SPÖ-Konflikt: Eiszeit zwischen Bruck und Jürgen Maschl

Erstellt am 15. Februar 2023 | 05:30
Lesezeit: 4 Min
Jürgen Maschl und Rainer Windholz
Jürgen Maschl (links im Bild) lässt sich Schuld für Brucker Ergebnis nicht geben. Rainer Windholz (rechts im Bild): „Wurde auf übelste Art kampagnisiert.“
Foto: Rudolf Schmied/Cajka
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Der Riss zwischen der Bezirkspartei und der Brucker SPÖ wird auch noch die Landespartei beschäftigen.

Zwischen der Brucker Stadt-SPÖ und der Bezirksorganisation der Partei herrscht Eiszeit. Wie groß die Kluft ist, wurde in der Vorwoche deutlich, als die Brucker SPÖ für ihr schlechtes Abschneiden bei der Landtagswahl – minus 10,1 Prozent – den Bezirksvorsitzenden und Spitzenkandidaten Jürgen Maschl persönlich verantwortlich machte. Man habe jedes Vertrauen in Maschl und den Bezirksvorstand verloren und sei daher auch aus dem Gremium ausgetreten ( die NÖN berichtete ).

Jürgen Maschl will dies freilich nicht so auf sich sitzen lassen. Es sei nämlich keineswegs zutreffend, dass er eine Kandidatur von Bruckern bei der Landtagswahl verhindert habe, wie die SPÖ Bruck es ihm vorwarf. „Ich habe Rainer Windholz im Dezember 2021 gefragt, ob jemand aus Bruck kandidiert“, legt Maschl eine entsprechende E-Mail dazu – und auch Windholz‘ ablehnende Antwort – beim Gespräch mit der NÖN vor.

Und als eine der Kandidatinnen ihre Kandidatur zurückzog, habe er erneut nachgefragt, ob Bruck nicht doch auf der Liste vertreten sein wolle. „Ich hätte auch meinen Listenplatz zur Verfügung gestellt“, untermauert auch Andreas Hammer, Bürgermeister von Berg und Vorsitzender der SPÖ-Gemeindevertreter, die Schilderung Maschls.

Doch auch da hätte Bruck abgelehnt. Die Brucker SPÖ habe zudem an keiner Wahlkampf-Veranstaltung teilgenommen und Maschl sogar wissen lassen, dass sie es nicht wünsche, dass er in Bruck einen Wahlkampf-Auftritt absolviert. „Die Plakate und Manner Schnitten für Bruck liegen noch immer im Bezirksbüro. Sie wurden nie abgeholt“, erzählt Maschl.

Maschl: Geht auf Abwahl von Windholz zurück

Zurückzuführen sei all dies auf die Abwahl von Rainer Windholz als Bezirksvorsitzender vor einem Jahr. Wie schon sein Stellvertreter Martin Almstädter in der Vorwoche, betont auch Maschl, ebenso wie Hammer, dass dies eine demokratische Entscheidung gewesen sei. Die Mehrheit gab damals wie berichtet Maschl die Stimme. Damit war Windholz als Bezirksvorsitzende und in der Folge auch als Spitzenkandidat für den Bezirk abgewählt.

In der größten Krise für zwei Jahre abzutauchen, geht einfach nicht.“
Andreas Hammer, Vorsitzender der SPÖ-Gemeindevertreter

„Im Vorfeld hat es dafür genug Zeichen gegeben“, erinnert sich Hammer und meint: „In der größten Krise für zwei Jahre abzutauchen, geht einfach nicht. Rainer Windholz war kein Ansprechpartner für die Gemeinden, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Die Gemeinden waren unzufrieden“, so Hammer. Deren SPÖ-Vertreter seien es schließlich auch gewesen, die auf Maschl zukamen, um ihn zur Kandidatur zu bewegen.

„Ich habe meine Kandidatur ein halbes Jahr vorher Bürgermeister Gerhard Weil persönlich angekündigt“, betont Maschl. Und letztendlich habe er allein auf der Landesliste doppelt so viele Vorzugsstimmen erlangt, wie Windholz 2018. „Führung heißt auch Verantwortung übernehmen, aber hier geben mir einfach die Fakten recht“.

Brucks Austritt aus Vorstand ist Novum im Land

Wie die Landespartei nun mit dem Austritt Brucks aus dem Vorstand umgeht, wird sich zeigen. „So eine Situation gab es in ganz Niederösterreich noch nicht“, so Maschl. Seine Hand sei jedenfalls immer ausgestreckt gewesen. „Ich habe die Tür nicht zugeschlagen, aber derzeit ist sie zu“, so Maschl.

Zumindest darüber dürfte man sich einig sein. Denn die Brucker halten auf NÖN-Anfrage an ihrer Sicht der Dinge fest. Maschl habe zwar seine Kandidatur angekündigt, allerdings auch „mit Handschlag versprochen, nicht für eine Kampfabstimmung zur Verfügung zu stehen“, heißt es aus der Brucker SPÖ. Daran von Weil erinnert, habe Maschl zornig die Sitzung verlassen.

Von einer Unzufriedenheit mit Rainer Windholz habe weder er selbst, noch Stadtchef Gerhard Weil oder die Stadtpartei Kenntnis gehabt. „Dies entspricht eventuell nur der subjektiven, verzerrten Wahrnehmung eines Andreas Hammer. Vielmehr wurde auf übelste Art im Hintergrund fraktioniert und kampagnisiert, um Maschl in Stellung zu bringen“, so Windholz.

Auch bei der Erzählung über einen Vorschlag Weils für eine alternative Liste, die von Windholz angeführt worden wäre, scheiden sich die Geister. Während die Brucker meinen, dass dort „alle im Bezirk Berücksichtigung“ gefunden hätten, erklärt Maschl, dass Windholz‘ Liste eben von vielen nicht unterstützt worden wäre.

Das Angebot Maschls, Brucker auf die Liste zu nehmen, sei erst eine Woche vor Nennschluss gekommen und als „mehr als halbherzig zu bezeichnen“ gewesen, meint Windholz. Letztendlich seien die „Vorbehalte“ in Bruck so groß gewesen, dass Franz Schnabl und Maschl bei deren Bezirkstour dort tatsächlich nur von Stadtchef Gerhard Weil empfangen wurden.

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