Künstler Thomas Zinnbauer: „Träume machen den Menschen zum Menschen“

„Träume machen den Menschen zum Menschen“, sagt Zinnbauer und weist auf seine neuen Gemälde, wo eine kleine Gestalt in der Ecke einen Luftballon festhält.
„Das ist der Traumfänger“, erläutert Zinnbauer“, die Figur ist wohl die Bild gewordene Manifestation dafür, dass sich auch Zinnbauer nach vielen körperlichen Beeinträchtigungen nicht aufgegeben hat und schon gar nicht seine Träume. Dabei gilt er als „austherapiert“, gehen kann er nur ganz kurze Strecken mithilfe eines Stocks, trotzdem ist er mit sich im Reinen, seine Zuversicht und die Freude über die ungebrochene künstlerische Schaffenskraft sind ansteckend.
1984 hat er erstmals zu Öl- und Acrylfarben gegriffen. 1998 hat er das Kunsthaus Immerland gegründet, wenn auch nicht am jetzigen Standort in Tribuswinkel. Er hat an internationalen Kunstmessen teilgenommen, wie der Art-Fair in Shanghai, der größten Kunstmesse Asiens. In Ägypten hat er das Hotel Shams gestaltet, 2009 das Gemeindeamt in Blumau-Neurißhof. In Traiskirchen saß er über 20 Jahre lang im Gemeinderat und begründete viele Kunstinitiativen, wie die „ART“ - die Autodidaktenmesse im Schloss Tribuswinkel. Er redet gerne mit Menschen, „wenn meine Gartentüre offen ist, dann bin ich auch bereit, Gäste zu empfangen“, sagt Zinnbauer, für den Kaffee und Kuchen zu einem Gespräch einfach dazugehören.
Kunst entwickelt sich so wie der Mensch immer weiter
Die Luftwürmer auf seinen Bildern sind immer noch da, aber man spürt instinktiv, dass da jetzt noch mehr kommt, etwas Neues. Und das Alte und das Neue zeigt der Künstler auf Einladung der Stadtgemeinde Traiskirchen ab 12. November in der alten Schlosserei in Möllersdorf, gleich neben dem Stadtmuseum. „Es ist eine Retrospektive meines gesamten Schaffens. Die Ausstellung trägt den Titel ‚The Red Line‘ schildert Zinnbauer.
Rote Linien einzuhalten oder zu überschreiten. Je nachdem könnte man diesen Titel auch auf Zinnbauers Leben übertragen. Doch er ist überzeugt: „Das Leben ist ein Geben und ein Nehmen. Wenn man etwas gibt, dann bekommt man auch etwas zurück.“
So ist es ihm ergangen, als er 2018 aus seinem ehemaligen Atelier am Traiskirchner Hauptplatz ausziehen musste. „Meine Schwester Birgit hat zu mir gesagt, komm, ich zeig dir was und ist mit mir nach Tribuswinkel gefahren. Ich habe nicht gewusst, dass ihr dieses Haus gehört, wo ich mein neues Immerland begründet habe“, erzählt Zinnbauer. Nachsatz: „Ich bin froh, dass ein Teil meiner Geschwister hinter mir steht und mir meine Schwester das Haus kostenlos als Atelier zur Verfügung gestellt hat.“ Sein größtes Glück sind „meine zwei gesunden Kinder“, das „größte Geschenk des Himmels“ sei, „kreativ sein zu dürfen“. Dass er seine Beine nur mehr sehr eingeschränkt bewegen kann, sei für ihn leichter zu verkraften, „als wenn es meine Hände betreffen würde“.
Er geht regelmäßig ins Fitnessland in Oeynhausen, „um bei der Beinmuskulatur zu erhalten, was geblieben ist“. Er will anderen Leuten Mut machen und unterstützen. Dafür hat er auch das Goldene Ehrenzeichen des Landes NÖ bekommen. Stark und auf der Gewinnerspur sei man sowieso nur, „wenn die Familie zusammenhält und man Freunde hat, auf die man sich verlassen kann.“