Schnäppchen erzielte Rekordwert: Bad Vöslauer fühlt sich betrogen

Erstellt am 02. März 2023 | 19:00
Lesezeit: 5 Min
Bares für Rares: Bad Vöslauer fühlt sich betrogen
Screenshot der Dorotheum-Homepage, wo bei einer Online-Auktion das bei der TV Sendung "Bares für Rares" um 550 Euro verkaufte Gemälde sensationelle 43.520 Euro erzielte.
Foto: Screenshot dorotheum.com
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Der Bad Vöslauer Gemeindebedienstete Alexander Steinmeyer traute seinen Augen nicht, als er unlängst entdeckte, wie viel sein um 550 Euro in der beliebten TV-Sendung „Bares für Rares“ verkauftes Gemälde "Wilde Kaninchen im Grase" von Ferdinand von Rayski (1806–1890) bei einer Auktion letztlich erzielte - nämlich rekordverdächtige 43.520 Euro! Er will nun rechtliche Schritte einleiten.

Die bereits im Frühsommer 2022 aufgezeichnete Folge der Sendung „Bares für Rares“ wurde kürzlich Ende Jänner auf ServusTV ausgestrahlt. Alexander Steinmeyer hatte in der Ausgabe sein im Familienbesitz befindliches Ölbild "Wilde Kaninchen im Grase" des Künstlers Ferdinand von Rayski (1806–1890) bewerten lassen. ServusTV-Experte Erich Tromayer, ein ehemaliger allgemein gerichtlich beeideter Sachverständiger, beanstandete zahlreiche Mängel bei dem Gemälde und dem Rahmen und hinterfragte eine Restaurierung. Mit maximal 500 bis 600 Euro würde er das Bild bewerten. Alexander Steinmeyer schien seine Argumentation plausibel und so nahm er das Angebot in der Sendung von Antiquitätenhändler Markus Kral an, der ihm dafür 550 Euro bot.

Doch, wie nun die Tageszeitung „Der Standard“ aufdeckte, wurde das Gemälde keine drei Wochen nach der TV-Aufzeichnung im Dorotheum eingebracht. Geschätzt auf 3.000 bis 4.000 Euro wurde es dann im Dezember – noch vor Ausstrahlung der Sendung – bei einer Online-Auktion versteigert, mit dem Startpreis 2.000 Euro. Das Interesse war groß und letztlich duellierten sich zwei Teilnehmer um das Bild. Schließlich erfolgte laut „Der Standard“ der Zuschlag bei 34.000 Euro, inklusive Aufgeld landete der Kaufpreis für einen deutschen Sammler bei 43.520 Euro. Auf der Homepage des Dorotheums ist der Verlauf und der Preis ersichtlich.

Servus-TV-Händler Markus Kral soll laut der Tageszeitung „Der Standard“ der Einbringer des Gemäldes beim Dorotheum gewesen sein, was er aber vehement bestreitet. Er habe das von ihm in der Sendung gekaufte Bild um 2.000 Euro einem Zwischenhändler verkauft, berichtet die Tageszeitung.

Aufregung nach TV-Sendung
Experte Erich Tromayer neben "Bares für Rares"-Moderator Willi Gabalier und Teilnehmer Alexander Steinmeyer (v.l.n.r.) bei der Sendung neulich über den Verkauf des Ölbildes "Wilde Kaninchen im Grase".
Foto: ServusTV, Thomas Salamonski

Der ursprüngliche Besitzer des Gemäldes, Alexander Steinmeyer, erklärt auf NÖN-Nachfrage, sich anfangs gar nicht so sehr darüber geärgert zu haben, als er von seiner Freundin erfuhr, dass das Bild im Dorotheum um über 43.000 Euro verkauft worden war. Das hatte sie am Tag der Sendung über die Suchseite Google herausgefunden. „Meine erste Reaktion war, 'Pech gehabt'!“, erzählt er. Nachdem er aber die zahlreichen Reaktionen in diversen Online-Foren gesehen und durchgelesen hat, entschloss er sich nun, doch rechtliche Schritte einzuleiten. Er beauftrage einen Anwalt, der nun auslote, welche Möglichkeiten man habe.

Auf die Sendung „Bares für Rares“ sei er durch seinen Vater aufmerksam geworden, der ein großer Fan davon sei. Zuvor lag das Gemälde 30 Jahre lang bei der Familie herum, man wollte daher eine Expertise über den Wert einholen und wandte sich an die Sendung. Da der Experte plausibel seine Bedenken äußerte, habe er das Bild um die geringe Summe verkauft, nichts ahnend, was das Werk eigentlich wert sein könnte. Nun wolle er abwarten, was die Intervention des Rechtsanwaltes ergebe.

ServusTV bietet eine Plattform für den Austausch von privaten Anbietern und renommierten Experten bzw. Händlern. ServusTV

Seitens des TV-Senders ServusTV bekam die NÖN folgendes Statement zu dem Fall: „ServusTV hat, wie viele andere Sender in Europa, die Lizenz der seit Jahren in Deutschland erfolgreichen Sendung vom ZDF erworben und strahlt diese nach vertraglichen Vorgaben in einer österreichischen Version aus. Mit Bares für Rares Österreich bietet ServusTV eine Plattform für den Austausch von privaten Anbietern und renommierten Experten bzw. Händlern. Entsprechend können im Rahmen der Sendung Geschäfte zustande kommen oder nicht. Im konkreten Fall hat ein Gast in der Sendung das Angebot eines Händlers angenommen und das Gemälde für 550 Euro verkauft. Das Bild wurde, wie auch wir später erfahren haben, in einer Auktion vom meist Bietenden zu einem viel höheren Preis ersteigert.“ Ob der mediale Rummel und die rechtlichen Schritte der Sendung schaden oder vielmehr auch eine Art der Werbung seien, blieb unbeantwortet.

Deutsche Medien über Bares für Rares
Auch in zahlreichen deutschen Zeitungen und Medien war die "Bares für Rares" Sendung aus Österreich mit dem Schnäppchen-Bild, das zum Rekordwert versteigert wurde, Thema.
Foto: Screenshot / Google, Andreas Fussi

Seitens des Auktionshauses Dorotheum wollte sich Pressesprecherin Doris Krumpl nicht dazu äußern, wie der TV-Experte auf eine Schätzung von 500 Euro kommen konnte. Die erfahrene Expertin des Dorotheums, Dimitra Reimüller, schätzte den Wert auf 3.000 bis 4.000 Euro. „Das Interesse für dieses Bild ist zum Teil der guten Recherchearbeit des Dorotheum zu verdanken. Denn aufgrund der detaillierten Provenienzangaben (Besitzerverhältnisse in der Geschichte ...) inklusive Angaben des Auftraggeber des Werkes gab es sehr viele Interessenten, die mitgeboten haben“, informiert Krumpl. Der Käufer kam aus Deutschland, bestätigt sie. „Höhensprünge kommen regelmäßig bei Auktionen vor“, weiß die Dorotheum-Sprecherin.

Es handelt sich bei dem Gemälde laut Dorotheum um das Werk "Wilde Kaninchen im Grase" - „rückseitig alt betitelt und bezeichnet F. v. Rayski Nr. 4471, monogrammiert (ligiert) F. v. R., Öl auf Leinwand, 73 x 60,5 cm, gerahmt (Rahmen beschädigt).“

Provenienz:
Vermutlich 1860 für Alexander oder Kurt Graf von Einsiedel-Milkel gemalt;
Sammlung Alexander Graf Einsiedel-Milkel, Milkel, Oberlausitz, 1906;
Im Erbgang Kurt Haubold Alexander Graf von Einsiedel, Reibersdorf (Sachsen);
Unbekannte Sammlung;
Privatsammlung, Österreich.

Ausgestellt:
Jahrhundert-Ausstellung Deutscher Kunst, Berlin, 1906, Nr. 1388m;
Arnold, Dresden, 1907, Nr. 92;
Ausstellung Schulte, Berlin, Nr. 24;
Cassirer, Berlin, 1915, Nr. 30.

Verzeichnet in: Walter Maräuschlein, Ferdinand von Rayski. Sein Leben und sein Werk, Bielefeld/Leipzig 1943, S. 227, Nr. 265.

Quelle: https://www.dorotheum.com/de/l/8333552/#

Wilde Kaninchen im Grase
Das Ölgemälde "Wilde Kaninchen im Grase" von Ferdinand von Rayski.
Foto: Dorotheum GmbH & Co KG

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