Patientin berichtet: „Mit MS das Leben leben“

Erstellt am 01. September 2021 | 06:23
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Simone T. (45) hat vor einem Jahr die Diagnose „Multiple Sklerose“ bekommen. Es war für sie ein harter Kampf die Krankheit anzunehmen. Doch inzwischen hat sich ihre Situation zum Besseren gewendet – mit neuer Partnerschaft und einem neuen Job.
Foto: Aichinger
Eine Mostviertlerin erzählt, wie sie im letzten Jahr gelernt hat, mit der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose umzugehen, und von Ängsten und Zuspruch.
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„Das Leben war plötzlich nicht mehr das, was es vorher war“, erzählt die Mostviertlerin Simone T. (Name von der Redaktion geändert) von dem Moment als sie von ihrer Diagnose MS (Multiple Sklerose) erfuhr.

Anzeichen dafür gab es rückblickend gesehen schon Jahre davor: So war sie zum Beispiel des Öfteren gestolpert und hatte auch Gleichgewichtsstörungen und Probleme mit den Augen gehabt. Doch Simone hatte diese Symptome auf die leichte Schulter genommen. Einer Freundin, die selbst schon länger mit Multipler Sklerose lebt, fielen sie aber auf und sie empfahl ihr deshalb, doch einen Neurologen aufzusuchen.

Nach mehreren eingehenden Untersuchungen bekam die jetzt 45-Jährige im Juli vorigen Jahres die niederschmetternde Diagnose: Multiple Sklerose. „Ich bin daraufhin in ein tiefes Loch gefallen und hatte furchtbare Angst, im Rollstuhl zu landen“, schildert die Mostviertlerin.

Wegen ihrer zunehmenden Gehschwierigkeiten hatte sie von manchen Personen niederträchtige Kommentare geerntet – nun hatte sie die erschütternde Antwort bekommen, was der Grund dafür war. Natürlich stellten sich ihr jetzt viele Fragen.

Vor allem galt es die passende Therapie sowie Medikation zu finden, damit Simone auch mit MS ein einigermaßen normales Leben weiterführen konnte. „Mir wurde schnell klar, dass ich künftig auf viele Aktivitäten verzichten musste, weshalb ich mich oft auch ausgeschlossen fühlte“, erzählt die Mostviertlerin.

Suche nach neuem Job war schwierig

Ihre Familie und Freunde litten natürlich mit ihr mit, unterstützten sie aber auch, so gut es ging. Sie war damals schon geschieden, von ihrem 16-jährigen Sohn bekam sie aber viel Zuspruch. Ihre 19-jährige Tochter tat sich hingegen sehr schwer mit der Krankheit und sie konnte die Angst um die Mutter nicht so zeigen. Sie redeten kaum bis gar nicht über diese neue Situation.

Simone ist aber auch selbst eine Kämpferin: „Während eines Reha-Aufenthalts ging es immer wieder bergauf und bergab. Es stand auch im Raum eine Berufsunfähigkeitspension in Anspruch zu nehmen. Aber das wollte ich mit meinen damals 44 Jahren nicht und nahm mir vor, einen passenden Job zu finden und mein Leben zu leben.“

Die Mostviertlerin musste dabei viele Rückschläge verkraften, denn anfangs kamen auf ihre zahlreichen Bewerbungsschreiben nur Absagen – und wenn sie doch einmal zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wurde, zweifelten die Arbeitgeber daran, dass sie die Arbeit schaffen könne. „Ich hätte mir manchmal zumindest eine Chance gewünscht – die Möglichkeit es zu versuchen“, sagt Simone.

Die Ungewissheit über ihre Zukunft machte ihr Angst, doch aufgrund ausführlicher Beratung, Therapien und durch gewisse Anpassungen in ihrem Leben lernte sie nach und nach mit der Krankheit umzugehen und weiß nun, was ihr guttut. „Ich habe sicher ein Jahr gebraucht, um diese MS-Krankheit anzunehmen und immer versucht positiv zu denken, auch der Kinder wegen. Hin und wieder fiel es mir aber äußerst schwer“, berichtet die Mostviertlerin.

Inzwischen hat sich ihre Situation zum Besseren gewendet: Simone hat einen Job als Kassiererin gefunden. „Mein Arbeitgeber wusste natürlich von Anfang an von meiner Krankheit und hat sie voll akzeptiert, ebenso meine netten Kolleginnen“, erzählt sie. Seit Kurzem ist sie auch wieder in einer Partnerschaft und glücklich: „Mein Freund hat mich schon mit meiner Krankheit kennengelernt und macht überhaupt kein Problem daraus.“

Auch wenn eine Autoimmunerkrankung nicht heilbar ist, so hat sich für Simone T. das Bild der Erkrankung grundlegend geändert. „Ich weiß jetzt, dass ich mehr auf meine Gesundheit achten muss. Tatsächlich kann ich mit meiner Multiplen Sklerose ein freies und selbstbestimmtes Leben führen – ohne größere Einschränkungen“, will sie anderen Betroffenen Mut machen.

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