Talk in der Ladenzeile im Museum Traiskirchen

Erstellt am 26. April 2023 | 09:30
Lesezeit: 4 Min
Gesprächsreihe im Museum Traiskirchen gestartet
Christiane Brüstl erzählte Kunst- und Kulturvermittlerin Tanja Witzmann aus ihrem Leben.
Foto: Sandra Sagmeister
Werbung
Anzeige
Im Museum Traiskirchen startete eine Gesprächsreihe, wo bekannte Traiskirchnerinnen und Traiskirchner ein Mal im Monat über ihr Leben erzählen. Den Anfang machte die ehemalige Kindergärtnerin Christiane Brüstl.

Auf den ersten Blick ist ein Museum vielleicht ein ungewöhnlicher Ort für ein neues Talk-Format. Auf den zweiten Blick aber schon nicht mehr: Im Museum Traiskirchen startete die erste Runde der neuen Gesprächsreihe „Treffpunkt Museum“, die in regelmäßigen Abständen einmal im Monat stattfinden soll. Zentraler Gedanke der Gesprächsreihe: Es geht um die Bewahrung und symbolische Archivierung der vielen Geschichten, die sich im Laufe eines Menschen-Lebens ansammeln. Oral History nennt sich das mit einem modernen Begriff.

Das immaterielle Erbe bewahren

Ins Leben gerufen hat das die Kunstvermittlerin des Museums, Tanja Witzmann, die sich diese Art und Weise der Bewahrung eines Art Kulturschatzes ausgedacht hat: „Ich bin nun ein Jahr im Museum und habe nach und nach die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen und vor allem lieben gelernt“, erklärt Witzmann ihre Idee, diese immateriellen Schätze hervorzuholen und so die Stadtgeschichte präsenter zu machen. Nicht nur materielle Dinge sind wert aufzuheben.

Viel erlebt, viel gemerkt

Als ersten Gast der Gesprächsreihe wurde Christiane Brüstl eingeladen. Ein Urgestein der Stadt Traiskirchen, die mit ihren 80 Jahren schon einiges erlebt hat und Geschichte geschrieben hat: „Ich habe viel erlebt und habe mir viel gemerkt“, sagt die agile Traiskirchnerin, die 40 Jahre Kindergärtnerin mit Leib und Seele war und rund 2.000 Kinder betreut hat. Auf sie trifft Leib und Seele zu, weil - als Brüstl 2003 in Pension ging, fragten die Kinder sie immer wieder auf der Straße: „Tante Oma, wann ist denn deine Pension endlich vorbei.“

Sie fiel in ein tiefes Loch, weil „mir fehlten so die Kinder“. Brüstl suchte sich ein neues Betätigungsfeld, welches sie mit der gleichen Leib-und-Seelen-Hingabe erfüllen wollte: Sie ist als ehrenamtliche Mitarbeiterin für das Traiskirchner Museum tätig geworden und war alsbald als Stadtführerin unterwegs, auch endlich wieder mit Kindern. „Sie ist eine Koryphäe und ein Schatz des Museums“, rühmt Witzmann ihre erste Gesprächspartnerin, die sich sehr geehrt fühlt, dass man ihre Geschichten hören möchte: „Jedes Geschäft, das hier in der Ladenzeile des Museums aufgebaut ist, kenne ich, auch die Betreiber“, sagt Brüstl, die Traiskirchen kennt, wie kaum eine andere.

Aus Schauspielberuf wurde nichts

Eigentlich wollte sie Schauspielerin werden. Aber das Schicksal schrieb für Brüstl eine andere Rolle: Es begann alles in einer Trafik, die ihre Mutter nach dem Krieg als Entschädigung für den gefallenen Ehemann und Vater von Christiane bekam. Ihre Mutter betrieb viele Jahre die Trafik bei der Pfarrkirche. Dort wuchs die kleine Christiane auf; sie tollte nach der Erledigung der Hausübungen in der kleinen Trafik im Graben um die Kirche herum. Brüstl hat viele unterschiedliche Zeiten erlebt: Die Kriegszeit, die Nachkriegszeit, den Aufbau und die Wachstumszeit. Sie befolgte den Rat ihrer Mutter, die selbst auch Kindergärtnerin war, es ihr gleich zu tun. Brüstls Mutter sagte damals: „Werde Kindergärtnerin, da kannst auch Theater spielen und Geschichten erzählen.“

Tipp, um Krisen zu bewältigen

Zwischen Gestern und Heute liegen einige Jahrzehnte und wieder stehen Krisen an, bewältigt zu werden. Was sagt eine lebenserfahrene Frau wie sie dazu? „Auf sich schauen, aber nicht ichbezogen sein, den richtigen Ton in der Sprache finden, Bitte und Danke sagen und die Aggressionen aus der Sprache nehmen.“

Christiane Brüstl mit ihrem Mann Werner
Christiane Brüstl mit ihrem Mann Werner in der Ladenzeile des Museums Traiskirchen.
Foto: Sandra Sagmeister

Der nächste Talkgast wird der ehemalige Feinkosthändler Siegfried Voith sein, der am 25. Mai Geschichten aus seiner Zeit als Greißler bis in die 80er-Jahre erzählen wird.

Mit Mein NÖN.at kannst du viele weitere spannende Artikel lesen.

Jetzt registrieren