Trauer um Josef Wagner

Die zwei Wachegebete und der Auferstehungsgottesdienst in der übervollen Wolfsbacher Pfarrkirche machten deutlich, um welch außergewöhnlichen Menschen es sich bei dem am 16. April nach langer Krankheit im 60. Lebensjahr allzu früh verstorbenen Josef Wagner gehandelt hat.
Vorweg muss die liebevolle Beziehung zu seiner in der Hinkermühle ansässigen Familie, zu Frau Birgit und den drei noch jugendlichen Kindern genannt werden. Schon in frühen Jahren war er an der Seite seines Vaters und Bruders Michael am örtlichen Kirchenchor als profunder Bass-Sänger zu finden, sein Leben war stets von tiefer Religiosität geprägt, was sich auch durch die intensive Mitarbeit in der Pfarre als Pfarrgemeinderat (25 Jahre) und im Pfarrkirchenrat (20 Jahre) zeigte. Auch die Außenrenovierung (2003) und Orgelrestaurierung (2001) waren ihm schon wichtige Anliegen. „In Würdigung seiner Verdienste wurde ihm als einzigem Wolfsbacher 2022 das Ehrenzeichen vom Hl. Hippolyt in Silber zuerkannt“, weiß Josef Tanzer als stellvertretender Pfarrgemeinderatsobmann zu berichten und ergänzt: „Mit Fragen des Glaubens und der Entwicklung unserer Pfarre und gesamten Kirche hat sich Josef bis zuletzt beschäftigt.“
Nach seinem Studium der Klassischen Philologie unterrichtete Josef Wagner die Fächer Latein und Griechisch, vorerst am Stiftsgymnasium Melk, ab 1994 in Seitenstetten. Ein besonderes Anliegen waren ihm stets auch Schülerreisen zu den antiken Stätten. 2013 wurde Wagner zum ersten weltlichen Direktor des Stiftsgymnasiums bestellt, unermüdlich im Wirken, war er stets um Qualität im Unterricht und ein angenehmes Schulklima bemüht. „Benediktinisch geprägte Fest- und Feierkultur sowie zeitgemäßer Unterricht – basierend auf christlich-humanistischen Werten galten ihm als Maxime!“, sieht Abt Petrus Pilsinger das in Wagner gesetzte Vertrauen mehr als bestätigt. „Auch Begabungs- und Begabtenförderung waren ihm große Anliegen“, ergänzt der Abt. Sein überaus erfolgreiches pädagogische Wirken brachte Josef Wagner höchste Auszeichnungen seitens der Bildungsdirektion. Aus gesundheitlichen Gründen wechselte er mit März 2022 in den Ruhestand.
Engagiert für Pfarre und Gemeinde
„Josef Wagners Tod macht mich sehr betroffen, er war für mich ein persönlicher sowie sehr geschätzter Freund und Sammlerkollege. Darüber hinaus durften wir in vielem zusammenarbeiten, ich denke an die drei Pfarrflohmärkte, die vielen Besprechungen für die Innenrenovierung der Pfarrkirche oder zuletzt seinen Beitrag für das Wolfsbach-Buch. Josefs Einschätzung und Meinung sind mir immer sehr wichtig gewesen, und auch manch gemütliche Stunde mit ihm wird mir unvergessen bleiben“, würdigt der langjährige Wolfsbacher Pfarrer Pater Jacobus Tisch den Verstorbenen.
Auch Bürgermeister Josef Unterberger hebt Josef Wagners Wirken für das Gemeinwohl hervor, war er doch 15 Jahre auch überaus engagierter Vizebürgermeister in Wolfsbach. Sein vielseitiges Engagement ließe sich schwer umreißen, genannt seien beispielhaft nur der Bau des neuen Gemeindezentrums während seiner Amtszeit oder auch die Neueinteilung der Hausnummernbezeichnungen mit entsprechendem Leitsystem gemeinsam mit Pater Jacobus; auch das Gemeindearchiv war ihm wichtig. Den Feuerwehren war er stets wohlgesonnen, aber auch den Bedürfnissen der Sportunion versuchte er zum Beispiel mit dem Bau eines Beachvolleyballplatzes nachzukommen. „Seine Stimme hatte Gewicht und seine Meinung war uns allen wichtig“, ergänzt der Bürgermeister. Zuletzt noch hat Josef Wagner mit Nachdruck den Jubiläumsbrunnen befürwortet.
Aktiv in den Vereinen
15 Jahre fungierte der beliebte Wolfsbacher auch als ÖAAB-Obmann, als solcher war er für die Durchführung vieler Veranstaltungen verantwortlich. Die Leitung des Kultur- und Freizeitvereins hatte er mehr als 10 Jahre inne: Hochkarätige Kirchenkonzerte und Kulturveranstaltungen, aber auch Kramer- und Antikflohmärkte tragen seine Handschrift. „In der Ausübung seiner vielen Funktionen war Josef Wagner stets wichtiges Bindeglied zwischen Pfarre, Gemeinde und Vereinen. Erst im Vorjahr wurde ihm hierfür seitens der Marktgemeinde der Ehrenring in Gold verliehen“, berichtet Bürgermeister Unterberger. Wolfsbach verliert mit Josef Wagner einen lebensfrohen, edlen, charismatischen Menschen, der Verantwortung getragen sowie unermüdlich und mit Weitblick gewissenhaft in den verschiedensten Bereichen gearbeitet hat, dabei aber immer bescheiden geblieben ist!
Am Samstag, 22. April, wurde Josef Wagner würdig zu Grabe getragen. Abt Petrus Pilsinger zelebrierte das Requiem, das musikalisch vom Kirchenchor auch mit Schubert-Werken gestaltet wurde.