"Der Fuchs"-Regisseur Adrian Goiginger: "Vor Hollywood hab‘ ich Angst"

Erstellt am 13. Jänner 2023 | 08:19
Lesezeit: 5 Min
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Ein zu Herzen gehender Film über eine außergewöhnliche Freundschaft zu einem Fuchs, geschlossen mitten im Zweiten Weltkrieg.
Foto: Alamode Film
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„Der Fuchs“ feiert kommenden Freitag Premiere im Cinema Paradiso, ein Film von Regisseur Adrian Goiginger.

Anruf beim Regisseur Adrian Goiginger, am 4. Tag des neuen Jahres. Er hebt prompt ab und klingt fröhlich motiviert: „Ich bin gerade am Weg ins Büro.“ Das möchte man von einem jungen Regisseur (32) nicht gleich so erwarten; eher hat man das Bild eines 30-plus-Kreativen, der seine Zeit weniger diszipliniert und frei gestaltet.

„Ich bin ein bisschen gezwungen, diszipliniert zu sein“, und das Lächeln, dass man nicht sehen kann, hört man, weil „ich habe zwei Kinder, fünf und drei Jahre alt und meine Frau ist Lehrerin“, da muss man sich an fixe Zeiten halten lernen.

Geregelter Büroalltag bist 4 Uhr am Nachmittag

Und so schreibt sich Goiginger einen geregelten Büroalltag von 9 bis 4 Uhr nachmittags vor. Vielleicht kommt auch seine freiwillige Disziplin daher, dass seine Kindheit nicht ganz „easy“ war. Mutter drogensüchtig und das bedingte eine dramatische Kindheit. Dargestellt und auch verarbeitet hat er sein Leben in einem berührenden Film mit dem Titel „Die beste aller Welten“.

Goiginger hatte mit seinem Regie und Drehbuchdebüt schon einen Riesen-Erfolg gelandet und jetzt möchte er mit seinem zweiten Film „Der Fuchs“ anknüpfen. Wieder verarbeitet der gebürtige Salzburger eine wahre Familien-Geschichte. Erzählt wird die Geschichte von seinem Ur-Urgroßvater Franz Streitberger, den er tatsächlich noch kannte: „Er starb 2017 mit 100 Jahren und war bis zuletzt geistig top fit“ und er erzählte seinem Ururenkel viel über seine Kindheit, Jugend und natürlich auch über den Krieg.

„Füchse sind wilde Tiere, Einzelgänger und Eigenbrötler, ganz so, wie mein Ururopa, deshalb konnte er auch so eine enge Bindung zu einem Fuchs aufbauen“
Regisseur Adrian Goiginger

„Mit 17 Jahren habe ich angefangen, die Geschichten vom Ur-Uropa mit dem Diktiergerät aufzunehmen, mir ist bewusst, dass ich einen unschätzbaren und außergewöhnlichen Zugang zu einer Generation hatte, die nicht viele in meinem Alter haben konnten.“ Eigentlich war der Ur-Uropa, neben Forrest Gump, der Initialzünder beim jugendlichen Adrian, der von der Fuchsgeschichte so fasziniert war, dass er als 15-Jähriger bereits beschloss, diese Geschichte zu verfilmen: „Füchse sind wilde Tiere, Einzelgänger und Eigenbrötler, ganz so, wie mein Ururopa, deshalb konnte er auch so eine enge Bindung zu einem Fuchs aufbauen“, erzählt Goiginger.

„Ich fühle mich in meinem Filmen der Realität verpflichtet, dass es annähernd so wird, wie es war, und so möchte ich auf allen Ebenen berühren.“
Adrian Goiginger

Für den Fuchs-Film musste Goiginger aber viele Hindernisse bewältigen: Als er 2017 anfing, das Drehbuch zu schreiben und 2018 erste Kontakte zu einer Fuchstrainerin aufnahm, wusste er nicht, dass 2020 Corona kommen sollte, und seinen Drehplan ordentlich aufwirbeln werde. Goiginger war zu Recherchezwecken zusätzlich in Altersheimen zu Besuch und interviewte 40 Seniorinnen und Senioren, um noch mehr über die Vor-, Kriegs- und Nachkriegszeit zu erfahren: „Ich fühle mich in meinem Filmen der Realität verpflichtet, dass es annähernd so wird, wie es war, und so möchte ich auf allen Ebenen berühren.“ Er hat sogar eine Sprachforscherin beauftragt, die typischen Dialekte der damaligen Zeit und Region zu erheben, im Film sind diese Passagen mit Untertiteln zu hören.

Auf der Suche in Europa nach perfektem Drehort

Der fest in seiner Heimat verwurzelte Goiginger musste für den Fuchs viel herumreisen, und das zu Corona-beschränkten Reisezeiten: „Ich bin ein halbes Jahr durch die Weltgeschichte gegurkt.“ Genau lokalisiert, war er in Europa auf der Suche nach den perfekten Drehorten. Einen fand er im Waldviertel, in Zwettl, „weil es dort eine Brücke und ein Stift gibt, die so wie in Frankreich aussehen“ Frankreich war als Drehort zu Coronazeiten nicht mehr möglich...

Ob seiner Regie- und Drehbucherfolge, reizt ihn Hollywood? „Eher nicht, vor Hollywood habe ich eher Angst.“ Er glaube, dass es genug Beispiele gebe, die zeigen, dass in Hollywood mehr der Produzent, denn der Künstler etwas zu sagen hat. Da bleibe er lieber im deutschsprachigen Raum, „man braucht zwar länger, bis man das Geld zam‘ hat, kann dann aber freier arbeiten.“ Um dann doch hintanzuhängen: „Sag niemals nie.“

Sechs Millionen hat „Der Fuchs“ gekostet, seine Weltpremiere hatte er bereits im November 2022 in Tallinn bei einem Top-Filmfestival, „ich wurde mit meinem Film eingeladen, weil man einen völlig untypischen Kriegsfilm zeigen wollte“, erklärt Goiginger. Trotzdem ist rer vo der Österreichpremiere nervöser, als bei seinem ersten Film: „Es ist die längste Idee, die ich mit mir herumgetragen habe und weil es so viele Herausforderungen gab und ich letztlich neugierig bin, wie er ankommt.“

Am 13. Jänner (18.15 Uhr), ist „Der Fuchs“ im Cinema Paradiso zu sehen. In den Hauptrollen sind unter anderem Karl Markovics (er spielt den Ururgroßvater), Simon Morzé und Adriane Gradziel zu sehen.

Zur Premiere in Baden sind Adrian Goiginger, Karl Markovics und Simon Morzé zu Gast im Kino.
Tickets: www.cinema-paradiso.at

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