Künstlerische Dialoge im Arnulf Rainer Museum

Der Titel der neuen Ausstellung im Arnulf Rainer Museum gibt zwar keine Rätsel auf, regt aber zum Grübeln an: „Duette Duelle“ beruht auf Arnulf Rainers eigener Wortschöpfung. Die neue Schau beleuchtet verschiedene Facetten des künstlerischen Dialoges, den Arnulf Rainer im Laufe seines Schaffensprozesses mit vielen anderen Künstlern inszeniert hat und die er als Duette Duelle empfand und sich so seine Gedanken darüber machte: “(…) jedes Miteinander zweier Gehirne bzw. Darstellungssysteme setzt irgendeinen Konsens voraus”, beschreibt es der in Baden Geborene, der in den 50er-Jahren als “Schreckensmann” bezeichnet wurde. Den Konsens des Schreckensmannes kann man nun im Rainer-Museum betrachten.
Künstlerische Dialoge im Arnulf Rainer Museum. Um Facetten künstlerischen Dialogs und kollaborativer Schaffensprozesse geht es in der Ausstellung "Duette Duelle", die am Freitag im Arnulf Rainer Museum in Baden eröffnet und bis 8. Oktober zu sehen sein wird.
Obwohl Rainer als ein manischer Einzelgänger bezeichnet werden kann, hat er dann doch die Verbindung zu anderen Künstlern gesucht und gefunden. Er begab sich dann in einen “kollaborativen Schaffensprozess”, wie es die Kuratorin der Ausstellung, Alexandra Schantl, erklärt. Und so entstand mit der Zeit neben Rainers reichen Bilderfundus eine beachtliche Sammlung von Bildern, die von diesen dualen künstlerischen Begegnungen, eben Duellen im Duett, zeugen.
Veranschaulicht wird das etwa durch seine bekannten Werkserien der „Face Farces“ und „Body Poses“ sowie Gemeinschaftsarbeiten mit Dieter Roth, Günter Brus, Franz Graf und Brigitte Kowanz, die allesamt im Frauenbad zu sehen sind. Mit Roth und Brus arbeitete er in den 70ern, mit Graf, er war auch Assistent bei Rainer, und Kowanz in den 80ern. Entweder duellierten sich die Künstler persönlich, oder sie schickten ihre Werke per Post hin und her.
Einen neugierigen Blick kann der Betrachter auf die vielen Selbstporträts des Künstlers, ebenfalls aus den 70er Jahren, getrost tun, die den Künstler in höchster Anspannung und grotesken Grimassen zeigen. Diese Posen bezeichnete Rainer als eine „Art extrovertierter Selbstkommunikation" vor einem nichtanwesenden Publikum. Mit den Übermalungen seiner eigenen Foto-Porträts schafft er zusätzlich eine „akzentuierte Selbstproduktion, aber auch eine symbolische Wandlung und Eigenauslösung.“ Nichts passierte bei Rainer einfach nur so. Man meint fast, wenn man in Rainers Gesicht blickt, sein Schreien, seine Stimme zu hören. Seine Stimme hört man aber tatsächlich, aus den kleinen Bildschirmen, wo Filmdokumente laufen, die den Künstler bei der Arbeit und darüber reden zeigen.
Mit dem Konzept der Dualität zwischen Rainer und anderen künstlerischen Positionen wurde ein bereits erfolgreich begangener Weg des Rainer-Museums wieder begangen: Teile Rainers Oeuvres wird in Reflexion gesetzt: „Eine Idee, die bereits mehreren Ausstellungen des Hauses zugrunde lag, nämlich Rainers Werk anderen künstlerischen Positionen gegenüberzustellen, wird in der aktuellen Schau aufgegriffen und transponiert”, wird von Seiten des Museums erklärt.
Dem Motiv „Duette Duelle“ folgend sind großformatige Gemeinschaftsarbeiten von Brigitte Kowanz und Franz Graf aus den frühen 1980er Jahren in den Marmorbädern des ehemaligen Frauenbades zu sehen. Visuell anregend sind die fluoreszierenden phosphoreszierenden Arbeiten mit Schwarzlicht inszeniert, sie strahlen etwas kosmisch Fernes in den beiden Marmorbädern aus. Bestückt wurde die Ausstellung mit Werke Arnulf Rainers aus den Beständen der Landessammlungen Niederösterreich - die unter anderem auf eine großzügige Schenkung aus dem Jahr 2009 des Künstlers zurückgeht. Ergänzt wird die Schau um Leihgaben aus Privatsammlungen, der Galerie Sommer und des Künstlers Franz Graf.
Zu sehen bis 8. Oktober 2023. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr