Frau stellte sich mit Baby auf Gleis der Südbahn

Weil sich eine 37-jährige Afghanin mit ihrem Baby am 15. November in Traiskirchen auf ein Gleis der Südbahn stellte und drohte, sich und das Kind zu töten, musste die Frau nun vor Gericht. Ihr Anwalt, Peter Wittmann, erklärte gleich zu Beginn des Prozesses, dass es sich einerseits um einen reinen Verzweiflungsakt gehandelt habe und andererseits „auch um ein Missverständnis. Ihr wurde gesagt, dass sie in eine Betreuungseinrichtung am Semmering kommt und sie dachte, dass diese an der Grenze zu Italien liegt und man sie dorthin abschieben will.“
Der Anwalt schilderte dann, dass die Frau sehr jung verheiratet worden ist und von ihrem Ehemann in Kabul misshandelt wurde, „weil die ersten drei Kinder nur Mädchen waren“. Sie sei geflohen und in Italien schwanger in einem Lager sehr schlecht betreut worden. „Sie hatte einfach nur Angst, dorthin, oder schlimmer noch, nach Kabul zurückzumüssen.“
Die Angeklagte gab an, dass ihr eine Freundin telefonisch den Rat gegeben habe, auf die Gleise zu gehen. Die Afghanin sagte vor Gericht: „Ich habe Angst, dass man mir dieses Kind auch noch wegnimmt!“ Ihre anderen Kinder musste sie in Afghanistan beim Vater zurücklassen.
Mittlerweile wurde die junge Mutter mit ihrem Baby in einem Caritas-Wohnheim untergebracht, wo sie sich wohlfühlt und laut Betreuern auch sehr um Integration bemüht ist. Auch um ihr Kind kümmere sie sich vorbildlich.
Der Prozess endete, nicht rechtskräftig, mit einer vorläufigen Einstellung, also einer Diversion, und der Weisung zur Psychotherapie.