Gedenkstein: Am Text wird gefeilt

Das Haus in der Schimmergasse 17, bekannt als Nicoladoni-Haus, wurde ursprünglich als Hotel gebaut. Da es aber von der Badener Hotelier-Vereinigung nicht genehmigt wurde, ging es auch nie als solches in Betrieb.
Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlagnahmten die Russen das Gebäude und etablierten hier den Militärgerichtshof für ganz Österreich.
Dieser war bis 1955 aktiv, eines der prominentesten Opfer, die hier 1948 gefangen genommen, verhört, verurteilt und später in die Sowjetunion gebracht wurden, war Margarethe Ottillinger, die sieben Jahre in einem Zwangslager gefangen gehalten wurde, weil sie der Spionage verdächtigt wurde. Nach ihrer Freilassung wurde sie erste Vorstandsdirektorin der OMV.
„Es genügten oft schon Anschuldigungen und Denunziationen, dann landete man als Badener Bürger hier, wurde einer Gerichtsbarkeit unterzogen, die nichts mit einer fairen Verhandlung zu tun hatte und verschwand, im schlimmsten Fall für immer nach Sibirien“, sagt Bürgermeister Stefan Szirucsek, ÖVP, warum die Stadt vor dem Gebäude, das in Privatbesitz ist, mit Einverständnis des Eigentümers einen Gedenkstein errichten will. Die SPÖ bleibt aber weiter kritisch und meint in einer schriftlichen Anfrage an den Bürgermeister: „Keinesfalls dürfe ein Gedenkstein dazu dienen, dass Unrecht aufgerechnet wird, dass revanchistische, geschichtsrevisionistische oder nationalistische Ressentiments produziert würden“ und fordert die Einsetzung einer Arbeitsgruppe.
Kulturstadtrat Hans Hornyik, ÖVP, weist darauf hin: „Die Arbeitsgruppe unter Einbindung von Gemeinderäten aller Fraktionen hat bereits von 2015 bis 2017 zu diesem Thema gearbeitet. Die aktuellen Forschungen zu dem Text auf dem Gedenkstein werden von Universitätsprofessor Stefan Karner geleitet. Wir hatten bereits einen Text, der aber am Schluss doch zu reduziert war. Es fehlt noch der Bezug zu dem Haus, vor dem er aufgestellt wird.“ Damit soll sich jetzt eine weitere Gruppe von Historikern auseinandersetzen.