Hilferuf aus Landesklinikum Amstetten: „Die Leute können nicht mehr“

Einen personellen Notstand im Landesklinikum beklagt ein Mitarbeiter in einem Schreiben an die NÖN. Es habe auch schon Gefährdungsanzeigen und Bettensperren gegeben. Von der Landesgesundheitsagentur fühlt sich der Betroffene im Stich gelassen (siehe das Schreiben anbei).
Betriebsratsvorsitzende Margit Huber bekräftigt die Aussagen im Schreiben des Mitarbeiters. „So traurig das ist, ich kann das alles nur bestätigen“. Dass das Landesklinikum Amstetten über zu wenig Personal verfüge, würden auch die offenen Stunden Ende 2022 klar belegen. „Insgesamt waren da bei den 488 Pflegekräften an Zeitausgleich und Urlaub 147.883 Stunden offen. Die Ärzte und die anderen Berufsgruppen sind da noch gar nicht dabei“, sagt Huber. Diese knapp 148.000 Stunden würden umgerechnet 72 Vollzeitkräften mit 40-Stunden-Anstellung entsprechen.
Der Landesgesundheitsagentur sei die Problematik bekannt, zumal man als Personalvertretung ja jedes Jahr auf die prekäre Situation aufmerksam mache. Den Versuch, das Dilemma mit der Corona-Pandemie und den Lockdowns zu begründen, lässt Huber nicht gelten. „Das war sozusagen nur ein Brandbeschleuniger, aber den Personalmangel gibt es schon viel länger.“ Auch das Argument, dass nun die Babyboomer-Generation in Pension gehe und es daher zu Personalengpässen käme, ist für die Betriebsratsvorsitzende nur eine Ausrede. „Denn das war ja nun wirklich schon jahrzehntelang absehbar.“ Huber bestätigt auch, dass in Amstetten immer wieder Bereiche von Stationen geschlossen werden müssten und es auch schon zu Gefährdungsanzeigen gekommen sei. „Das ist wichtig für die rechtliche Absicherung der Kolleginnen und Kollegen, wenn etwas passieren sollte.“
Die Betriebsratsvorsitzende vermutet, dass die Landesgesundheitsagentur wieder darauf hinweisen werde, dass ja alle Dienstposten besetzt seien. „Das Problem dabei ist, dass die Festlegung der Dienstpostenzahl dem Diktat der leeren Kassen folgt. Der Rechtsträger bewilligt nur das, was er sich leisten will oder kann. Die Kriterien für die Personalbedarfserrechnung sind einfach nicht mehr zeitgemäß. Sie sollte evidenzbasiert und nach internationalen wissenschaftlichen Erkenntnissen passieren“, fordert Huber. Dann würde rasch klar werden, dass einfach zu wenig Dienstposten vorhanden seien.
Dass das System überhaupt noch funktioniere, sei nur der sozialen Einstellung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verdanken, die füreinander in die Bresche sprängen und sich natürlich um das Wohl der Patienten und Patientinnen sorgten. „Aber unsere Leute können jetzt auch nicht mehr“, betont Huber.
17 offene Stellen im Landesklinikum
Vonseiten des Landesklinikums und der LGA wird betont, dass durch die Pandemie gerade im Gesundheitsbereich sehr viele Überstunden aufgebaut worden seien. „Auch mit Abklingen der Pandemie war es schwierig, Stunden abzubauen, da elektive Operationen nachgeholt werden mussten. Mittlerweile sind wir bei den Operationen wieder im, Normalbetrieb‘ angekommen. Aktuell werden viele Operationen so durchgeführt, dass sich die Aufenthaltsdauer der Patienten verkürzt, was jedoch zur Folge hat, dass sich der Arbeitsaufwand für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdichtet“, heißt es in einer Stellungnahme. Seitens der LGA werde alles getan, damit das Personal Überstunden abbauen könne oder diese ausbezahlt würden.
Im heurigen Jahr gab es im Landesklinikum Amstetten bislang eine Überlastungsmeldung. Diese dient aus Sicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu, auf Probleme hinzuweisen: Personalmangel, Überschreiten der Höchstarbeitszeit oder Unterschreitung der Pausen. Solche Meldungen sollen dazu führen, dass Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Unter anderem organisatorische Änderungen, zusätzliches Personal durch tageweisen Einsatz, Umschichtungen, Bettensperren oder auch eine kurzfristige Unterstützung durch andere Stationen.
„Überlastungsmeldungen werden ernst genommen“
„Sobald Überlastungsmeldungen bei uns eingehen, werden und wurden sie umgehend bearbeitet, wodurch wir durchgängigen Betrieb sowie die Akutversorgung immer gewährleisten konnten. Wir möchten festhalten, dass diese Meldungen von der Kollegialen Führung stets sehr ernst genommen werden und wurden“, betont die Krankenhausleitung. Derzeit gäbe es am Landesklinikum Amstetten 17 offene Stellen (15 Ärzte, 2 Pflege). Es werde alles versucht, diese möglichst rasch zu besetzen. „Betreffend der Aussage, dass jeder ersetzbar sei, halten wir fest, dass diese Meinung absolut im Gegenteil gelebt wird: Wir sind unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr dankbar für ihren unermüdlichen Einsatz. Sie leisten tagtäglich einen wichtigen Beitrag für die Gesundheitsversorgung“, betont die Klinikleitung.