Das "Weiße Rössl" in Baden: Es darf wieder lustig sein ...

Wer den Sigismund in der Operette „Im weißen Rössl“ spielen darf, hat den Joker gezogen, weil es eine Rolle ist, die zwar nicht die Hauptrolle ist, aber dafür umso bekannter. Wem fällt nicht gleich der Liedtext dazu ein: „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist? Was kann der Sigismund dafür, dass man ihn liebt?“ Und diese Rolle ist auch ideal für Oliver Baier, der seit einigen Jahren sein schauspielerisches Können prägnant ausbaut. Baier kann in dieser Rolle auch sein humoriges Talent ausleben und wie heißt es im Liedtext weiter: „Als Sigi in der Wiege lag, da war es schon zu seh’n, der wird so wunderschön, wie ‚n Standbild aus Athen!“
Und so probt Baier fleißig, dass er zu einem repräsentablen Standbild aus Athen wird. An seiner Seite spielt die junge Juliette Khalil das Klärchen und die beiden sind ein kongeniales Paar, die vor, auf und hinter der Bühne gute Laune versprühen. Besonders Baier lernt viel von Khalils Können als Profi-Darstellerin und der Moderator und Schauspieler versucht einen starken Hünen aus Athen abzugeben, weil „ich muss die zarte Khalil ein paar Mal durch die Luft wirbeln, danach bin ich froh, wenn meine Bandscheiben noch dort sind, wo sie hingehören!“ Auch sonst muss Baier die Rolle gut einstudieren, „damit der Sigismund so richtig sitzt.“
Baier hat bereits Erfahrung in der Sommerarena
2020 stand Oliver Baier schon mal in der Sommerarena auf der Bühne, in „Die blaue Mazur“ und zeigte damals schon seine humorige Seite.
Die Produktion von „Im weißen Rössl“ wurde lange vor Corona geplant, endlich wird’s real. 2018 war der Erstkontakt: Baier war gerade mit dem Fahrrad am Weg von Osttirol nach Schottland und in einem Kuhdorf in Frankreich erreichte ihn ein Anruf vom Theaterdirektor Michael Lakner, der ihn fragte, ob er 2020 nicht den Sigismund spielen möchte?
„Ich schau gleich aus, meine Stimme ist auch gleich geblieben, nur älter bin ich geworden“
Klar wollte er, aber im Laufe der letzten beiden Corona-Jahre „dachte ich mir nach dem dritten oder vierten Lockdown, ob das überhaupt jemals zustande kommt.“ Damals lernte er auch schon „sein“ Klärchen kennen und „ich habe dich jetzt fast nicht mehr erkannt“, scherzt Baier, um auf die lange Zeit des Wartens anzuspielen. „Ich schau gleich aus, meine Stimme ist auch gleich geblieben, nur älter bin ich geworden“, kontert Khalil.
Baier kann von seiner Kollegin viel lernen, „sie ist halt der Profi, gesanglich und tänzerisch und sie muss auf mich sehr viel Rücksicht nehmen“, sagt Baier. „Sie hat das Schauspielen halt gelernt, im Gegensatz zu mir.“
Im Gegenzug streut Kahlil ihrem älteren Kollegen Rosen, weil er die Comedy in sich hat, „entweder man ist es, oder man versucht es“ - gemeint ist komisch zu sein. „Der Oliver ist es, ich schau ihn an, und muss lachen.“ Und lachen soll man viel, „das Rössl ist so ein Stück, wo man danach heiter und glücklich raus geht und so richtig Lust auf ein Bier und einen Kaiserschmarren hat“, animiert Khalil.
„Solche Operetten mit solchen Gassenhauern werden nicht aussterben“, weiß Baier. Lachen sei derzeit überhaupt „das Beste, was man machen kann, raus auf die Bühne gehen und singen: ‚Im Salzkammergut kann man gut lustig sein‘, das ist Eskapismus pur“ und das brauche man jetzt ganz dringend, die Leute sollten sich einfach einen schönen Abend machen, „man darf sich mit gutem Gewissen lustige Beschallung gönnen, jeder kennt die Melodien und wenn wir einmal den Text vergessen sollten, macht das gar nichts, weil das Publikum singt es sicher richtig mit“, meint Khalil. Deshalb ist auch die letzte Vorstellung des weißen Rössl eine „Sing along“-Vorstellung (Freitag, 26. August, 19.30).
Kommenden Samstag ist Premiere, in den Hauptrollen sind Verena Scheitz als Rössl-Wirtin zu sehen, um sie buhlt Boris Pfeifer als Zahlkellner Leopold Brandmeyer. Regie führt Isabella Gregor.
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