Baden begeisterte in Vichy

Erstellt am 31. Juli 2023 | 09:00
Lesezeit: 6 Min
Baden begeistert in Vichy
Ein Teil der Badener Delegation kurz vor dem Start der Parade durch Vichy.
Foto: Andreas Fussi
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Die Stadtgemeinde Baden feierte auf Einladung der Stadt Vichy das zweite Jahr als Teil der Great Spa Towns of Europe mit einem fulminanten Fest in Vichy und machte in der französischen Kurstadt beste Werbung für die österreichische (Ball-)Kultur.

Seit Juli 2021 ist die Stadt Baden bei Wien Teil der Gruppe von elf großen europäischen Kurstädten aus sieben Nationen, die als „Great Spa Towns of Europe“ in die UNESCO-Welterbeliste eingetragen sind. Dieses freudige Ereignis nimmt die Partnerstadt Vichy in Frankreich jedes Jahr zum Anlass, ein großes Fest mit einem der anderen „Great Spa Towns of Europe“-Städte zu feiern. Nach Montecatini Terme (Italien) im Vorjahr wurde das Zweijahresfest der UNESCO-Aufnahme vorige Woche gemeinsam mit Baden ausgetragen.

Mit einem fulminanten Programm im Gepäck reiste Baden voriges Wochenende auf Einladung von Vichy nach Frankreich und begeisterte beim dortigen Welterbefest das Publikum. Dieses durfte sich auf kulturelle Kostbarkeiten von Operettenzauber über Walzerträume bis hin zu Heurigenmusik samt Verkostung ausgezeichneter Badener Weine freuen.

Die rund 60-köpfige Badener Delegation wurde von Bürgermeister Stefan Szirucsek (ÖVP) angeführt. Auch NÖN-Redakteur Andreas Fussi war auf eigene Kosten Teil davon und begleitete das Geschehen mit seiner Kamera.

Herausragende Werbebotschafter Österreichs

Die Kultur-Botschafter aus Baden brachten den großen Park in Vichy zum Singen und Tanzen und fungierten als herausragende Werbebotschafter Österreichs: Das Wiener Opernball Orchester unter der Leitung von Chefdirigent Laszlo Gyüker und dem Badener Geschäftsführer Herbert Fischerauer, Nicole Lubinger (Sopran), Günter Haumer (Bariton) sowie Pavel Singer (Solopianist) sorgten für ein exquisites Operetten-Feeling. Die Tanzwelt Zehender aus Baden zauberte Wiener Walzerträume auf die große Bühne und weihte die Besucherinnen und Besucher in die unterhaltsame Welt der Publikumsquadrille ein. Außerdem sorgten am Nachmittag das Heurigenquartett des Wiener Opernball Orchesters und die Singenden Weinhauer aus Baden für österreichische Gemütlichkeit nach Noten.

Ein Höhepunkt des Welterbefestes war die Parade aller Teilnehmenden, darunter auch die zahlreichen Badener Gäste, vom Rathaus in Vichy durch die Stadt bis zum großen Park der Quellen (Parc des Sources). In ihren Reden würdigten der Bürgermeister von Vichy Frédéric Aguilera sowie Badens Stadtchef Stefan Szirucsek (in sehr gutem Französisch übrigens) die Partnerschaft der beiden Städte im Rahmen des UNESCO-Welterbes. Auch die Präfektin des Departements Allier Pascale Trimbach gratulierte zum Fest. Die Absolventin der Diplomatischen Akademie sprach in ausgezeichnetem Deutsch den Badener Vertretern ihren Dank und ihre Gratulationen aus. Auf den zweijährigen Geburtstag der Anerkennung als UNESCO-Welterbe wurde mit Badener Wein angestoßen.

In diesem festlichen Rahmen schenkten die Vertreter der Badener Hauerschaft unter der Führung von Bernhard Ceidl über 200 Flaschen besten Badener Weines aus, der bei den unzähligen französischen Festbesucherinnen und -besuchern großen Anklang fand. Die Weine kamen von Ceidl selbst sowie Franz Schwabl, Matthias Ramberger, Tobi Habres und Herbert Dopplinger. Habres und Dopplinger waren anwesend und verteilten persönlich ihre Gläser Wein beziehungsweise Frizzante.

Ball-Erlebnis im schattigen Park

Beim großen Abendkonzert, das als Ball angekündigt war, trumpfte das Wiener Opernball Orchester mit österreichischen und französischen Walzerklängen auf. Bei den mitreißenden Rhythmen des Donauwalzers und des Radetzkymarsches hielt es niemanden mehr auf den Sitzen, sodass die Festgäste begeistert dem Motto „Alles Walzer!“ folgten.

Eine schwungvolle Fledermaus-Quadrille unter der Leitung von Manfred Zehender sowie zahlreiche, vehement eingeforderte Zugaben bildeten die krönenden Schlusspunkte eines fulminanten österreichischen Kulturfeuerwerks in der französischen Kurstadt Vichy.

Bürgermeister Stefan Szirucsek zieht ein höchst positives Resümee des Badener Auftritts in Vichy beim Welterbefest: „Baden hat sich in Vichy mit Musik, Gesang, Tanz und Wein bestens präsentiert. Das Publikum hat die Vorstellungen mit großer Zustimmung angenommen. Die Gastfreundschaft unserer französischen Freunde hat den Aufenthalt und die Feiern für die Badener Delegation zu einem wunderbaren Erlebnis gemacht.“

Über die Stadt Vichy – die Königin der Kurorte („reine des villes d’eaux“)

Vichy liegt am Nordrand des französischen Zentralmassivs im Departement Allier, am gleichnamigen Fluss, etwa 165 Kilometer (knapp zwei Autostunden) westlich von Lyon. Vichy ist mit ungefähr 25.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ähnlich groß wie Baden. Zwölf Thermalquellen entspringen in der Stadt mit Temperaturen von 22° bis 43° Celsius. Der Badeort war zwar schon den Römern unter dem Namen Aquae Calidae bekannt. Um das Jahr 1600 bekamen die ansässigen Benediktiner das königliche Privileg für den Badebetrieb. Der Aufstieg Vichys zur Ersten Adresse Frankreichs begann aber erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als die Mutter von Kaiser Napoleon, Laetitia Bonaparte, das Heilbad für sich entdeckte und maßgebliche Initiativen zum Ausbau der Kurinfrastruktur setzte. Heute ist der Name der Stadt Vichy auch Markenname einer weltbekannten Kosmetikserie.

Das Kurbad von Napoleon III.

Der Kaiser verbrachte selbst drei Sommer hindurch in seinen Chalets in Vichy und ermunterte in den 1860er-Jahren zur Anlage der großzügigen Kurstadt mit seinen Promenaden und Parks am Fluss Allier im Stil der Hauptstadt Paris. Vichy wurde zum Modell einer „ville d’eaux“ und beeinflusste die Entwicklung in zahlreichen anderen Kurstädten. Die Stadt wurde zum führenden Heilbad Frankreichs. Seit dem großzügigen Ausbau der Kuranlagen kurz nach 1900 prägt Vichy eine Mischung aus Architektur der Belle Epoque und des Art Nouveau.

Ein kulturelles Zentrum

Die Jugendstil-Oper begründete den Aufstieg Vichys zur Sommer-Musikhauptstadt Frankreichs. Zahlreiche Künstler zählten zu den Gästen der Stadt. Alexander Dumas, Peter Iljitsch Tschaikowsky, Leo Tolstoy, Paul Cézanne, Richard Strauss und Jean Paul Sartre trugen sich in die Gästelisten Vichys ein.

Einen umstrittenen Bekanntheitsgrad besitzt Vichy als Regierungssitz der nach ihr benannten Okkupationsregierung im Zweiten Weltkrieg, die auf die Kollaboration mit Nazi-Deutschland setzte.

Mit der Anerkennung als Teil der Great Spa Towns of Europe hat Vichy seinen Stellenwert in der französischen Geschichte wieder enorm gesteigert. Aktuell werden mit staatlicher Förderung in Höhe von über 15 Millionen Euro die Park-Anlagen erneuert und lassen Vichy bald in neuem Glanz erstrahlen.

Mehr über Vichy: https://vichymonamour.de/