Das Thema dieses Films ist denkbar aktuell

Erstellt am 01. Mai 2023 | 00:00
Lesezeit: 3 Min
Das Thema ist denkbar aktuell
In Kooperation mit Verein frauenzimmer (Obfrau Beate Jorda, 1.v.l.) und Kunstverein Baden (Obfrau Cornelia König, 2.v.r.) war Regisseurin Katharina Mückstein (Mitte) zu Gast im Cinema Paradiso Baden (Andreas Sattra, 1.v.r.) und stellte ihren neuen Film vor, moderiert von Aga Trnka-Kwiecinski (2.v.l.).
Foto: Cinema Paradiso Baden
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Katharina Mückstein stellte kürzlich im Cinema Paradiso Baden ihren neuen Film „Feminism WTF“ vor.

„Feminism WTF“: So lautet der klingende Titel des neuen Films von Katharina Mückstein, der seit kurzem im Cinema Paradiso in Baden läuft – und allein diese Wortkomposition macht neugierig. Dass die in Bad Vöslau aufgewachsene Autorin sich mit diesem Text genau am Puls der Zeit befindet, beweist jedoch nicht nur der Titel: Auch das Thema selbst ist denkbar aktuell: Angesichts der Me-too-Debatte, einem nach wie vor herrschenden Genderpay– Gap, schlechten Karrierechancen, mangelnder staatlicher Kinderbetreuung und vielen anderen Defiziten, denen Frauen in unserer Gesellschaft nach wie vor ausgeliefert sind, ist es kein Wunder, dass sich die junge Regisseurin in ihrem Film einem Sujet widmet, das auch und vor allem sie als Frau angeht. Einen Regional-Bezug weist die Künstlerin, die bei der Premiere ihres Werkes in Baden im Cinema Paradiso über ihre Arbeit sprach, außerdem auch auf: Sie ist die Tochter der Grünen-Stadträtin Eva Mückstein in Bad Vöslau.

Formal gesehen ist „Feminism WTF“ ohne Zweifel ein sehr zugänglicher und mit Elementen der Pop-Art gestalteter Film: Quer geschnitten werden nämlich die in farblich abgestimmtem Setting aufgenommenen Interviews mit den besonderen Persönlichkeiten Maisha Auma, Persson Perry Baumgartinger, Astrid Biele Mefebue, Nikita Dhawan, Christoph May, Sigrid Schmitz, Franziska Schutzbach, Rona Torenz, Paula Villa Braslavsky, Laura Wiesböck und Emilene Wopana Mudimu mit Musikvideo-Sequenzen zum elektronischen Soundtrack von Tony Renaissance. Durch diese rhythmische Abfolge, die fast an die Stilelemente der Oper – man denke hier an Rezitativ, also Narration, und Arie, also Emotion – erinnern, gelingt es dem Zuschauer, wach zu bleiben- und sich auf den Inhalt einzulassen. Bald schon wird klar, dass wir alle an der Veränderung der Stellung der Frau in unserer Gesellschaft arbeiten müssen: Es gilt, systemisch an einer Bewusstseinsänderung zu arbeiten.

Der weißbürgerliche Feminismus muss denationalisiert und internationalistisch-antirassistisch gedacht werden; denn das Kapital ist dabei, Begriffe zu instrumentalisieren und für sich zu nützen; in dem es sie absorbiert. Ein wichtiges Thema ist hier der Bereich der Pflegeberufe: Unter dem Deckmantel, vielen Migrantinnen Arbeit in diesem Sektor und dadurch einen Schlüssel zum Wohlstand zu verschaffen, werden diese für einfache Zwecke wie Reinigungsarbeiten, Behinderten- und Altenpflege ge- und missbraucht – und erliegen der Illusion, so ein besseres Leben zu „erwerben“. Was jedoch folgt, ist meist nichts als Ausbeutung seitens des Westens.

Feminismus, um das Klima zu retten?

Es gilt, wach zu bleiben und sich und die Gesellschaft stets aufs Neue kritisch zu befragen. Und das nicht nur im Bereich der Sozialberufe. Warum sprechen wir zum Beispiel immer von nur zwei Geschlechtern? Warum müssen Frauen den Großteil der unbezahlten Haus- und Kindererziehungsarbeit machen? Warum sind Kapitalismus und Feminismus ein Widerspruch? Was hat der europäische Kolonialismus mit den heutigen Ideen von sexueller Freiheit und rassistischen Stereotypen zu tun? Wieso brauchen wir Feminismus, um das Klima zu retten? Und warum engagieren sich eigentlich so wenige Männer für den Feminismus? Wer den Antworten auf diese Fragen näher kommen will, sollte sich unbedingt eine Kinokarte kaufen!

Die nächste Vorstellung von „Feminism WTF“ in Baden ist am 4. Mai um 17 Uhr und beim Cinema Breakfast am 7. Mai um 12.40 Uhr. Karten & Infos

Das Thema ist denkbar aktuell
Katharina Mückstein spricht in ihrem Dokumentarfilm mit Expertinnen und Wissenschaftlerinnen aus den unterschiedlichsten Disziplinen. Gemeinsam gehen sie der Frage nach, wie wir alle zum Aufbrechen von Macht und Abhängigkeitsverhältnissen beitragen können, um endlich eine solidarische Gesellschaft der Vielen zu sein. Warum dauert das eigentlich so lange, WTF?!
Foto: Cinema Paradiso Baden

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