Bernhard Scheiblauer: Vertontes Erbe der Kindheit

Erstellt am 07. Oktober 2020 | 04:15
Lesezeit: 3 Min
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Sigrid Horn, Bernhard Scheiblauer und Sarah Metzler haben das Album „Langsam wiads wos“ veröffentlicht.Matejschek
Foto: Daniela Matejschek
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Der gebürtige Neuhofner Bernhard Scheiblauer veröffentlichte unter „SarahBernhardt“ ein neues Album.

NÖN: Sie haben als „SarahBernhardt“ gemeinsam mit Sarah Metzler und Sigrid Horn das Album „langsam wiads wos“ veröffentlicht und dafür auch die Texte und die Musik geschrieben. Worum geht es bei den Liedern?

Bernhard Scheiblauer: Ich bin immer auf der Suche nach geflügelten Worten, die etwas auslösen. Ähnlich wie bei Gerüchen und Düften – manchmal kommt einem ein spezieller Seifenduft in die Nase, den man das letzte Mal vor zehn Jahren bei Tante XY gerochen hat und ganz plötzlich schießen sehr konkrete Erinnerungen ein, die an diesen Geruch gekoppelt sind. Nicht ganz so intensiv, so ähnlich, geht es mir mit Wörtern und Phrasen. Gewisse Ausdrücke sind an bestimmte Personen, Situationen und Geschichten gekoppelt und lösen etwas aus. Aus diesen geflügelten Wörtern werden dann geflügelte Texte, die mir ganz wichtig sind.

Wie würdest du eure Musik beschreiben?

Scheiblauer: Dreistimmige, lyrische Chansons. Wir vertonen das Erbe der Mostviertler Kindheit. Weit weg vom Heimatlied reden wir nach der Schrift – wir schreiben halt im Dialekt.

Wie lange arbeitest du an einem Song?

Scheiblauer: Ich sammle Ideen, Phrasen und Stimmungen im Alltag, immer und überall. Die Ideen liegen dann teilweise jahrelang herum. Sobald aber das Wesentlichste steht, dauerts manchmal nur noch wenige Tage, bis Text und Grundstruktur des Liedes fertig sind. Sarah und ich entwickeln dann – oft auch schon davor – das Arrangement weiter und sie macht was Tolles mit Stimme und Harfe dazu und dann kommt noch Sigi mit ihrer super Stimme und es wird immer schöner und schöner.

Was ist das Thema der Songs „Der Unverblümte“ und „Langsam wiads wos“, die beide Teil des Albums und auch auf Youtube zu finden sind?

Scheiblauer: „Der Unverblümte“ beschwört alles Traurig-Schöne hervor, was in uns drinnen ist. Dafür haben wir Erinnerungen aus Kindheit und Jugend hervorgekramt, inklusive Skateboard, Yoyo, Seifenblasen und „Süßigkeiten-Schas“ aus dem Freibad – alles gefilmt mit einer Digi-Cam, wie sie nur beherzte Urlaubsregisseure der mittleren Nullerjahre verwendet haben. „Langsam wiads wos“ feiert den persönlichen Fortschritt, egal wie klein und banal er auch sein mag. Im Video haben wir uns dafür entschieden, eine ganze Zimmerwand einzureißen – sozusagen Fortschritt durch das Einreißen alter Mauern. Das hat etwas Ermächtigendes.

Wie hat sich die Coronakrise auf euch ausgewirkt?

Scheiblauer: Als Musiker gibt es aktuell kaum Situationen, die nicht von der Krise betroffen sind. Veranstaltungen werden abgesagt oder verschoben, Gagen und Publikum schrumpfen, die Stimmung auf Konzerten ist oft anders als zuvor, weniger Tonträger werden verkauft und die Band kann jederzeit ausfallen. Durch wachsenden Organisations- und Bürokratieaufwand bleibt weniger Zeit zum Schreiben. Und trotz der Erschwernisse haben wir im Sommer unglaublich tolle Konzerte gespielt, viele davon open air und weil sich Veranstalter irrsinnig bemüht haben, alle Sicherheitsbestimmungen genau einzuhalten.

Wann kann man euch wieder bei uns in der Region live sehen?

Scheiblauer: In der gleichen Besetzung am Freitag, 4. Dezember, als „SarahBernhard“ in Neuhofen bei „Advent ganz langsam“ und am Donnerstag, 14. Jänner 2021 als „Sigrid Horn“ in der Johann-Pölz-Halle.

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