtschaft sowie die Bekämpfung der derzeitigen Teuerungswelle zu überzeugen.
Foto: NÖN, Penz
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Tony Schenkermayr setzt sich für Grundbedingungen ein, die für ein Überleben der heimischen Landwirtschaft unverzichtbar sind.

Dass Tony Schenkermayr – wohnhaft auf einer Anhöhe im Trefflingtal – als kreativer Geist gilt und sogar schon die eine oder andere Erfindung getätigt hat, dürfte vielen bekannt sein. Als gelernter Schlosser ist er aber nicht nur Praktiker, sondern setzt sich eingehend mit den anstehenden Problemen der Lebensmittelproduktion auseinander, und er versucht dafür auch konkrete Lösungsvorschläge aufzuzeigen.

Tony bewirtschaftet den im Vorjahr übernommenen Bauernhof mit etwa 30 Hektar, derzeit noch mit Mutterkuhhaltung, doch durch die Teuerung und diverse internationale Handelsabkommen sieht er sich gezwungen, zukünftig auf Kleinvieh wie Hühner, Strauße und Gänse umzustellen.

„Die Eingriffe der EU in unser Agrarsystem bedeuten eine verfehlte Agrarpolitik und sind nicht mehr länger tragbar, aus den anfänglichen Ausgleichszahlungen sind längst Förderungen geworden, die aber stets an Abhängigkeiten und Bedingungen gebunden sind, die jeden Wettbewerb verzerren“, beklagt der 30-jährige Jungbauer, der seit einigen Jahren mit der Regierung in Verbindung stand und nun auch selbst politisch tätig sein und sich für eine entsprechende Wertschätzung des Bauernstandes mit angemessener Entlohnung für Lebensmittel einsetzen will: „Ein Land wie Österreich, das sich ernährungstechnisch selbst versorgen kann, sollte nicht vom Export- zum Importland verkommen!“

Sein persönlicher Mehraufwand in hügeliger Umgebung werde keineswegs entschädigt, für einen Baumzeiler, den er als naturverbundener Mensch gerne belassen würde, der ihm aber den Ernteertrag im Umfeld einschränkt, müsse er einen Einkommensverlust in Kauf nehmen, wird doch diese Fläche nicht als Brache anerkannt.

Wertschätzungsentgelt für Erhalt der Landwirtschaft

Nachdem Schenkermayr nun auch die Produktion eines natürlichen Direkt-Fruchtsaftes ohne chemische Zusätze eingestellt hat, konzentriert er sich ganz auf seine Bäckerei in der ehemaligen Wohnstube, die seit vielen Jahren schon zur Backstube geworden ist. „Mostkekse sind der Renner, die wir unter anderem am Amstettner Wochenmarkt – bis vor kurzem am Hauptplatz – verkaufen, meine Mutter greift aber sogar auf Mehlspeis-Rezepturen aus der Kaiserzeit zurück“, zeigt sich Schenkermayr über dieses wichtige Standbein erfreut, doch sieht er auch diesbezüglich die Zukunft äußerst skeptisch, weil Handelsgiganten mit ihren Backstuben das Bäckergewerbe ohnehin schon weitgehend unattraktiv gemacht haben.

Sein Credo lautet daher: Entpolitisierung der Landwirtschaft, Ermöglichen einer artgerechten Bewirtschaftung unter Beachtung von Tierwohl und Klimaschutz sowie gerechte Entlohnung für die Herstellung von qualitätsvollen Lebensmitteln im eigenen Land! „Damit jegliche Produktion wieder rentabel wird, gilt es, ins Weltmarktgeschehen einzugreifen und Billigimporte von minder qualitativen Lebensmitteln zu verhindern, wofür die EU verantwortlich ist. Aus der Mehrwertsteuer sollte ein Wertschätzungsentgelt (WSE) für die Bauern werden, das als Mindesteinkommen in der Höhe von 1.300 Euro monatlich jedem Landwirtschaftsbetrieb zukommt, sodass er im Bedarfsfall auch Hilfsarbeitskräfte zu finanzieren imstande ist!“, fordert der engagierte Vordenker. Mit dem WSE würden automatisch die Teuerung der Lebensmittel bekämpft, die Landwirtschaft gesichert und 50.000 Arbeitsplätze geschaffen!“

Schenkermayr steht auch mit Anthony Lee, dem Sprecher der Bauernprotestbewegung „Land schafft Verbindung“ in Deutschland in Kontakt und betont immer wieder: „Niemand soll es je vergessen, Bauern sorgen für das Essen!“