Traiskirchner Fotograf Robert Rieger verstorben

Erstellt am 03. Juni 2023 | 08:00
Lesezeit: 4 Min
Robert Rieger mit Prinzenpaar und Käfer
Bei der Faschingssitzung im Jahre 2020: Traiskirchens Faschingsprinz Thomas Eismayer, Fotograf Robert Rieger, "Käfer" Sonja Schönanger und Faschingsprinzessin Claudia Eismayer.
Foto: Judith Jandrinitsch
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Glitzer, Glamour, Varieté, die Welt der Schönen und Reichen – hier fühlte sich Robert Rieger genauso wohl wie im Zirkuszelt oder bei einer Travestieshow. Im Fasching lief er zu Höchstformen auf, war mit seiner Kamera von einer Veranstaltung zur nächsten unterwegs. In der Nacht von 30. auf 31. Mai ist der Oeynhausner Fotograf aus Leidenschaft friedlich eingeschlafen.

Groß, mit einer ebenfalls nicht kleinen Kamera in der Hand, schnell unterwegs auf Beinen, die bei jedem Schritt mitfederten, so habe ich Robert Rieger bei einer Veranstaltung in Traiskirchen kennengelernt. Er war damit beschäftigt, die besten Motive einzufangen, und bewegte sich rasch im ganzen Raum. Er schien jeden einzelnen Traiskirchner, jede einzelne Traiskirchnerin zu kennen. Berührungsängste kannte er keine, bei mir stellte er sich mit „Hallo, ich bin der Robert“ vor. Eine Veranstaltung in Traiskirchen, bei der Robert nicht mit seiner Kamera dabei war, schien undenkbar. Schon gar nicht, wenn eine prominente Person des öffentlichen Lebens anwesend war. Unvergessen die Sitzungen der Faschingsgilde Traiskirchen anno 2020, als Robert Rieger gleich mit drei bekannten Damen die Stadtsäle betrat: Evelyn Rillé, Andrea Fendrich und „Käfer“ von Richard Lugner, Sonja Schönanger.

Mit 13 Jahren zu fotografieren begonnen

Er fühlte sich offensichtlich wohl dabei, war eine Zeit lang mit der Entourage von Richard Lugner unterwegs. Einmal hat er mir anvertraut, „dass die Damen rund um Lugner doch sehr anstrengend sind“. Trotz seiner fotografischen Ausflüge in die Welt des Zirkusses, der Artisten und der Travestie – die gingen auch über die Grenzen Österreichs hinaus – blieb er immer bodenständig. Seine erste Kamera hat er mit elf Jahren bekommen. In einem Interview mit mir sagte er 2019: „Damit bin ich mit 13 Jahren nach Wien gefahren und habe den Ingemar Stenmark fotografiert, weil ich gewusst habe, der ist in der Stadt. Das war damals der Skifahrer, so wie es der Marcel Hirscher heute ist.“

Sammelleidenschaft und Oeynhausner Feuerwehr

Rieger, geboren am 2. April 1964, war stolz darauf, ein Oeynhausner zu sein, war in vielen Vereinen des Stadtteils engagiert und begeistertes Mitglied der FF Oeynhausen. Er war 19 Jahre lang Archivar der FF Oeynhausen, von 2004 bis 2007 Gehilfe des Jugendbetreuers und von 2005 bis 2009 übte er die Funktion des Sachbearbeiters Atemschutz aus. Kommandant Thomas Fontner merkt an: „Er dokumentierte jahrzehntelang mit seiner Kamera das Feuerwehrgeschehen mit vollster Leidenschaft. Wir werden Löschmeister Robert Rieger stets ein ehrendes Andenken bewahren.“

Nachruf Robert Rieger
Ernst und Doris Berger von der Faschingsgilde Guntramsdorf überreichten Robert Rieger heuer im Februar einen Orden der Faschingsgilde Guntramsdorf.
Foto: privat

Neben der Fotografie hatte er eine zweite Leidenschaft: alte Ansichtskarten, die er ausdauernd sammelte. Von 1987 bis 1990 war er Obmann des Burschenclubs Eintracht Oeynhausen, seit 2007 war er Obmann des Oeynhausner Oldtimer Clubs. Seine berufliche Karriere hatte er beim Österreichischen Bundesheer begonnen. Seit 1987 war er Unteroffizier, seit 1996 Oberwachtmeister. 1994 erhielt er die Wehrdienstmedaille in Gold des Militärkommandos NÖ. Und die Stadt Traiskirchen überreichte ihm 1998 die Verdienstmedaille der Stadtgemeinde in Bronze. Im Bezirk Mödling war er ebenfalls oft fotografischer Begleiter der Faschingsgilde Guntramsdorf oder der Faschingsgilde Gaaden. Ernst und Doris Berger von der Faschingsgilde Guntramsdorf Qua Qua besuchten Robert Ende Februar zu Hause in seiner Wohnung in Traiskirchen und überreichten ihm einen Faschingsorden ihrer Gilde.

Immer für andere da und hilfsbereit

Das war wohl auch eine Auszeichnung für seine Menschlichkeit, denn abgehoben oder überheblich wurde Robert nie. „Brauchst ein Foto von Traiskirchen, sag es mir, ich fotografiere dir, was du brauchst“, sagte er einmal zu mir und ich war ganz überrascht von dem großzügigen Angebot. Denn Geld verlangte er dafür keines. Stolz war er auch auf seine Familie, seinen Sohn und seine Enkeltochter. Seit 1. Juli 2018 war er mit seiner Gabi zusammen. „Es war eine wunderschöne Zeit“, sagt seine Lebensgefährtin, die ihn immer unterstützte und nicht von seiner Seite wich, als im Februar/März 2022 eine bösartige Krankheit diagnostiziert wurde. Aufwendige Untersuchungen folgten, trotz aller niederschmetternden Diagnosen „blieb die Hoffnung bis zuletzt bestehen“, sagt Gabi.

Aufgegeben hat Robert nie, als Oberwaltersdorf am 9. November 2022 als Landesnarrenhauptstadt präsentiert wurde, war Robert Rieger mit seiner Kamera dabei. Ab April 2023 verschlechterte sich aber sein Gesundheitszustand rapide. Gabi ging in Pflegekarenz, war aufgrund ihrer beruflichen Ausbildung auch dazu in der Lage, Robert entsprechend zu betreuen und bis zum Schluss bei ihm zu bleiben. Sie hat ihm seinen größten Wunsch, zu Hause zu sterben, möglich gemacht. Am Dienstag, 13. Juni, wird Robert Rieger um 13 Uhr am Oeynhausner Friedhof bestattet.