Badener Mühlbach wird zum Müllbach

Leopold Riesner ist der Mann, der den Mühlbach kennt wie seine Westentasche. „13 Kilometer Sorgen“, schmunzelt Riesner angesichts des Gerinnes, das viele Menschen mittlerweile mit einer Mülltonne verwechseln. Denn vieles, von Plastikmüll über Aludosen – insgesamt wären es an die 15 volle gelbe Säcke mit Dosen gewesen – hat Riesner im Mühlbach gefunden.
Dabei findet die Mühlbachabkehr nicht primär statt, um Abfall aus dem Bach zu fischen, sondern um die Möglichkeit zu haben, an den wenigen Strom erzeugenden Anlagen, die es noch gibt, Revisionsarbeiten durchzuführen. „Anrainer sollen auch die Möglichkeit zur Uferpflege haben, etwa um Stützmauern auszubessern“, sagt Riesner, der zwar offiziell schon in Pension ist, aber immer noch von der Stadtgemeinde Baden damit beauftragt ist, auf den Mühlbach zu achten. Auch Schlammablagerungen sollen entfernt werden können.
Mühlbachabkehr mit Rücksicht auf die Fische
Die Mühlbachabkehr wird heute sehr vorsichtig durchgeführt, um auf den Bach als lebender Mechanismus Rücksicht zu nehmen. „Früher waren wir nicht so gescheit“, sagt Riesner und verweist auf die Tatsache, dass das Wasser zwar abgesenkt, aber nicht völlig zurückgehalten wird. „Damit haben auch Fische die Chance, in Tümpeln zu überleben. Und der Sportfischereiverein Baden holt die Fische vorher aus dem Mühlbach und bringt sie in die Schwechat.“ Da der Mühlbach zu 80 Prozent verbaut ist, sind die offiziellen Stellen auf die Mithilfe der Anrainer angewiesen.
Rücksichtnahme auf die Bachforelle
Die Mühlbachabkehr kann auch erst jetzt stattfinden, „weil am 16. April erst die Bachforelle aufgehört hat zu laichen“, weiß Riesner. Da die Flüsse generell immer wärmer werden, werden die Lebensbedingungen für Fische wie Bachforelle oder Äsche, die alle zur Familie der Salmonidae gehören sehr ungemütlich. „Die Fische bräuchten Temperaturen von 12, 13 Grad Celsius. Jetzt haben wir bis zu 20 Grad“, erläutert Riesner. Das liege aber nicht an der Klimaerwärmung, sondern an verschiedenen Faktoren.
Geklärtes Wasser aus Kläranlagen, das in den Mühlbach fließt, habe eine höhere Temperatur. Auch gelangen immer wieder Abwässer in den Mühlbach, „immer wieder kommt etwas vor“, ergänzt Riesner. Dramatisch war das Fischsterben vor einem Jahr, hier wurde die verursachende Firma aber ausgeforscht. Der Sportfischereiverein Baden hat selbst Bachforellen gezüchtet, die den Mühlbach wieder bevölkern – ein mühsames und aufwendiges Unterfangen, siehe rechts.