Sparen beim Grabschmuck

Gärtnermeister Friedrich Heiduk aus Baden ist kein Friedhof in der Stadt Baden und in den umliegenden Gemeinden fremd. Ist er doch am Stadtfriedhof genauso unterwegs wie am Helenenfriedhof, um die Gräber, für die er die Grabpflege übernommen hat, zu betreuen.
Doch der gesellschaftliche Wandel ist längst auch am Friedhof angekommen. „Das hat sich grundsätzlich geändert“, sagt der Gärtner. „Auch, was die Art der Bestattung angeht.“ Gab es noch vor 15 Jahren kaum Urnengräber, so nimmt diese Art der Bestattung stetig zu. Es ist auch nicht mehr notwendig, die Urne in einer Stele, einer Nische in der Wand oder in einem Erdgrab aufzubewahren. „Jetzt kann man sich die Urne auch mit nach Hause nehmen“, erläutert Heiduk. „Dafür braucht es nicht einmal mehr einen Gemeinderatsbeschluss.“ Daraus folgt: „Für Grabstelen braucht es auch weniger Blumenschmuck.“
Generell sei die Religiosität in den Hintergrund getreten oder spiele selbst in Anbetracht von Allerheiligen und Allerseelen eine viel geringere Rolle wie vor einigen Jahren. „Die Leute legen weniger Wert auf das Jenseitige“, meint Heiduk. „Jetzt sind eher alle auf das Diesseitige hin ausgerichtet.“ Das merke man eben auch bei der Gestaltung der Gräber. Und neben der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung merke er auch, „dass die Leute sparen. In früheren Zeiten haben wir noch 80 Kränze vor Allerheiligen selbst gebunden. Jetzt sind wir bei zehn“.
Auch Gärtnermeister Anton Kerschbaumer vom Blumenparadies Kerschbaumer und auf Trauerfloristik spezialisiert, merkt, „dass die Leute sparen. Normalerweise beginnt das Geschäft vor Allerheiligen etwa 20 Tage vorher. Dafür ist es jetzt noch sehr ruhig.“ Nachsatz: „Ich gehe davon aus, dass die Leute sparen werden. Das Leben ist teurer geworden, spüren wir so wie alle anderen Branchen auch.“
Für Grabschmuck wird weniger Geld ausgegeben, und wenn, „dann werden günstigere Sachen gekauft“. Der Trend gehe eindeutig zu Grabgestecken, denn „diese hinterlassen keine Rostflecken auf den Grabdeckeln“.
Dass Anpassen an die neuen Zeichen der Zeit erforderlich ist, befindet auch Radio Niederösterreich Gärtner Franz Grabesam aus Pottenstein.
„Wir machen verrottbare Gestecke aus heimischen Gehölzen. Da schädige ich die Grabstelle nicht. Das ist klimafreundlich und entspricht dem ökologischen Grundgedanken, auf den mittlerweile doch viele Kundinnen und Kunden schauen.“ Daher setzt die Firma Grabesam auf „Bio-Gestecke, die man umfunktionieren kann. Diese Gestecke sind sehr haltbar, und man kann man sie auch umdekorieren und für Weihnachten verwenden“, sagt Grabesam.
Liebevoll gestalteter Grabschmuck steht auch für Robert Bigl, Chef von Blumen B&B mit neuer Zentrale in Leobersdorf, im Mittelpunkt.
Er merkt zu den Trends an: „Die klassischen Gestecke aus Reisig, Trockenblumen und verschiedenen Zweigen sind echte Dauerbrenner. Auch Mooselemente werden aufgrund der Witterungsbeständigkeit gerne und in verschiedenen Formen und Designs verwendet. Was man auf jeden Fall sieht, ist, dass die Österreicher und Österreicherinnen Gedanken zum Grabschmuck machen und sich hier individuell ausdrücken möchten.“
Bio-Produkte seien noch nicht das große Thema. „Wir bemühen uns stets, Ware von österreichischen Betrieben möglichst regional einzukaufen. Die Nachfrage nach Bio-Produkten vonseiten der Kunden ist allerdings bei uns im Bereich Grabschmuck nicht hoch. Wir spüren das eher bei saisonalen Topf und Schnittpflanzen.“
Ob und wie sich die Teuerung auf das Kundenverhalten auswirken wird, warte man ab. „Blumen sind ein Luxusprodukt. Doch da wir natürlich nicht vorhersehen können, wie sich eine akute wirtschaftliche Krisensituation auf das Kaufverhalten so unmittelbar zu einem Festtag auswirkt, haben wir unsere Geschäfte wie jedes Jahr gut befüllt und bieten auch heuer wieder eine breite und kreative Auswahl unterschiedlichen Grabschmucks an. Bisher belohnen die Kunden unser breites Angebot trotz Krise und wir haben bei Grabschmuck einen erfreulichen Verkaufsstart gehabt.“
Ob Krise oder nicht, für Friedrich Heiduk darf auch der soziale Gedanke nicht zu kurz kommen.
Vom 29. Oktober bis 1. November schenkt Heiduk am Firmengelände in der Friedhofstraße 4 in Baden Punsch zugunsten des Kinder- und Jugendpalliativteams der Mobilien Kinderkrankenpflege Niederösterreich aus. Diese ist in ganz Niederösterreich tätig, hat ihren Vereinssitz aber in Bad Vöslau. Geöffnet ist der Punschstand 9 bis ca. 18 Uhr.