Ohne Hilfe der Gemeinden: „Dann gibt es keine Hausärzte mehr vor Ort“

Erstellt am 01. Februar 2023 | 03:06
Lesezeit: 3 Min
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NÖ Ärztekammer-Vizepräsidentin Martina Hasenhündl, Bettina Rathgeb, Bürgermeister Franz Zehethofer, Landesstellenausschussvorsitzender der ÖGK, Robert Leitner, und geschäftsführende Gemeinderätin Maria Seisen- bacher sprachen über die medizinische Versorgung.
Foto: Führer
In der Praxis von Bettina Rathgeb schilderten Vertreter der Ärzteschaft und der Krankenkasse Herausforderungen für die allgemeinmedizinische Versorgung.
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Wie die NÖN berichtet, errichtet die Gemeinde in Hainstetten für die neue Ärztin Bettina Rathgeb eine Ordination. Und zwar, um hier eine Hausapotheke zu ermöglichen. Baubeginn ist Mitte März.

Bei einem Pressegespräch wiesen Bettina Rathgeb in der aktuell noch genützten Ordination von Vorgänger Franz Sturl, NÖ Ärztekammer-Vizepräsidentin Martina Hasenhündl und Landesstellenausschussvorsitzender der NÖ Gesundheitskasse, Robert Leitner, auf die Bedeutung medizinischer Nahversorgung hin. Dabei dürften die Hausärztinnen und Hausärzte – angesichts der Förderung von Primärversorgungseinheiten/-zentren nicht vergessen werden. „Für die PVE wird sehr viel investiert und gefördert. Es geht uns darum aufzuzeigen, dass auch die Einzelpraxen wichtig sind“, brachte es Rathgeb auf den Punkt.

Gemeinde übernimmt Kosten für Praxis

Viehdorfs Bürgermeister Franz Zehethofer ist überzeugt, dass vielen Menschen der persönliche Kontakt zum Hausarzt, zur Hausärztin, wichtig ist. Daher habe man sich auch entschlossen, den Bau der Ordination zu ermöglichen und die Kosten zu übernehmen. Rathgeb wird sich im Gebäude einmieten. Für die Ordination von Franz Sturl sollen dann Therapeuten gefunden werden, die hier tätig sein möchten.

„Wir unterstützen Bettina Rathgeb gerne. Sie zeigt, dass man auch als Einzelordination überleben kann. 90 Prozent der Primärversorgung werden durch Einzel- und Gruppenpraxen gedeckt. Wir können diese aber nur attraktiv gestalten, wenn sich beide – Gesundheitskasse und Ärztekammer – dafür einsetzen“, ergänzt Vizepräsidentin Martina Hasenhündl. Ohne die Gemeinden, die hier wie in Viehdorf einspringen, gebe es bald keine Hausärzte mehr vor Ort.

Ärztemangel als Wurzel allen Übels

Hauptproblem der medizinischen Versorgung sei jedenfalls der Ärztemangel. Betroffen sind insbesondere die Allgemeinmedizin, die Kinder- und Jugendheilkunde sowie die Gynäkologie. „Aufgrund der Demografie und der Arbeitszeitregelungen gibt es zu wenige. Das lässt sich aber kurzfristig auch durch mehr Ausbildung nicht schnell ändern. Denn wenn sich die wenigen ausbildenden Ärzte um mehr Studierende kümmern müssen, dann leidet die Qualität“, sagt Hasenhündl. Die Zeiten, dass ein Mediziner 60 Stunden arbeite, seien vorbei. „Der Jugend ist die Work-Life-Balance wichtiger. Auch wenn das bedeutet, etwas weniger zu verdienen“, analysiert die Vizepräsidentin. Man warne die Politik seit Jahrzehnten vor einem drohenden Mangel. Diese habe schlichtweg übersehen, vorzeitig einzugreifen.

Trotz aller Widrigkeiten übt Bettina Rathgeb ihre Tätigkeiten gerne aus. „Man sieht Jung und Alt, deckt ein breites Spektrum ab und in der Medizin ist nichts so abwechslungsreich wie die Allgemeinmedizin“, schildert sie. Glücklich zeigt sie sich darüber, in Viehdorf nun eine neue berufliche Heimat gefunden zu haben. Die Übernahme einer Landpraxis sei immer schon ihr Traum gewesen. Auch wenn die Rahmenbedingungen keine einfachen sind.

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