„Herr Karl“ im Kino Baden

Erstellt am 28. Mai 2023 | 17:50
Lesezeit: 5 Min
 DER HERR KARL geht ins KINO BADEN
Der alte Keller eines Lebensmittelladens bietet den Schauplatz für die Erzählungen des Herrn Karl als Schatten selbst der Österreichischen Seele, in der Neuverfassung dargestellt von Klaus Rott.
Foto: Wolfgang Liemberger
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Stargast Klaus Rott präsentiert am 1. Juni im Gespräch mit Co-Regisseur Wolfgang Liemberger ihren Film „Der Herr Karl“.

Am 1. Juni ist in Michael Göbharters Kino Baden im Herzoghof eine ganz besondere Baden-Premiere: Der „Herr Karl“ mit Stargast Klaus Rott („Karli Sackbauer“). Begleitend zum Film erzählt Rott im heiteren Gespräch mit Filmemacher Wolfgang Liemberger über Anekdoten der Filmproduktion, wie es zur Metamorphose vom „Karli“ Sackbauer zum Herrn Karl kam und beantwortet Publikumsfragen.

Lieber Wolfgang Liemberger, „Herr Karl“, der charmant- griesgrämige Wiener, dessen „Suderei“ und Pseudo-Philosophie zum Schmunzeln anregt, ist eine Legende. Wie kam es dazu, dass Du dir diesen Stoff ausgesucht hast?

Wolfgang Liemberger: Ich hab ihn mir gar nicht ausgesucht, aber der Klaus (Rott) hat mich gefragt, ob ich das Theaterstück „Der Herr Karl“, das er gerade im Theater Center Forum gespielt hatte, irgendwie filmisch festhalten möchte. Davor haben wir des öfteren schon gut zusammen gearbeitet – einerseits bei den „Echte Wiener“ Filmen, andererseits bei den „Karli Sackbauer Solo“ Kabaretts vom Klaus. Noch dazu bin ich seit Kindesbeinen an ein großer Qualtinger-Fan und hab bei meinem Onkel, der Landarzt war, in den Ferien schon als Kind die Qualtinger-Sachen auswendig können, ohne sie damals richtig zu verstehen. So haben wir gemeinsam die Idee geboren, den „Herrn Karl“ nicht nur aufzuzeichnen, sondern gemeinsam neu zu verfilmen.

In „Der Herr Karl“ wirkt jede Bewegung durchchoreographiert. Wie bist du an die Regie herangegangen und war es schwer, die Leichtigkeit der Abläufe zu „timen“?

Liemberger: Es war eine Co-Regie; Klaus hat die Figur SEINES „Herrn Karl“ schon von der Bühnenproduktion her weitgehend mitgebracht. Er hat eine ganz andere Statur als der Qualtinger, so gesehen bewegt er sich auch anders, er ist viel drahtiger. Wir haben sehr früh begonnen, auf Original-Locations in einem Kellersystem in einem Haus am Wiener Naschmarkt mit der Kamera zu experimentieren: Welche Bewegung, welcher Abstand, welcher Raum – und haben in dieser Location immer wieder und über Monate diese ganze Choreographie geprobt. So entstand auch die Situation, dass ich schließlich entschieden habe, selbst Kamera zu machen, weil wir auf so engem Raum manchmal auch lagerkollerartig und mit sehr kleinem aber sehr professionellen Team gearbeitet haben.

Gleichzeitig Kamera und Co- Regie zu machen ist eine große Herausforderung. Bist du zufrieden, hat es sich gelohnt, würdest du es wieder tun?

Liemberger: Sag niemals nie. (Lacht.) Sicher würde ich es wieder tun, es macht absolut Sinn als Regisseur auch Kamera zu machen, vor allem bei einem Projekt wie diesem, bei dem mit vielen Detail- und Großaufnahmen gearbeitet und sehr viel in die Kamera agiert wird. Was mich besonders erstaunt hat an der Zusammenarbeit mit Klaus, war die Wiederholungsfähigkeit extrem langer Passagen. Er kann in Emotion wie auch kamerachoreographisch haargenau lange durchgehende Teile wiederholen, eine Konzentration, die ich sehr außergewöhnlich finde. Wir haben das Ganze zwar nicht in einem Take durchgedreht aber das Ziel war schon passagenweise – als Hommage an das Helmut Qualtinger Original – wirklich plansequenzartig zu arbeiten. Daher wollten wir das Licht so „low- key“ wie möglich haben, um diese düstere Stimmung des Kellers, der die verwinkelte österreichische Seele widerspiegelt, auf die Leinwand zu zaubern.

Mit dem Darsteller Klaus Rott verbindet dich ja eine lange gemeinsame Geschichte – ihr habt euch über die Arbeit mit dem jüngst verstorbenen Theater, Film- und Fernsehschauspieler, Karl Merkatz bei den „Echte Wiener“ Kinofilmen kennen gelernt. Hat es gleich gefunkt? Und war die Arbeit immer einfach?

Liemberger: Seit den Echte- Wiener-Kinofilmen haben wir immer wieder gut zusammen gearbeitet. Oder sagen wir so: Es ist immer gut ausgegangen.

Was sind die nächsten geplanten Projekte?

Liemberger: Nachdem ich in den letzten Jahren sehr viel mit dem „Wienertum“ und klassischen österreichischen Sujets verbracht habe – sei es in Dokus über Hans Moser, dem Kinofilm „Der Blunzenkönig“ und dem „Herrn Karl“ – ist es mein aktuelles kreatives Lebensziel, mich wieder den „Anderswelten“ zu widmen; dem Phantastischen, dem Archaischen, der dunklen Sagenwelt. Hier arbeite ich schon länger an der Entwicklung mehrerer Filmprojekte. Einer meiner ersten Kurzfilme während meines Studiums hieß „Anderswelt“, und das Fantasy- und Horror-Genre ist mir persönlich immer das Liebste gewesen. Außerdem arbeite ich an einem Porträt über Wolfgang Hohlbein, meinem Lieblingsautor im fantastischen Genre.

  • Der Kino-Abend startet am Donnerstag, 1. Juni, um 19 Uhr. Aufgrund der großen Nachfrage (die Vorstellung um 19 Uhr ist bereits ausverkauft) wird es eine Zusatzvorstellung direkt im Anschluss um 21 Uhr geben. Bei beiden Vorstellungen darf man sich auf persönliche, heitere Publikumsgespräche und Anekdoten über diese Filmproduktion freuen und wir erfahren wie es zur Metamorphose vom „Karli Sackbauer" zum „Herrn Karl“ kam. Anmeldung: reservierung@kinobaden.at bzw. 0664 73678147.

Herr Karl im Kino Baden
Der Badener Filmemacher Wolfgang Liemberger und Schauspieler Klaus Rott freuen sich auf den Abend im Kino Baden im Hotel Herzoghof.
Foto: privat