Joseph Beuys in Baden
Joseph Beuys in Baden. In der Galerie Breyer sind Aufnahmen des Aktionskünstlers Joseph Beuys zu sehen, die der renommierte Fotograf Gerd Ludwig 1978 gemacht hat.
Gerd Ludwigs Fotografien des Ausnahme-Aktionskünstlers Joseph Beuys, zu sehen in der Galerie Breyer in Baden, sind mehr als die Pressebilder, die 1978 im Auftrag von „Die Zeit“ entstanden. Die Aufnahmen zeigen Beuys von einer zutiefst menschlichen, fast schon intimen, Seite.
Als der renommierte Fotograf Gerd Ludwig 1978 mit seinem Journalisten-Kollegen Peter Sager im Auftrag der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ Joseph Beuys auf eine fünftägige Reise zurück an den Ort seiner Jugend begleitete, war dieser bereits auf dem Weg in den Olymp der internationalen Kunstszene. Das Trio, bestehend aus Journalist, Fotograf und Künstler, verbrachte damals kurz vor Beuys erster Einzelausstellung im Guggenheim Museum New York, exklusive fünf Tage in seiner deutschen Heimatstadt Kleve.
Das Ergebnis sind Bilder, die die Privatperson des Künstlers zeigen. „Beuys war auf seine eigene Art und Weise abgehoben, jedoch in jeder Begegnung unheimlich freundlich zu seinen Mitmenschen und wir haben viel miteinander gelacht“, erinnert sich Gerd Ludwig.
Die Aussagekraft der in der Galerie Breyer zu sehenden Bilder ist enorm. Beuys hält einen toten Hasen vor seiner eigenen Wiege hoch und erklärt ihm, wie in seinen tatsächlich gesetzten Aktionen, die für emotional geladene Kontroversen sorgten, die Kunst. Ein weiteres Motiv: Der damals 57-Jährige sitzt wie in den eigenen Erinnerungen versunken auf seiner ehemaligen Schulbank und schaut gedankenverloren ins Nichts. „Das war ein fast schon ein sakraler Moment, der die Einzigartigkeit seines Denkens festhält“, sagt Ludwig.
Ludwig hat spezielle Baden-Beziehung
Der Fotograf war für die Königsklasse der internationalen Medien „National Geographic“ und „Geo“ tätig und hat eine enge Verbindung zu Baden. Besonders zu dem Fotofestival „La Gacilly – Baden Photo“, für das der „Artist in residence“ mit Wohnsitz in Los Angeles auch ein Sprachrohr ist. Seine berufliche Hauptbetätigungsdestination ist jedoch die ehemalige Sowjetunion.
Wie kein anderer westlicher Fotograf zuvor ist Ludwig in den Reaktor #4 vorgedrungen und hat dafür alle Risiken in Kauf genommen, um die größte nukleare Katastrophe in der Menschheitsgeschichte zu dokumentieren.
Das Fotobuch „Der lange Schatten von Tschernobyl“ erschien 2014 in drei Sprachen in der Edition Lammerhuber.
Ludwigs nächstes Projekt wird der ersten fotografischen Dokumentation über den Künstler Friedensreich Hundertwasser gewidmet sein, der noch nie zuvor einen Fotografen so nah an sich herangelassen hat. Am 21. September werden die Aufnahmen im Parlament erstmals gezeigt.