Die Sonne, 1.001 Dächer und eine Waldviertlerin

Erstellt am 17. Februar 2020 | 16:34
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Cornelia Daniel verfolgt ein klares Ziel: Jedes Unternehmerdach in Österreich mit einer Photovoltaikanlage auszustatten.
Foto: MinC/Carina Rambauske
Viele Jahre war Carina Rambauske als Redakteurin für die NÖN in Niederösterreich unterwegs. Aktuell fährt sie im Auftrag von ecoplus durch das Bundesland, um mit den Unternehmerinnen und Unternehmern über klima- und ressourcenschonende Innovationen zu sprechen.

Teil 3 unserer Blog-Serie mit Besuch bei Cornelia Daniel von Dachgold

Als Bill Gates 1978 davon sprach, dass einmal auf jedem Tisch ein Computer stehen wird, hat ihm das keiner geglaubt. Cornelia Daniel ging es ähnlich, als sie sich vor sechs Jahren Gates’ Vision zum Vorbild nahm und ihre eigene Mission formulierte: Jedes Unternehmerdach in Österreich mit einer Photovoltaikanlage auszustatten.

Erster Schritt: Bis 2020 die Dächer von 1.001 Unternehmen. „Tausendundein Dach“ nennt sich diese Initiative, die sie mit dem Anlagenbauer 10hoch4 umsetzt. Unmöglich? Eigentlich nicht. 427 Dächer ist der aktuelle Stand. Und sieht man sich die Exponentialkurve – und vor allem die Leidenschaft der Unternehmerin – an, können sich die restlichen dieses Jahr noch ausgehen.

„Was kostet’s, was bringt’s?“

Als Cornelia Daniel die Glaserei Planer, ein Kunde von Tausendundein Dach besucht, kommt spontan eine Unternehmerin vorbei. Sie überlege schon lange, ihr Firmengebäude mit erneuerbarer Energie auszustatten und hat von der Initiative Tausendundein Dach gehört. Sie glaubt, jetzt sei ein guter Zeitpunkt dafür. „Es gab nie bessere Voraussetzungen“, bestätigt die Solarexpertin im Gespräch. „Aktuell sind die Förderungen super.“

Sie lädt die Unternehmerin zu einem Quick-Check-Termin ein, bei dem sämtliche Parameter (Dach-Lage, Höhe des Stromverbrauchs etc.) erfasst werden. Im Anschluss gibt es eine Auflistung, in welcher Kosten- und Einsparungsliga sich das Unternehmen bewegt. Darauf folgt eine Detailanalyse mit einem genauen Projektangebot. Denn die Frage „was kostet’s, was bringt’s?“, steht bei der Wirtschaftsabsolventin an oberster Stelle.

Deshalb auch die Fokussierung auf Unternehmensdächer: „Weil der Eigenverbrauch hier sehr hoch ist, ist das Speichern kein Thema. Deshalb macht es Sinn, dort auch viel Energie zu erzeugen, da es ohnehin gleich wieder verbraucht wird“, erläutert Daniel. Das großartige daran: Die Investition lässt sich mit dem eigens entwickelten Gestehungskostenrechner wirtschaftlich darstellen und ganz einfach nachvollziehen.

Pro Dach ein Augenlicht

Doch nun einmal zurück zum Anfang – und in Cornelia Daniels Fall: ins Waldviertel, wo ihre Geschichte als „leidenschaftliche Sonnenanbeterin auf allen Ebenen“ beginnt. Nicht nur, weil sie im Juni geboren ist und nicht nur, weil ihr Vater – ein Installateur – schon früh eine Solarthermieanlage hatte. Sondern, weil sie sich im Zuge ihrer Diplomarbeit an der Wirtschaftsuniversität Wien mit dem australischen Solarmarkt beschäftigte. Und weil sie noch ein wenig später bei einer Solarinvestmentfirma arbeitete und für große Parks in Italien und Spanien die Wirtschaftlichkeitsberechnungen aufstellte.

„Die Solarenergie hat sich immer wieder vor mich gestellt“, blickt die Waldviertlerin schmunzelnd zurück. Sie kam nicht umher, sich Know-how zu erneuerbaren Energien im Allgemeinen und Solarenergie im Speziellen anzueignen. Jedes Mal, wenn sie sich bei einem Thema nicht auskannte, schrieb sie darüber. Aus dieser Eigeninitiative entwickelte sich bald Expertentum: In Kombination mit ihrer Wirtschaftlichkeitsexpertise wurde sie gefragte Key-Note-Speakerin und Gastvortragende an verschiedenen Universitäten.

Mit der Gründung ihres Unternehmens Dachgold folgte 2011 die Beratung anderer Unternehmen zur Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen. Drei Jahre später, 2014, dann die Initiative Tausendundein Dach, die Unternehmen bis zum schlüsselfertigen Bau der kompletten Photovoltaikanlage begleitet. Ob deren Ziel, 1.001 Unternehmens-Dächer bis Ende 2020 mit einer Photovoltaikanlage auszustatten, erreicht wird, zeigt sich in wenigen Monaten.

Eine schöne Erfolgsstory wird Cornelia Daniel aber so und so zu erzählen haben: Von der Umwelt, die durch die steigende Anzahl von Photovoltaikanlagen entlastet wird. Von Kunden, die als Solarhelden ein ganzes Netzwerk gespannt haben. Und von blinden Menschen in Afrika, die von einer Augenlicht-Operation profitieren, die bei jedem Dach bzw. 20 Kilowattstunden gespendet wird.

Mehr Kraft für die erneuerbaren Energien

„Think big ist tatsächlich Devise. Es ist genauso anstrengend klein zu denken, also warum nicht gleich groß?“, antwortet Cornelia Daniel auf die Frage nach ihrem unternehmerischen Weg. Dabei brauche es gar nicht mehr so viel, um erneuerbare Energien in die ganze Welt zu bringen. „Wenig bei der Technik, sondern viel Soziologie, Psychologie und ganz viel politische Rahmenbedingungen sind erforderlich, damit sich erneuerbare Energie durchsetzen kann.“

Und einen größeren Kuchen, damit sich die Erneuerbaren nicht gegenseitig ausstechen müssen. „Jeder hat seine Aufgabe“, ist sie überzeugt. Für Bill Gates waren es die Computer, für Cornelia Daniel ist es ist die Solarenergie.