Stadtkapelle Traiskirchen probt für Frühjahrskonzert

Walter Skoda ist Kapellmeister mit Leib und Seele, kein Wunder, bei der Stadtmusikkapelle ist er seit 1. Juli 1978 aktiv. Als Lehrer an der Traiskirchner Musikschule sorgt er dafür, dass dem Orchester der Nachwuchs auf der Klarinette nicht ausgeht.
Schon sein Großonkel Heinrich Gutmann war ein begnadeter Musiker, der sich von Anfang an der Nachwuchsarbeit widmete. Er war von 1956 bis 1957 sowie von 1972 bis 1982 Kapellmeister, als Obmann wirkte er von 1968 bis 1972.
Die Wurzeln der Stadtmusikkapelle liegen so wie jene von Heinrich Gutmann in Möllersdorf. Die Kapelle wurde 1919 als Musiksektion der Metallarbeiter Möllersdorf gegründet und wuchs rasch mit 35 Mitgliedern zur Arbeitermusikkapelle Möllersdorf heran.
Doch die politischen Verhältnisse in der Zwischenkriegszeit im österreichischen Ständestaat zwangen die Arbeitermusikkapelle, die Proben und Auftritte einzustellen. Doch man Griff zu einem Trick: „Alle Arbeitervereine waren ab 1934 verboten, doch um dieses Verbot zu umgehen, haben die Musiker unter dem Namen Kapelle Ludvicek einfach weitergespielt“, weiß Skoda. Kapellmeister Julius Ludvicek verstarb am 4. April 1945 und hinterließ ein schweres Erbe.
Es fehlte an Noten und Uniformen, doch der Enthusiasmus und der Einsatz der Musiker, um den Spielbetrieb der Kapelle fortzuführen, war größer als die Not und das Elend der Nachkriegszeit.
An jungen Musikanten mangelte es nicht. 1969 feierte die Kapelle ihr 50-jähriges Bestandsjubiläum und es erfolgte die Umbenennung in „Stadtkapelle Traiskirchen.“ Auch die Probenlokale wechselten mehrmals ihren Standort. „Erst probte die Kapelle im Gasthaus Leick, dann im Johann Schuster Vereinsheim, der ehemaligen Militärstrafanstaltskapelle, dann im ehemaligen ÖGB-Jugendheim, bis am 26. Oktober 2010 der Probensaal im neu gebauten Bizent bezogen wurde“, schildert Skoda.
100. Geburtstag schon im Jahr 2019 gefeiert
Für ihn bleibt das 100-Jahr-Jubiläum, das 2019 gefeiert wurde, ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte. Besonders, wenn er an die Rede von Rosa Drexler zurückdenkt, die bei der Jubiläumsfeier 93 Jahre alt war und spontan das Mikrofon ergriff, um ihre Verbundenheit mit dem Verein auszudrücken. „Sie war die Tochter von Julius Ludvicek, dem ersten langjährigen Kapellmeister des Vereins, und eng mit dem Musikverein verbunden. Ihre frei gehaltene Rede war einfach beeindruckend und ergreifend“, sagt Skoda.
Ihr Marsch war „Die Möllersdorfer Feuerwehren“, der zum fixen Repertoire der Stadtmusik gehört, genauso wie „Stille, schlaf in Ruhe“, das traditionell am Allerheiligentag bei der Kranzniederlegung gespielt wird.