Heinz Haberfeld erzählt: Den Apotheken gehen die Medikamente aus

Mehr als 600 Medikamente sind in Österreichs Apotheken derzeit nicht oder nur sehr eingeschränkt erhältlich. Es gibt Versorgungsengpässe wie selten zuvor. Insbesondere Antibiotika, Schmerzmittel und Cortisonpräparate sind Mangelware. Hier vor allem jene, die speziell für Kinder geeignet sind. Sogar die Aspirin Plus C-Packung mit 40 Brausetabletten kann momentan nicht geliefert werden.
Rund jeder sechste Österreicher ist davon betroffen. In der Grippewelle ein zunehmendes Problem.
Einige große Pharma-Konzerne haben ihre Produktionen aufgrund der niedrigeren Gesamtkosten etwa nach China und Indien verlagert. In Asien wird somit ein großer Teil der pharmazeutischen Massenware hergestellt und kann bei dort vorherrschender Personalknappheit oder Schwierigkeiten auf den Transportwegen nicht nach Österreich gebracht werden.
Enormer Zeitaufwand wegen Lieferengpässen
Der Präsident der Niederösterreichischen Apothekerkammer und Chef der Landschaftsapotheke in Baden, Heinz Haberfeld erklärt: „Die Lieferengpässe sind für die Apotheken mit einem enormen Zeitaufwand hinsichtlich der Organisation, der Logistik und der Kommunikation mit den Ärzten verbunden. Durchschnittlich hat eine österreichische Apotheke Arzneimittelvorräte für einen Monat.“ Bei einem kompletten Lieferstopp habe auch dieses Kontingent jedoch ein Ende.
Von 20 Bestellungen für Antibiotika hat die Landschaftsapotheke in Baden in der vergangenen Woche aufgrund dieser Schwierigkeiten beispielsweise sogar 18 Lieferabsagen erhalten. Immerhin gibt es Alternativen und auch eine Gegen-Strategie im Schulterschluss: „Die Produktion von pharmazeutischen Massenwaren etwa in Asien, soll schrittweise nach Europa zurückgeholt werden. Weiters planen wir die Umsetzung von erweiterten Lagerkapazitäten in dem pharmazeutischen Großhandel und einen zusätzlichen Ankauf von Rohstoffen für den Vorrat in Krisenzeiten“, sagt Haberfeld.
PCR-Testungen in Apotheke noch bis 30. Juni
Die Corona-Pandemie hat ebenfalls ihre Spuren in allen Teststationen in Baden hinterlassen. Bis Ende März werden noch Testungen in dem Apotheken-Container vor dem Strandbad durchgeführt. In der Landschaftsapotheke gibt es diese Möglichkeit bis 30. Juni.
Aktuelle Studie von Marketagent
Eine aktuelle Studie unter 1.000 Befragten des Badener Online-Research Institutes Marketagent zeigt beachtliche Erkenntnisse. Demnach vertrauen 71 Prozent und somit die meisten der Befragten den Apothekern und Apothekerinnen. 69 Prozent schenken ihr Vertrauen dem Pflegepersonal, 66 Prozent den Ärzten und Ärztinnen. Die Schlusslichter des Rankings bilden die Pharmaunternehmen mit 19 Prozent und das Gesundheitsministerium mit zwölf Prozent.
Von der Politik fühle sich die Bevölkerung allein gelassen. 70 Prozent finden nicht, „dass die Verantwortlichen genügend unternehmen, um eine ausreichende Medikamentenversorgung sicherzustellen“, berichtete Marketagent-Geschäftsführer Thomas Schwabl.