Sohn sprang im Landesklinikum Amstetten aus dem fünften Stock

Der 39-Jährige sei auf ein Vordach im zweiten Stock geprallt und dort liegengeblieben. Er habe den Sprung mit Wirbel- und Rippenbrüchen und anderen Verletzungen überlebt und liege nun im Tiefschlaf, berichtet der Vater und erzählt auch die Vorgeschichte.
Sein Sohn habe schon länger über Schmerzen im Knie geklagt. Eine Untersuchung habe einen Kreuzbrandriss und angegriffene Knorpel ergeben. Am Freitag der Vorwoche seien die Schmerzen unerträglich geworden, weshalb er ins Spital gegangen sei. Dort habe man ihn aber bald wieder heimgeschickt.
Am Montag sei der 39-Jährige wieder ins Spital gegangen und erneut entlassen worden, berichtet der Vater. Am Dienstag habe ihn sein Sohn dann zur Hausärztin geschickt, um ihm ein Rezept für ein Schmerzmittel zu holen. „Aber die Frau Doktor hat zu mir gesagt, dass in so einem Fall Schmerzmitteln nichts helfen und sie hat mir für meinen Sohn eine Einweisung für das Spital geschrieben. Er ist also erneut ins Spital gekommen, aber um Mitternacht war er wieder zu Hause, weil man ihn dort nicht behalten hat“, berichtet der Neustadtler. Am Mittwoch habe sich das ein viertes Mal wiederholt: „Da ist er in der Früh hinein und zu Mittag wieder heimgekommen“, erzählt der Vater.
Donnerstagmittag habe sein Sohn dann zu viele Schmerzmittel genommen, weshalb ihm schlecht geworden sei. Er habe dann selbst die Rettung angerufen und der Notarzt habe ihn wieder ins Spital gebracht. „Am Donnerstagabend habe ich versucht, ihn telefonisch zu erreichen, doch er hat am Handy nicht abgehoben. Daher habe ich auf der Station angerufen und da konnte ich kurz mit ihm reden. Er hat gesagt, dass er die Schmerzen nicht mehr aushält. Und etwa zwei Stunden später ist er dann aus dem Fenster gesprungen", erzählt der Vater.
Was ihn besonders erschüttert und ärgert: „Ich bin vom Krankenhaus nicht einmal informiert worden. Ich habe Freitagfrüh auf der Station angerufen und da hat die Schwester dort zuerst herumgedruckt und dann gesagt, dass sie mich mit der Intensivstation verbinden muss. Erst dort habe ich dann erfahren, was passiert ist."
Der Neustadtler erklärt, dass er schon mit dem Qualitätsmanagement der Landeskliniken und dem Patientenanwalt in Kontakt sei. „Ich habe dem Krankenhaus auch mitgeteilt, dass ich es klagen werde, weil mein Sohn nicht richtig behandelt wurde. Man hat ihn stattdessen als Tachinierer hingestellt, obwohl er 20 Jahre lang nie im Krankenstand war“, sagt der erboste Vater.
Der Neustadtler hat bei der Polizei Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung erstattet und weil das Klinikum den Vorfall nicht sofort an die Polizei gemeldet hat, wegen Vertuschung.
Die Landesgesundheitsagentur gab gegenüber der NÖN folgende Stellungnahme ab:
Es ist korrekt, dass der Patient im Klinikum mehrmals vorstellig war. Er wurde auch jedes Mal bestmöglich vom LK Amstetten betreut. Aus orthopädischer Sicht bestand keine Notwendigkeit zur stationären Behandlung des Patienten. Die Begleitperson wurde auf psychische Auffälligkeiten des Patienten angesprochen; der Patient wurde zur Abklärung auch neurologisch vorgestellt und sorgfältig untersucht. Die Schmerzen im Knie wurden vom LK Amstetten immer ernstgenommen, dementsprechend behandelt und Therapiemöglichkeiten empfohlen. Anzumerken ist, dass eine stationäre Schmerzbehandlung bei der vorliegenden Diagnose des Patienten überaus ungewöhnlich ist.
Der Patient wurde am 9. Juni aufgrund einer internistischen Problematik aufgenommen. Suizidale Tendenzen im Rahmen der Begutachtungen konnten nicht festgestellt werden.
Wir bedauern zutiefst, dass wir die Kontaktperson nicht unmittelbar nach dem Suizidversuch kontaktiert haben. Solche Vorfälle stellen für die Mitarbeiter ebenfalls eine Extremsituation dar. Die Behörde wurde allerdings vorschriftsmäßig informiert und mittlerweile hat auch die Polizei diesbezüglich schon Kontakt mit dem Klinikum aufgenommen.