Direktor wehrt sich gegen Fake-Video, das Ruf seiner Schule bedroht

Erstellt am 15. März 2023 | 12:32
Lesezeit: 3 Min
Randale in Sportmittelschule Traiskirchen
Direktor Dietmar Reinfrank wurde gestern von Anrufern über angeblichen Deutschunterricht in Sportmittelschule Traiskirchen bombardiert.
Foto: Sportmittelschule
Schüler, ausschließlich Burschen, bedrohen während des Unterrichts eine Lehrerin. Die Situation eskaliert und die Burschen beginnen, Sessel und Tische im Klassenraum umzuwerfen. Zu sehen sind diese Szene auf einem Video, dass auf Facebook im Netz seine Runde macht und wo behauptet wird, das alles habe sich in der Hauptschule Traiskirchen zugetragen.
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Direktor Dietmar Reinfrank hat lange überlegt, ob er mit dieser Geschichte an die Öffentlichkeit gehen soll. Seine Begründung lautet: „Ich habe in den letzten beiden Tagen so viele Telefonanrufe bekommen, dass ich klar stellen möchte, dass sich diese Szenen nicht wie in dem Video per schriftlicher Einblendung behauptet, in unserer Sportmittelschule abgespielt haben. Auch nicht in den so genannten Brückenklassen im Erstaufnahmezentrum, in denen schulpflichtige Kinder von Asylwerbern unterrichtet werden. Jeder, der unsere Sportmittelschule kennt, sollte eigentlich sofort wissen, dass wir weder so eine Raumausstattung noch solche Einrichtungsgegenstände haben. Das ist ein bewusster Versuch, Asylwerber oder Menschen mit Migrationshintergrund bewusst anzupatzen und Menschen gegen die ach so bösen Ausländer aufzubringen.“ Nicht nur auf Facebook, sondern auch auf TikTok habe sich das Video rasant verbreitet. Das Fass zum Überlaufen habe gebracht, als ihn ein Wiener Kollege angerufen hat und ihn darauf aufmerksam machte, dass es einfach nicht anginge, Möbelstücke durch den Raum zu werfen. „Ich habe sofort gesagt, Moment, Moment, wie kommen Sie darauf, dass sich das ganze bei uns abgespielt hat?“, erläutert Reinfrank.

Plattform hat Ursprung des Videos herausgefunden

Die Plattform Mimikama, eine internationale Anlaufstelle und ein Verein zur Aufklärung über Internetbetrug, Falschmeldungen und Computersicherheit vor allem auf Sozialen Medien wie Facebook und WhatsApp hat herausgefunden, dass das Video 2019 in Brasilien seinen Ursprung hat. „Voriges Jahr ist das Video in Deutschland viral gegangen. Jetzt ist es bei uns gelandet“, merkt Reinfrank an. Zu denken geben sollte, dass in der schriftlichen Einblendung Hauptschule Traiskirchen zu lesen ist. „Hauptschulen gibt es schon seit über zehn Jahren nicht mehr“, sagt Reinfrank.

Rufschädigung und Verleumdung

Er befürchtet, dass rechtliche Schritte nicht viel bringen werden, weil es sehr schwer sein werde auszuforschen, wer in das Video die Schriftzüge „Deutsch in der Hauptschule Traiskirchen“ oder „Integration in Traiskirchen“ eingefügt hat. Ganz klar entspreche diese Vorgehensweise dem Tatbestand der Verleumdung und der Rufschädigung. „Wir haben Substandard-Möbel wie in dem Video schon vor Jahren ausgemustert. In den Brückenklassen im Erstaufnahmezentrum ist die Einrichtung zwar gebraucht, aber eine ganz andere. Außerdem sind die Schülerinnen und Schüler dort wesentlich jünger und zumeist ganz liebe Kinder, wie in anderen Schulen auch! Solche Szenen wären dort undenkbar“, betont der Direktor.

Bürgermeister unterstützt Direktor

Bürgermeister Andreas Babler, SPÖ, findet die Geschehnisse zwar sehr ärgerlich, verweist aber darauf, dass weltweit solche Videos kursieren und damit Stimmung gemacht wird. Der Stadtchef geht davon aus: „Unsere Leute wissen, dass das nicht in der Sportmittelschule in Traiskirchen gewesen sein kann. Wir haben keine Substandardschule, sondern top ausgestattete Klassenzimmer.“

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