Viele Senioren im Bezirk Bruck lehnen Führerschein-Überprüfung ab

Erstellt am 06. Juni 2023 | 20:00
Lesezeit: 4 Min
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Seniorenbund-Teilbezirksobfrau Magdalena Eichinger sieht in den Plänen der EU-Kommission eine Diskriminierung der älteren Generation.
Foto: Herbert Pangerl
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Die Vertreter von Pensionistenverband und Seniorenbund halten eine verpflichtende Überprüfung der Fahrtauglichkeit für ältere Menschen großteils nicht für nötig. Die meisten seien verantwortungsbewusst genug, so der Tenor im Brucker Bezirk.

Autofahrer ab 70 Jahren könnten in Zukunft zum Beispiel eine ärztliche Untersuchung benötigen, um weiter ihren Führerschein und damit die Fahrerlaubnis behalten zu können. Das sieht zumindest ein Vorschlag der EU-Kommission vor. Bei Seniorenvertretern kommt die - wieder hochkochende - Idee jedoch nicht wirklich gut an. „Es ist eine klare Diskriminierung der älteren Generation und spricht den Menschen jegliche Eigenverantwortung ab“, poltert Magdalena Eichinger, Obfrau des ÖVP-Seniorenbundes im Teilbezirk Schwechat sowie ihrer Heimatgemeinde Rauchenwarth.

Zudem sieht sie in dem Vorstoß keinen Sinn, denn: „Nur 13,3 Prozent aller Unfälle werden in Niederösterreich von Über-70-Jährigen verursacht“, kontert sie mit einer Statistik. Bei Unter-35-Jährigen wären es laut Eichinger hingegen mehr als 42 Prozent. Auch die Umsetzbarkeit dieser Fahrtauglichkeitsprüfung stellt die Rauchenwartherin infrage. So würden etwa in Niederösterreich 250.000 Personen leben, die älter als 70 sind. „Das sind 15 Prozent der Bevölkerung. Wenn die regelmäßig zur Überprüfung der Fahrtauglichkeit müssen, wie soll das funktionieren? Wir leiden schon jetzt europaweit unter einem Ärztemangel“, argumentiert sie. Letztlich hieße das Schlüsselwort „Eigenverantwortung“. Denn regelmäßige Kontrollen bei Brillen oder Hörhilfen sollten eigenverantwortlich durchgeführt werden.

Mit Untersuchen an an sich hätte Eichingers Pendant beim SPÖ-Pensionistenverband im Teilbezirk Schwechat, Wilhelm Dibon, kein Problem. „Aber es darf keine Sekkiererei sein“, betont der Rannersdorfer. Auch er müsse als Inhaber eins Lkw-Führerscheins regelmäßig seine Fahrtauglichkeit unter Beweis stellen - „das ist nichts grausliches und ich halte es für nicht schlecht.“ Dennoch schwingt ein großes „Aber“ mit. Denn ältere Autofahrerinnen und Autofahrer dürften nicht als Bittsteller zum Arzt bestellt werden und dieser entscheidet dann einfach über deren Zukunft mit oder ohne Auto. Zudem stellt er die Finanzierungsfrage für die ohnehin durch Teuerung & Co. schwer belastete Gruppe der Senioren. „Zusätzliche Kosten darf so eine Überprüfung keine verursachen“, legt er sich fest.

„Ich bin der Meinung, dass ältere Menschen das selbst entscheiden können sollten“, sagt auch Josefa Ecker, Seniorenbund-Obfrau in Bruck. Ihrer Erfahrung nach seien die meisten auch so verantwortungsbewusst, das Autofahren von selbst sein zu lassen, wenn sie sich dabei nicht mehr sicher genug fühlen. „Ich denke, die meisten gehen vernünftig damit um“, kennt Ecker persönlich einige Brucker, die das Auto irgendwann stehen gelassen hätten. „Eine Bekannte hat etwa mit 90 entschieden, dass sie nun lieber nicht mehr selbst fahren möchte“, erzählt Ecker. Die Seniorenbund-Chefin selbst fährt übrigens meist lieber mit dem Rad. „Ich habe zwar einen Führerschein, aber in Bruck ist mir das Fahrrad lieber. Damit kommt man in der Stadt einfach schneller voran“, weiß Ecker.

Auf die Vernunft der älteren Generation hofft auch ihr Pendant beim Pensionisten-Verband, Erwin Schwaiger. „Ich denke, die derzeitige Regelung ist ausreichend. Ältere Leute sind keine Rowdies, sie sind meistens pflichtbewusst“, meint Schwaiger. Auch er kennt im Verein Mitglieder, die selbst entschieden hätten, den Autoschlüssel irgendwann an den Nagel zu hängen. Erst vor kurzem habe ihm ein Mann mit 88 erzählt, dass er das Autofahren nun lieber sein lasse. „Beim Amtsarzt zwangsweise vorgeführt zu werden, das würde ich dann schon diskrimierend finden“, so Schwaiger. Da sei man dem Urteil des Arztes ausgeliefert, der „einem dann vielleicht vorbeugend den Führerschein abnimmt, nur weil er kein Risiko eingehen will“, befürchtet Schwaiger. Was er sich schon vorstellen könnte, wären etwa verpflichtende Fahrstunden ab einem gewissen Alter. „Wenn ein Unfall passiert, ist das natürlich etwas Anderes. Aber das ist ohnehin auch jetzt schon so“, so der Brucker Pensionistenverbands-Vorsitzende.

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