Lehrlinge gefragter denn je

Erstellt am 29. September 2021 | 05:38
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Bezirk Baden - Lehrlinge gefragter denn je
Anika Kammerer (l.) hat ihre Lehre abgeschlossen und wartet auf einen Termin für die Gesellenprüfung. Sie hilft im Salon ihrer Mutter Andrea Kammerer (r.) mit. Ihre Mutter ist selbst „Frisörin aus Leidenschaft“, wie diese sagt. : Jandrinitsch
Foto: Jandrinitsch
Immer weniger Jugendliche entscheiden sich für eine Lehre. Gleichzeitig gibt es aber viele offene Stellen im Bezirk Baden.
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Im vergangenen Jahr warnte die Gewerkschaft noch vor einem Corona-bedingten Mangel an Lehrstellen.

Doch jetzt zeigt sich, dass es genau umgekehrt gekommen ist: Österreichweit gibt es mehr offene Lehrstellen als Bewerberinnen und Bewerber für ebendiese. Jedoch bestehen große regionale Differenzen; so gibt es in Wien einen Mangel an Lehrstellen, während beispielsweise in Salzburg und Oberösterreich ein Mangel an Lehrlingen herrscht. Dieser könnte sich in den nächsten Jahren auch weiterhin zuspitzen, da die Zahl der 15-Jährigen in Österreich, also die Zahl potenzieller Lehrlinge, kontinuierlich abnimmt. Die Badener Lehrlinge Anika Kammerer und Noah Stockerer erzählen über ihre Beweggründe, eben doch eine Ausbildung in Form einer Lehre angetreten zu haben.

„Ich habe mir meinen Beruf bewusst ausgesucht, weil ich einmal gut verdienen möchte.“ Hirtenberger-Lehrling Gül Türk

Vor etwa vier Jahren begann die 23-jährige Reisenbergerin Anika Kammerer ihre Ausbildung zur Friseurin im Reisenberger Salon Andrea, dem Friseursalon ihrer Mutter Andrea Kammerer.

„Ich habe mich dazu entschieden, weil es mir Spaß macht neue Frisuren auszuprobieren. Sei es ein neuer Damen- oder Herrenhaarschnitt, oder auch verschiedenste Hochsteckfrisuren“, erzählt Kammerer. Zudem komme, dass die angehende Friseurin gerne Menschen um sich habe, was in einem Beruf mit direktem Kundenkontakt zweifelsohne von Vorteil sei. In die Berufsschule ging sie im 14. Wiener Gemeindebezirk, nämlich in die Berufsschule für Schönheitsberufe.

Eine Lehrstelle zu finden sei für die Reisenbergerin damals nicht allzu leicht gewesen, denn: „Dadurch, dass meine Mutter ja einen eigenen Friseursalon betreibt, wollte mich kein anderer Betrieb nehmen. Es war also recht schwierig einen Lehrplatz zu finden“, sagt die 23-Jährige. Schlussendlich war es glücklicherweise jedoch möglich, die Ausbildung bei der Mutter zu absolvieren. Und dies sei auch die richtige Entscheidung gewesen, wie Anika Kammerer meint: „Ich bin sehr zufrieden! Ich muss ehrlich sagen, dass ich froh bin,  bei meiner Mama angefangen zu haben und in keinem anderen Salon. Ich habe sehr viel von ihr gelernt und bin ihr für alles dankbar!“ 

Die Mutter diente für Lehre als Vorbild

Noah Stockerer entschloss sich dazu, sich zum zahntechnischen Fachassistenten ausbilden zu lassen. Der 17-jährige Hollabrunner, der die Landesberufsschule in Baden besucht, befindet sich derzeit im dritten Lehrjahr, im September des nächsten Jahres wird er seine Ausbildung bereits abgeschlossen haben. Ähnlich wie Anika Kammerer kam auch Stockerer durch seine Mutter mit seinem Wunschberuf in Kontakt. „Meine Mutter arbeitete früher als Zahnarztassistentin. Sie hat mir immer von ihrer Arbeit erzählt und dadurch kam ich mit diesem Beruf in Kontakt. Ich fand ihre Tätigkeit sehr interessant und deshalb mache ich nun selbst die Ausbildung zum zahntechnischen Fachassistenten.“

An seiner Arbeit im zahntechnischen Labor Lang in Hollabrunn gefalle ihm vor allem, dass er anderen Menschen helfen und für ein schönes Lächeln sorgen könne. Auch die Berufsschule gefalle dem jungen Mann gut, seien seine Lehrerinnen und Lehrer und Mitschülerinnen und Mitschüler schließlich allesamt sehr nett.

Im Gegensatz zu Kammerer hatte der angehende zahntechnische Fachassistent keine Schwierigkeiten dabei, eine passende Lehrstelle zu finden: „In meinem Fall war es relativ einfach, es hängt aber natürlich schon auch mit Glück zusammen.“

Der 17-Jährige sei mit seiner Ausbildungsstätte jedenfalls „extrem zufrieden“, wie er betont.

Bezirk Baden - Lehrlinge gefragter denn je
Gül Türk (l.) mit ihrem Lehrlingskollegen Arved Hackl am Stand ihres Arbeitgebers und Lehrherrn, der Hirtenberger Holding GmbH.
Foto: Jandrinitsch

Berufsinformationsmesse zeigt Möglichkeiten auf

Die ganze Bandbreite möglicher Ausbildungen zeigte die AK Berufsinformationsmesse in Bad Vöslau. Hier wurde auch mit Mythen aufgeräumt, dass gewisse Berufe nur für Mädchen oder Buben geeignet seien. Gül Türk ist aus dem Bezirk Baden und lernt bei der Hirtenberger Holding GmbH Werkzeugtechnik. Sie fühlt sich gleich behandelt wie ihre männlichen Kollegen, einen technischen Beruf hat sie sich „bewusst ausgesucht, weil ich einmal gut verdienen möchte. Außerdem hat Hirtenberger eine Lehrwerkstätte, man kann viele verschiedene Bereiche kennenlernen, was toll ist“.

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