Anton-Wildgans-Preis 2022 an Gertraud Klemm

„Gertraud Klemm analysiert in ihren Romanen und Essays die beharrlich gleichen sozialen Fragen unserer sich verändernden Gesellschaft ohne Scheu vor Konfrontationen. Ihr scharfer Blick führt den Lesenden die Aktualität ungelöster alter Problematiken in einer lebendigen, präzisen Sprache, der auch das Spiel mit Humor nicht fremd ist, meisterlich vor Augen“, lautet die Begründung der Jury.
Klemm legt Finger in Wunden unserer Zeit
Geboren 1971 in Wien, studierte Gertraud Klemm ursprünglich Biologie und arbeitete dann als Gutachterin bei der Stadt Wien. 2006 folgte die berufliche Umorientierung, seitdem steht ihr literarisches Schaffen im Zentrum ihrer Arbeit. Romane wie „Herzmilch“, und „Aberland“ folgten. 2016 brach sie mit ihrem Roman „Muttergehäuse“ ein gesellschaftliches Tabu und thematisierte ihren unerfüllten Kinderwunsch. Zuletzt setzte sie mit ihrem Roman „Hippocampus“ ein Zeichen für die gleichberechtigte Wahrnehmung von Frauen. In ihren Romanen und politischen Kommentaren legt Klemm den Finger in die Wunden unserer Zeit und regt damit Debatten über das Frauenbild in unserer Gesellschaft an.
Für ihre zahlreichen Werke wurde Gertraud Klemm unter anderem mit dem Outstanding Artist Award 2020, dem Ernst-Toller-Preis 2021 sowie mit dem Publikumspreis beim Bachmannpreis 2014 ausgezeichnet.
Die Autorin und Schreibpädagogin lebt mit ihrer Familie in Pfaffstätten im Bezirk Baden.
"Werk von hervorragender Relevanz"
Der seit 1962 vergebene Anton-Wildgans-Preis wird auf Vorschlag einer unabhängigen Jury einem Schriftsteller oder einer Schriftstellerin der jüngeren oder mittleren Generation mit österreichischer Staatsbürgerschaft verliehen, "dessen oder deren Werk von hervorragender Relevanz für die literarische und gesellschaftliche Korrelation unserer Zeit ist". Unter den bisherigen Preisträgern befinden sich etwa Ingeborg Bachmann, Thomas Bernhard, Michael Köhlmeier, Arno Geiger, Sabine Gruber, Olga Flor, Robert Seethaler und Erich Hackl. Im Vorjahr wurde Andrea Grill ausgezeichnet.
Die unabhängige Jury des „Literaturpreises der Österreichischen Industrie – Anton Wildgans“ setzt sich aus Marianne Gruber (Ehrenpräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Literatur), Johann Holzner (vormals Leiter des Brenner-Archivs an der Universität Innsbruck) und Barbara Neuwirth (Schriftstellerin) zusammen.