Nächste Debatte um Umwidmung: Aufregung um Wankenwiese!

Die „Unabhängige Bürgerinitiative“ lud im St. Veiter Dorftreff zur zweiten Infoveranstaltung wegen der geplanten Änderung des Flächenwidmungsplanes, dieses Mal in St. Veit, wo ebenfalls riesige Flächen dem Beton zum Opfer fallen sollen.
Fast 2000 Unterschriften wurden bereits gegen die geplanten Umwidmungen gesammelt. Wie bei der ersten Veranstaltung in Berndorf, wegen der drohenden Umwidmung in Bauland am Kremesberg, waren Gabriele Handl und Birgit Müller erneut gut vorbereitet. Sie erklärten anschaulich das Szenario allein in der Wankenwiese, wo laut Stadtgemeinde-Info 99 Reihenhäuser, mit ca. 200 Pkw-Abstellplätzen errichtet werden sollen.

„Wir sind keinesfalls gegen Umwidmungen im Allgemeinen und ein gemäßigtes Wachstum, aber diese großflächigen Bebauungen würden unsere Lebensqualität massiv beeinträchtigen. Es würde den dörflichen Charakter von St. Veit ruinieren und wir haben auch keine passende Infrastruktur, wie Schulen, Kindergärten, Geschäfte, und Arbeitsplätze. Ein Pendeln wäre unvermeidbar und das Verkehrsaufkommen noch um ein Wesentliches schlimmer“, so Handl und Müller.
Grüne Landeschefin schaltet sich ebenso ein
Die Gemeinde möchte laut Handl und Müller „die letzten Grünlandreserven im Ausmaß von 131.000 m² als potenzielles Bauland ausweisen, obwohl 154.000 m² gewidmetes Bauland zur Verfügung steht und davon 49.000 m² unmittelbar bebaubar.“
Das Vorhaben drang bereits bis zu Landtagsabgeordneten Helga Krismer-Huber (Grünen) durch: „Die Stadtgemeinde Berndorf plant in der Gemeinderatssitzung am 28. Juni sowohl ein örtliches Entwicklungskonzept als auch eine Änderung der Flächenwidmung und des Bebauungsplanes zu beschließen. Die Änderung basiert allerdings auf einem Gemeinderatsbeschluss vom September 2020. Hier wurde die Umwidmung der Wankenwiese im Ortsteil St. Veit in vier Schritten deshalb beschlossen, weil die Atlas Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft dort Reihenhäuser plant und bereits Vorverträge abgeschlossen hat“.

Zusätzlich zu den Befürchtungen der „Unabhängigen Bürgerinitiative“ gibt Krismer noch zu bedenken, dass wertvolles Ackerland verloren ginge, wie auch das historische Ortsbild. Ferner sei das Gebiet Habitat des geschützten Hirschkäfers und Nahrungsquelle für Vögel. „Es liegt auch sehr nahe am Natura2000-Vogelschutzgebiet und gehört zum Biosphärenpark Wienerwald“.

Pikantes, aber nicht unwesentliches Detail am Rande: Laut der „Unabhängigen Bürgerliste“ seien auch einige Mandatare der Stadtgemeinde Berndorf Nutznießer (durch Besitz, oder Verwandtschaftsverhältnisse) dieser Umwidmungen. Namen wurde auf Anfrage keine genannt, aber darauf verwiesen, dass Grundbuchauszüge online, oder am Grundbuchsamt in Baden, bezogen werden können.
Das Örtliche Entwicklungskonzept (ÖEK) gibt laut der zuständigen Stadträtin Birgitta Haltmeyer (ÖVP) „Leitvorstellungen aufgrund von Grundlagenforschung und einer Potenzialanalyse in der Entwicklung für Berndorf, ohne dass es bereits rechtliche Auswirkungen auf Grundeigentümer hätte – denn dafür sind erst in weiterer Folge Änderungen am Flächenwidmungsplan und/oder am Bebauungsplan notwendig.“
„Genauso wie die kommunizierten Bürgermeinungen eingearbeitet wurden, werden auch sämtliche Stellungnahmen, die nun in der Auflagezeit auf der Gemeinde einlangen, gewissenhaft von Raumplanern und den gewählten Gemeindevertretern erörtert“
Brigitta Haltmeyer
Haltmeyer weiters: „Das ÖEK wird seit 2018 ausgearbeitet und alle Unterlagen wurden gemeinsam von Vertretern aller Fraktionen im seit 2020 erweiterten Arbeitskreis Raumordnung, mit den Mitgliedern des Ausschusses, der Stadtregierung sowie den Fachplanern für Raumordnung und Verkehr erarbeitet und inhaltlich abgestimmt.“ Darüber hinaus hätten in den letzten beiden Jahren Bürgerbeteiligungen in Form von Stadtgesprächen, Stadtspaziergängen mit Fachplanern, zwei Planausstellungen mit Präsentation und Diskussion stattgefunden und es wurde von der Gemeinde zu zwei Infoveranstaltungen zum ÖEK und den beiden Widmungsverfahren eingeladen.
„Genauso wie die kommunizierten Bürgermeinungen eingearbeitet wurden, werden auch sämtliche Stellungnahmen, die nun in der Auflagezeit auf der Gemeinde einlangen, gewissenhaft von Raumplanern und den gewählten Gemeindevertretern erörtert“, meint Haltmeyer und bedankt sich bei der Bevölkerung für die Beteiligung.
Zusätzlich zum Örtlichen Entwicklungskonzept liegen für St. Veit auch zwei konkrete Änderungen des Flächenwidmungsplanes öffentlich auf. Erstens sollen im Gewerbegebiet Neufeld mehrere tausend Quadratmeter Bauland für Gewerbe zurückgenommen werden, um dort beim Hochwasserschutz eine neue Freizeitzone mit Skaterplatz, Ballspielflächen, Verweilplätzen und vor allem Grünraum rund ums Naturdenkmal alte Platane auf neu erworbenen Gemeindegrund zu schaffen.
Herzstück des Projektes sei Grünraumkonzept
Zweitens gibt es in St. Veit die Wankenwiese, die bereits rundherum geschlossen bebaut sei und wo durch eine gemeinnützige Genossenschaft leistbarer Wohnraum geschaffen werden soll. „Der Bedarf nach zusätzlichem Wohnraum ist gegeben – insbesondere bei Berndorfer Familien“, weiß Haltmeyer. Die gemeinnützige Genossenschaft Atlas wolle dort ausschließlich Reihenhäuser realisieren, wofür es strenge Anforderungen vonseiten der Gemeinde gebe. Herzstück des Projektes sei das Grünraumkonzept, womit der im Widmungsverfahren befindliche Teil der Wankenwiese öffentlich zugänglich gemacht werde und dort eine 2000 Quadratmeter große zusammenhängende Grünfläche mit mindestens 700 Quadratmetern Spielplatzfläche für die Allgemeinheit geschaffen werden soll.