Neue Messe von Gerhard Lagrange in Baden

Als er ein Kind war, konnte man ihn als Wunderkind beschreiben, weil er mit neun Jahren sein erstes Klavierstudium bei Professor Kurt Cerné begann. Als Teenager war er bereits als Organist in der Stadtpfarrkirche Bad Vöslau und Komponist von lateinischen Messen tätig. Es folgte ein erfülltes musikalisches Wirken und Schaffen: Gerhard Lagrange wirkte u.a. als 1. Kapellmeister am Stadttheater Baden, hatte Engagements und Gastauftritte im Konzerthaus, in der Hofburg, in der Grazer Oper, am Raimundtheater und an der Wiener Volksoper. Viele Tourneen führten ihn nach Japan, Singapur und Hongkong, er leitete musikalisch die Operettenbühne Wien und die Operettenfestspiele Bad Hall.
Der Musiker mit dem schönen Namen ist im Herzen ein „Wunderkind“ geblieben, auch wenn er mittlerweile 84 Jahre zählt, geht ihm sein Schaffensgeist nicht aus, der ihn jung hält. Sein bis dato letztes Werk ist die Stefanusmesse in c-moll, die ihm doch ein bisschen zu schaffen machte: „Die Entstehungsgeschichte zur Stephanusmesse ist etwas merkwürdig“, erzählt Lagrange. Anlässlich einer Aufführung einer Messe von ihm, für Männerchor und dem Bläserensemble Penta Brass, war Badens Stadtpfarrer, Clemens Abrahamovicz, „von meiner Komposition ziemlich begeistert, sodass er mich fragte, ob ich mir vorstellen könnte, eine Messe für St. Stephan, also eine Stephanusmesse, zu schreiben.“
„Mit fast 84 Jahren eine Herausforderung“
Die Frage ehrte ihn, aber sein fortgeschrittenes Alter gab Lagrange zu bedenken: „Ich sagte ihm, dass ich es mir zwar vorstellen kann, aber, ob ich es schaffe und auch vollende, ist eine andere Frage.“
Lagrange nahm allerdings die Herausforderung an, weil die Komposition einer Messe doch eine größere Aufgabe ist: „Es war demnach mit fast 84 Jahren natürlich eine entsprechende Herausforderung für mich“, gibt der Profi zu. Einige Erschwernisse verlangsamten den Kompositionsfortgang: „Mittlerweile hatte ich durch das viele Notenschreiben Probleme mit den Augen bekommen und musste mich einer Operation unterziehen.“ Aber was ein Lagrange beginnt, das bringt er auch zu Ende: „Ich habe es geschafft und die Messe wird bereits einstudiert.“
Doch es sollten weitere Stolpersteine kommen: „Leider erhielt ich vom Kirchenchor St. Stephan die Nachricht, dass er keine Neueinstudierungen mehr vornimmt. Glücklicherweise hat sich aber der Leesdorfer Singkreis, der von Alfred Gunacker betreut wird, bereit erklärt, die Uraufführung zu übernehmen.“ Aber auch diese Schwierigkeiten auf der Zielgeraden löste Lagrange und „die Probenarbeit verläuft sehr positiv und ich darf als Komponist sehr optimistisch an die Uraufführung denken.“
Obwohl es diese vielen Hürden zu überwinden galt, „werden alle Mitwirkenden ihr Bestes geben, um eine gelungene Uraufführung zu gewährleisten“, versichert Lagrange.
Am 26. Dezember wirken als Solisten mit: Cornelia Hübsch, Nina Maria Edelmann, Levente Szöke und der in Baden lebende Kammersänger Wolfgang Bankl. Den Orgelpart übernimmt Michael Capek und das Orchester besteht größtenteils aus Lehrern der Musikschule Bad Vöslau, es dirigiert Gerhard Lagrange.