Die letzte Tschick ist geraucht

Freitagabend in der Badener Innenstadt. Seit siebzehn Stunden gilt das generelle Rauchverbot in der Gastronomie. Einige Wirte sperren soeben ihre Lokale auf. Das Abendgeschäft werde zurückgehen, vermuten mehrere. „Denn wo viel geraucht wird, wird auch viel getrunken“, weiß ein Wirt, der sich draußen eine Zigarette genehmigt, bevor die ersten Gäste eintrudeln.
„Ich bin pessimistisch gestimmt, lasse mich aber gerne überraschen“
In der Gastronomie ist das Rauchen nur noch im Freien erlaubt. Das Rauchverbot gilt auch für geschlossene Gesellschaften. Einige Wirte sehen dadurch ihre Existenz bedroht. Dass das Gesetz keine Ausnahmen kennt, wirkt sich vor allem auf Raucher- und Nachtlokale aus. Allgemein fühlen sich Wirte im Gewerbe durch immer neue Vorschriften zunehmend eingeschränkt. Die belegbaren, positiven Effekte des Rauchverbots auf die Gesundheit der Bevölkerung geraten dabei in den Hintergrund.

„Ich bin pessimistisch gestimmt, lasse mich aber gerne überraschen“, meint Peter Böö, wenn er über die Folgen des Rauchverbots fürs Geschäft nachdenkt. Seit bald 15 Jahren führt er das „Badener Eck“, ein ehemaliges Raucherlokal nahe des Grünen Markts. Man müsse auch den wirtschaftlichen Aspekt sehen, sagt der Gastronom, der seine Kunden kennt. Zwei Drittel des Abendpublikums seien Raucher. Auch Kurgäste, russische Touristen und Vereine hätten hier gerne geraucht. Sie würden in Zukunft schlimmstenfalls fernbleiben. Er werde mögliche Auswirkungen aber erst in der „toten Zeit“ im Jänner und Februar zu spüren bekommen, meint Peter Böö. Im Winter werde er im Hinterhof ein überdachtes Raucherplatzerl schaffen.
Auch bei den Stammgästen an der Bar ist das Rauchverbot Thema. Ab heute heißt es: Aufstehen, anziehen und draußen rauchen. Für ein Trio ist das gemeinsame Ritual noch ungewohnt, man nimmt es mit Humor. Ein Badener Wirt, der anonym bleiben will, fürchtet um kleinere Nachtlokale in der Stadt, in denen er nach der Sperrstunde im eigenen Lokal gern selbst noch Zeit verbracht habe. Die Überregulierung im Gastronomiegewerbe, Stichwort Allergene, werde immer ärger. „Eigenverantwortung gibt es bald nicht mehr“, sagt er.
Damit ist er nicht allein. Auch der Besitzer des Enzesfelder Gasthofs Linsbichler, Daniel Steiner, sieht es kritisch, dass Wirtsleuten wiederholt vorgeschrieben werde, wie sie ihr Lokal zu führen haben, noch dazu wo das Gasthaus oft Eigentum des Betreibers sei.
Dieser Meinung ist auch Christoph Fügert, Besitzer des Wirtshauses „Hamkumst“ in Weissenbach an der Triesting. Er sagt: „Eigentlich sollte jeder Wirt die Wahl haben, sein Lokal so zu betreiben, wie er es für richtig hält. Wir haben von Anfang an unser Lokal als Nichtraucherlokal geführt, uns betrifft die neue Regelung also nicht. Aber ich denke schon, dass es ein bisschen auch der Gesellschaft und auf jeden Fall vielen Wirten schadet.“
Gustav Martinek, Wirt des gleichnamigen Gasthofs in Baden, nimmt das Rauchverbot sehr gefasst auf. Man sei bereits seit 22. August 2019 ein Nichtraucher-Lokal, erzählt er am Telefon. Für Raucher gebe es nun eine Lounge im Schanigarten. Die Umstellung werde von den Gästen positiv angenommen, immer mehr seien auch Nichtraucher.
„Gott sei Dank ist endlich die Entscheidung gefallen“
Aber auch das Hin- und Her in Bezug auf das Rauchverbot war nicht seines: „Gott sei Dank ist endlich die Entscheidung gefallen“, sagt der Wirt. Als starker Raucher mache er nun beim Kartenspielen eine Pause, gehe raus, rauche und spiele dann weiter. Alles sei möglich, so der Gastronom.
Auch Wirtin Claudia Prendinger von „Mukis Landleben“ in Berndorf hat vorgesorgt: „Ich habe draußen ein gemütliches, warmes Plätzchen, das gerne von Rauchern in Anspruch genommen wird. Mich trifft‘s also nicht wirklich.“