Badner Künstler Peter Meissner im Gespräch

Im kommenden Jahr feiert der in Baden geborene Peter Meissner seinen siebten runden Geburtstag. Viel hat sich in seinem künstlerischen Leben in den vergangenen sechs Jahrzehnten abgespielt. Sein Studium an der TU Wien für Maschinenbau schloss er zwar 1980 ab und arbeitete kurze Zeit an der Konstruktion von Elektromotoren und Generatoren für Wasserkraftwerke mit.
Aber seit den 70ern ist er als Sänger und Moderator unterwegs und blieb dabei. Er ist also nicht ins seriöse Fach des Ingenieurs eingestiegen, sondern hat lieber mit österreichischen Musikgrößen wie Sigi Maron gearbeitet, schrieb Texte fürs Simpl und landete schließlich 40 Jahre beim ORF. Und weil sich viele Weichen in den 70ern für Meissner stellten, kann er auch viel über eine „wilde“ Zeit erzählen, so viel, dass daraus ein amüsantes Buch mit dem Titel „Opa, erzählt mir von den 70ern“ mit 80 Erinnerungen an eine knallbunte Zeit geworden ist - z.B. jene an Palmenstrand-Fototapeten, die ersten Billy-Regale und Taschenrechner oder den tragischen Einsturz der Wiener Reichsbrücke oder wer weiß noch, wie man im Ö3-Wecker täglich auf Dschi Dsche-i Wischer wartete und unsere SkiStars Franz Klammer und Annemarie Moser-Pröll hießen, „es macht mir einfach Spaß, dies alles den Kindern der heutigen Generation zu erzählen, auch dass ein Fernsehabend einst schon um halb elf am Abend mit der Bundeshymne zu Ende gehen konnte“, erinnert sich Peter Meissner. Wie war aber selbst seine Jugend, die er in Baden verbrachte?
NÖN: Was gibt es über die 70er zu erzählen?
Peter Meissner: Was mich betrifft, sehr viel. In diesem Jahrzehnt haben sich die wichtigsten Weichen meines Lebens gestellt. Vor allem habe ich meine Laufbahn als Liedermacher und Radiomoderator begonnen und meine Frau Martina kennengelernt.
Wie haben Sie die 70er-Jahre in Baden erlebt, was hat sich am prägnantesten in der Stadt Baden verändert?
Meissner: Die Stadt wurde damals deutlich bunter und lebendiger. Durch die Einführung der Fußgängerzone in der Innenstadt breiteten sich die Lokale und Geschäfte aus. Wo sich zuvor die Autos drängten, konnte man nun plötzlich einen Kaffee im Freien genießen.
Wie war die Jugend?
Meissner: Sie versuchte, ein neues Lebensgefühl zu kreieren. Die Haare wurden länger, der Umgang mit den Erwachsenen ruppiger und provokanter. In vielen Familien hing deshalb auch der Haussegen schief, in unserer eigenen lief es zum Glück harmonischer.

Möchten Sie lieber in der heutigen Zeit oder früher jung sein?
Meissner: Wahrscheinlich möchte jeder ältere Mensch wieder gerne jung sein, doch mit den Erfahrungen und der Gelassenheit des fortgeschrittenen Alters. Wenn ich nur an all den Liebeskummer denke – wie anders würde man heute damit umgehen? Oder auch nicht.
Wie kann man die Generationen zu verbinden?
Meissner: Es kann eine wunderschöne Aufgabe von Großeltern sein, ihre Lebensgeschichten weiterzugeben. Vielleicht sehen die Jungen dann die Gegenwart mit anderen Augen.
Ihr Markenzeichen ist der Schnurrbart, ist der noch ein Relikt aus den 70ern ?
Meissner: Einst wollte ich damit älter aussehen, außerdem waren Bärte modern. Später wollte ich ihn entfernen, aber da waren meine Frau und schließlich auch meine Kinder dagegen. Und so ist er halt geblieben.
Was finden Sie an den 70ern ganz schrecklich?
Meissner: Schrecklich war aus heutiger Sicht die Mode. Man muss sich nur eine Folge der berühmten Fernsehserie ‚Ein echter Wiener geht nicht unter‘ anschauen. Welch abenteuerliche Farben und Muster es damals gab, ist unglaublich.
Auf dem Umschlag ihres neuen Buches „Opa, erzähl mir von den 70ern!“ spielt ihr Enkelkind grade mit dem legendären Slime. Wie ist es zu diesem Foto gekommen?
Meissner: Ich habe festgestellt, dass man den Slime immer noch kaufen kann. Und in dem Moment, in dem unser Enkerl dieses glibberige Zeug zum ersten Mal in die Finger nahm, drückte meine Tochter den Auslöser. Man spürt die große kindliche Begeisterung.
Sie haben ein bewegtes Leben hinter und noch vor sich - war es früher leichter, ein Künstler zu sein?
Meissner : Ich glaube, dass man heute viel mehr tun muss als früher, um mit künstlerischen Aktivitäten aufzufallen. Man kann zwar mit den einfachsten Mitteln tolle Tonaufnahmen und Videos machen, aber die Konkurrenz ist riesengroß.
Ist Ihr Buch lustig?
Meissner: Es ist jedenfalls keine langweilige Geschichtsbelehrung, schon gar nicht mit dem Unterton, dass früher alles besser gewesen wäre. Ich erzähle im Plauderton von Dingen, die aus meiner Sicht für die 70er-Jahre wichtig waren, vom Siegeszug des Allibert-Schranks über die Glockenhose bis hin zum Sendeschluss im Fernsehen. Und wo es möglich ist, flechte ich auch persönliche Erlebnisse ein.