Quellen der Erinnerung in Badeanstalt

Die Quellen der Erinnerung treten im Frauenbad an die imaginäre Wasseroberfläche: Anlass ist die 200-Jahr-Feier des Gebäudes, das in seiner Urbestimmung ein Bad war und nun das Arnulf Rainer Museum ist.
200 Jahre gilt es zu Tage zu fördern und so formierte sich die Ausstellung, wo das Bauwerk als Exponat im Mittelpunkt „hängt“. Lange dauerten die Vorbereitungen für die Ausstellung: Dokumente, alte Ansichten, Pläne, Objekte und Zeitzeugen wurden gesucht, die darüber berichten sollen, wie es einmal war. Einer der „User“ war Kaiser Franz II./I., der das Gebäude unter seiner Patronanz selbst oft nutzte.
Der Badebetrieb in Baden geht aber auf eine noch viel frühere Zeit zurück: Es waren wieder einmal die guten alten Römer, die auch in Baden wussten, wie sie ihren Körper und Geist regenerierten – vermutlich nach einem ausgiebigen Weinkonsum. Zur Anlage, zu der ursprünglich auch ein eigenes Wohnhaus für Kaiser Franz geplant war, ist Teil eines biedermeierlichen Idealstadt-Projekts, das konsequent realisiert wurde. „Das Frauen- und Carolinenbad zählt zu den bedeutendsten Bauten des Klassizismus in Österreich“, weiß der Kurator Matthias Boeckl.
Entworfen wurde das Bauwerk von dem Franzosen Charles de Moreau, der einer der führenden Architekten dieser Epoche in Österreich war. Er hatte zuvor für sich selbst das Dianabad in Wien errichtet. Durch die Aufnahme Badens in die UNESCO-Welterbeliste diesen Juli – gemeinsam mit zehn anderen „Great Spa Towns of Europe“ – wird die internationale Bedeutung der Stadt, und damit auch des Frauenbades, eindrucksvoll unterstrichen.
Zum Jubiläum erscheint eine wissenschaftliche Publikation, die die Baukultur und den Kunstbetrieb Badens beleuchtet, mit Textbeiträgen u.a. von Matthias Boeckl und Ulrike Scholda. Nachzulesen gibt es darin neue Forschungsergebnisse zum Frauenbad und zur klassizistischen Architektur Badens, ebenso wie über den Wandel vom Kurbad zum Künstlermuseum.