Kamingespräch: Scheitern als Teil des Erfolgs

Zum zweiten Kamingespräch des Jahres lud die Kultur.Region.Niederösterreich ins Schloss Kottingbrunn ein und bescherte dem Publikum mit dem Psychologen und Autor Georg Fraberger sowie ÖFB-Frauennationalteam-Chefin Irene Fuhrmann einen anregenden und tiefsinnigen Abend. Die beiden sprachen unter dem Titel „Alles Kopfsache?“ über das Geheimnis des Erfolgs.
Moderiert wurde das Gespräch von Michael Battisti, Moderator bei ORF Niederösterreich. Unter dem Titel „Alles Kopfsache?“ gewährten der Psychologe, Autor und Speaker und die Cheftrainerin des österreichischen Frauennationalteams tiefe Einblicke in ihr Leben. In der gut besuchten Kulturwerkstatt im Schloss Kottingbrunn stimmten sie beide überein: Die Einstellung ist entscheidend für den Erfolg. Und: Sein Talent zu erkennen und konsequent an der Erfüllung der Ziele zu arbeiten.
Psychologe, der Erfolg ohne Arme und Beine hat
Georg Fraberger stellte gleich zu Beginn klar, er führe ein sportliches Leben in einem unsportlichen Körper.
Der Psychologe wurde ohne Arme und Beine geboren, setzte aber seine Lebensträume in die Tat um – unter anderem mit einer Familie mit fünf Kindern und einer 15 Jahre langen beruflichen Tätigkeit als klinischer Psychologe im AKH.
Wichtig sei auch eine spirituelle Dimension, was er bedauert: „Der Seele wird heutzutage kaum Zeit gegeben.“
Erfolg lasse sich in seinen Augen als Erreichen innerer Ziele definieren, unabhängig davon „ob man auf der Straße erkannt wird oder eben nicht. Wenn man macht, was man tun möchte, ist man ein erfolgreicher Mensch“. Dafür brauche es einen festen Willen, erklärte Fraberger. Er selbst lasse sich durch seine Behinderung nicht von Zielen abbringen. „Ich habe mein Talent gesehen und habe Psychologie studiert. Die Alternative wäre das Priesteramt gewesen, aber das bin einfach nicht ich.“
„Es gibt keine erfolgreichen Menschen, die nie auf die Schnauze gefallen sind“
Niemand sollte Angst vor dem Scheitern haben, denn „scheitern ist nicht das Gegenteil von Erfolg, sondern ein Teil des Erfolgs. Sogenannte Misserfolge bringen neue Erkenntnisse, schließlich ist Entwicklung nie ein linearer Prozess. Es gibt keine erfolgreichen Menschen, die nie auf die Schnauze gefallen sind“.
Irene Fuhrmann spielte als Mädchen und junge Frau am Stadtrand von Wien „tagelang Fußball, hatte aber nie das Bedürfnis, in einen Verein zu gehen“. Dieser Schritt kam erst mit 20 Jahren. Nach drei Cup-Siegen und 22 Länderspielen wechselte sie auf die Trainerbank. Seit 2020 ist sie Chefin des Frauen-Nationalteams und erreichte mit diesem 2022 das EM-Viertelfinale.
„Talent ist wichtig, aber die Einstellung ist entscheidend. Man kann immer mehr haben, aber man kann auch weniger haben. Dankbarkeit ist für mich ganz wesentlich.“
Als Cheftrainerin habe sie einen „eingeschworenen Haufen“ um sich. „Diese unterschiedlichen Individuen zu einem Team zu formen, ist harte Arbeit. Da gilt es, so wie in jeder Partnerschaft, Beziehungsarbeit zu leisten“, zeigte sich Fuhrmann stolz auf ihr vielfältiges und vielseitiges Nationalteam. Und: „Als Trainerin muss ich klar kommunizieren, aber auch empathisch sein. Denn gerade dieses Verständnis spornt zu Höchstleistungen an.“ Das Kamingespräch zum Nachhören gibt es am Mittwoch, 15. Februar, ab 21 Uhr auf Radio Niederösterreich.